Beschreibung
Die arbeitsmarktorientierte Teilhabe wird immer schwieriger — gerade für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung. Sind andere Formen der Teilhabe und Sinnfindung in Zeiten schwindender Erwerbsarbeit möglich? Die Autorin sucht mit dieser qualitativen Studie darauf eine Antwort im selten untersuchten Schnittbereich von Freiwilligenengagement und Sozialpsychiatrie.
Ausgehend von sozialwissenschaftlichen Überlegungen zur Bedeutung von Arbeit und den Diskursen um bürgerschaftliches Engagement als Tätigkeit neben Erwerbsarbeit nimmt die Studie ebenso die wechselhafte Geschichte der Psychiatrie in den Blick. Da keinerlei Daten zu Psychiatrie-Erfahrenen Tätigen vorliegen, rücken deren subjektiven Konstruktionen — mit Betonung der Freiwilligkeit — in den Mittelpunkt der Forschung. Die „Passungswege“ Psychiatrie-erfahrener Freiwilliger werden anhand von Interviews rekonstruiert. Es entsteht ein einmaliges Wissenspanorama des Engagements von Psychiatrie-Erfahrenen. Als entscheidendes Kriterium für gelingende Freiwilligenarbeit stellt die Studie die biographische Passung und die Identitätsrelevanz in den Mittelpunkt. Durch die Erfahrung von Autonomie, sozialer Einbindung und Kontinuität werden Vertrauen und Sicherheit erlebt — die Bildung von Kohärenz wird so möglich. Die Passungswege der einzelnen Befragten können nur in ihrer individuellen Besonderheit nachvollzogen werden, so dass der Sinn letztlich immer nur als Eigensinn verstanden werden kann. Als Konsequenz für die Soziale Arbeit (nicht nur in der Sozialpsychiatrie) ist die individuelle Besonderheit des einzelnen Menschen — neben der Teilhabe — eine entscheidende Dimension. Neben den wichtigen Diskussionen um Modularisierung und Evidenzbasierung verdient gerade der Eigensinn (wieder) erhöhte Aufmerksamkeit.
Die Autorin:
Dr. des. Andrea Dischler, Dipl. Sozialpädagogin (FH), Sozialarbeiterin in der Sozialpsychiatrie (München), Nebenamtliche Lehrkraft für besondere Aufgaben an der KSFH München
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