Beschreibung
Angesichts des europa- und weltweiten Erstarkens rechtspopulistischer und autoritärer Bewegungen widmet sich der Autor mithilfe soziologischer und sozialphilosophischer Theorien zwei Begriffen, die derzeit zur Beschreibung der politischen Lage Konjunktur haben: Autoritarismus und Postfaktizität. Er argumentiert, dass wir es bei postfaktischen und autoritären Haltungen mit einem Zerfall menschlicher Selbst- und Weltbezüge zu tun haben, der moderne demokratische Gesellschaften in Gefahr bringt und nach einer entsprechend grundlegenden gesellschaftlichen Antwort verlangt. Das Buch ordnet diese viel und kontrovers diskutierten gegenwärtigen Entwicklungen in einen theoretischen Horizont ein und leistet einen Beitrag dazu, sie in ihren Ursachen und Symptomen zu verstehen.
Autorität in der ursprünglichen, etymologischen Bedeutung des Schöpferischen beinhaltet bereits den Hinweis auf einen Weltbezug, der einseitig gerichtet die Wirklichkeit nicht erkennt, sondern sie sich nach seinen Vorstellungen zu schaffen versucht. So handelt es sich beim Autoritarismus nicht um einen psychischen Zustand (wie die klassischen Autoritarismusstudien noch annahmen), sondern um ein spezifisches Welt- und Selbstverhältnis. Der Autor arbeitet daher den Autoritarismusbegriff als einen sprach- und praxistheoretischen Begriff aus, der auch gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen verständlich machen kann. Es folgt die Auswertung empirischer Studien der letzten Jahre im Hinblick darauf, was sie über die Strukturen zeitgenössischer autoritärer Haltungen und die Stoßrichtung von auf ihre Aktivierung und Verstärkung gerichteten Politiken verraten. Der Band endet mit einem auf eine demokratische Bildungspraxis gerichteten Kapitel zu Interventions- und Gegenstrategien.
Aus dem Inhalt:
- Autor – Autorität – Autoritarismus
- Stereotypie – Syndrom – Autoritarismus
- Ein Blick auf ‚Die Sprache des Dritten Reiches‘
- Die Sprachphilosophie von Ludwig Wittgenstein
- Zum Verhältnis der Begriffe ‚Verdinglichung‘ und ‚Stereotypie‘
- Ein sprachtheoretischer Blick auf den Syndromcharakter von Vorurteilen
- Die ‚Authoritarian Personality‘ und der Syndromcharakter von Vorurteilen
- Zusammenfassung: Theorie des Autoritarismus
- Über autoritäre Haltungen in ‚postfaktischen‘ Zeiten
- Statt einer Handlungsempfehlung
Der Autor:
Dr. Björn Milbradt ist Leiter der Fachgruppe „Politische Sozialisation und Demokratieförderung“ am Deutschen Jugendinstitut in Halle (Saale)
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Zielgruppen:
Forschende, Lehrende und Praxis der Soziologie, Sozialwissenschaften, Sozialen Arbeit, Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft, Politische Bildung
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