Beschreibung
Der Autor untersucht anhand von stationären Fallakten, wie sich der Habitus der Psychoanalytischen Sozialarbeit in der Handlungspraxis von PraktikerInnen darstellt. Zur Analyse des Aktenmaterials verwendet der Autor ein von ihm eigens entwickeltes methodisches Instrumentarium, welches auf der Dokumentarischen Methode basiert. Ergänzt werden die Analysen durch Gruppendiskussionen mit den MitarbeiterInnen. Die Akten werden als differenzierte Kommunikationsmittel betrachtet, aus welchen sich unter Berücksichtigung des jeweiligen Erstellungskontexts gültige Aussagen über die Handlungsweisen der MitarbeiterInnen einer Institution herausarbeiten lassen.
Die Psychoanalytische Sozialarbeit stellt eine Spielart der Sozialen Arbeit dar, die sich an der Schnittstelle von Sozialarbeit und Psychotherapie befindet. Sie bietet beispielsweise im Kontext einer stationären Jugendhilfemaßnahme die Möglichkeit, milieu- und psychotherapeutisch zu arbeiten und gleichzeitig die „sozialen Defizite“ des Klienten (Familienkonstellation, Schulabschluss etc.) in den Blick zu nehmen. Im Rahmen dieses Buches untersucht der Autor anhand der qualitativ-rekonstruktiven Analyse von stationären Fallakten des Vereins für Psychoanalytische Sozialarbeit Rottenburg/Tübingen, wie sich der Habitus der Psychoanalytischen Sozialarbeit in der Handlungspraxis der PraktikerInnen darstellt.
Der Autor untersucht, inwiefern über die unterschiedlichen Milieus innerhalb zweier Wohngruppen des Vereins für Psychoanalytische Sozialarbeit anhand unterschiedlicher Fälle und Themen homologe Konstruktionsprinzipien in der Fallbearbeitung rekonstruiert werden können.
Aus dem Aktenmaterial konnte ein Basisorientierungsrahmen (Basistypik) rekonstruiert werden, der mit Material aus drei Gruppendiskussionen weiter differenziert und ausgearbeitet werden konnte. Somit konnte sich empirisch der Frage weiter angenähert werden, was Psychoanalytische Sozialarbeit kennzeichnet und wie sich diese Arbeitsweise in den Wahrnehmungen und der Handlungspraxis der MitarbeiterInnen des Vereins für Psychoanalytische Sozialarbeit Rottenburg/Tübingen darstellt.
Es kann davon ausgegangen werden, dass Akten neben ihrer Funktion als Dokumentationsmedium immer auch einen Legitimationszweck (nach innen und nach außen) haben, der die Darstellung des Modus Operandi/der Handlungspraxis zur Absicherung bzw. Versicherung unter Gleichgesinnten beinhaltet. Um zu verhindern, dass durch die Aktenanalyse lediglich die Auffassungen der MitarbeiterInnen nachgezeichnet werden, verwendet der Autor Gruppendiskussionen, um die Ergebnisse der Aktenanalyse im Kontext eines Vergleichshorizontes betrachten und differenzieren zu können. Auch die Triangulation von Aktenmaterial und Gruppendiskussionen unter dem methodologischen Dach der dokumentarischen Methode ist ein neuartiges Unterfangen. Da es bislang für die qualitative Analyse von Akten keine eigenständige Forschungsmethodik gibt, schlägt der Autor in diesem Buch einen eigenen auf der dokumentarischen Methode basierenden Analyseansatz vor und bringt diesen zur Anwendung.
Der Autor:
Dr. rer. soc. Jakob Erne,
Universität Tübingen
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Target group: Forschende und PraktikerInnen der Sozialen Arbeit
Renner –
Hat mir in meinem (forschungs)praktischen Umgang mit Akten sehr geholfen! Sehr zu empfehlen!