Beschreibung
Menschenrechte haben den Anspruch, universell gültig zu sein, und doch sind manche Gruppen davon ausgeschlossen. Die Autorin untersucht machtkritische feministische Ansätze von Seyla Benhabib, Judith Butler und Gayatri C. Spivak, um diesen Ausschlüssen auf die Spur zu kommen. Es wird gezeigt, dass das den Menschenrechten zugrunde – liegende Verständnis von Gesellschaft und Individuum beständig überprüft werden muss, damit sich das emanzipatorische Potential der Menschenrechte entfalten kann und bisher ungehörte Stimmen Gehör finden.
Das emanzipatorische Potenzial von Menschenrechten begründet sich in dem universalen Geltungsanspruch. Da manche Lebensrealitäten und Erfahrungswelten ausgeschlossen werden, kommt dieses jedoch nicht immer zum Tragen. Grund dafür ist nicht nur eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Bereits Begründungen des menschenrechtlichen Universalismus können auf ausschließenden Subjektvorstellungen sowie auf asymmetrischen Machtverhältnissen basieren und dadurch gesellschaftliche Ausschlüsse reproduzieren.
Die in der Studie diskutierten feministisch-kritischen Ansätze von Seyla Benhabib, Judith Butler und Gayatri C. Spivak sind paradigmatisch für den gegenwärtigen feministischen und gesellschaftskritischen Menschenrechtsdiskurs. Sie leisten mit ihren jeweiligen Analysen wesentliche Beiträge dazu, sowohl bestehende Ausschlüsse in Menschenrechtsinterpretationen ausfindig, als auch gesellschaftliche Ausschlüsse mithilfe der Menschenrechte anfechtbar zu machen. Mit Benhabib werden die normativen Grundsätze des Universalismus aus einer kontext- und geschlechtssensiblen Perspektive begründet. Ausgehend von den sozialen und von Machtverhältnissen durchzogenen Bedingungen des Subjekts und den ambivalenten Funktionen von sozialen Normen, gibt Butler Hinweise dafür, wie das Subjekt der Menschenrechte inklusiver gedacht werden kann. Asymmetrische Subjektpositionen und Repräsentationsmöglichkeiten, wie sie Spivak im Kontext von postkolonialen Machtverhältnissen thematisiert, gilt es in einem selbstkritischen Dialog abzubauen, damit alle Subjekte gleichermaßen im Menschenrechtsdiskurs vertreten sein können.
Mit diesen machtkritischen Analysen sowie anhand von politischen Kämpfen sozialer Bewegungen und marginalisierter Gruppen wird gezeigt, dass das emanzipatorische Potenzial der Menschenrechte nur in beständigen Reformulierungen grundlegender Konzepte durch die Schaffung gleichberechtigter Repräsentationsmöglichkeiten sowie durch unabgeschlossene Aushandlungs- und Lernprozesse zu realisieren ist. Sie zeigen auch, wie sich bisher ungehörte Stimmen Gehör verschaffen.
Die Autorin:
Imke Leicht,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN), Koordinatorin des Masterstudiengangs M.A. Human Rights, Universität Erlangen-Nürnberg
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: WissenschaftlerInnen und Studierende der Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaft sowie Gender und Diversity Studies, AktivistInnen und PraktikerInnen aus den Bereichen Menschenrechte, Feminismus, Frauenrechte und LBGTI*-Rechte
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.