Beschreibung
Ausgezeichnet durch die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft – Preisverleihung auf dem Kongress der DVPW im Septemer 2006 in Münster
Die aktuelle Debatte um die so genannte Wissensgesellschaft verdeutlicht, welche weit reichenden Veränderungen im Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auf uns zukommen werden. „Die Regierung des Wissens“ untersucht Ausgangsbedingungen und Transformationsprozesse sowohl aus geschlechter- und demokratiepolitischer als auch aus gouvernementalitätstheoretischer Perspektive.
Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik wird derzeit gesellschaftlich neu formiert. Obgleich die finanzielle Lage an deutschen Hochschulen katastrophal ist, reagiert die Politik mit zunehmenden Kontrollen – statt mit Mittelzuweisungen – auf den akuten Notstand. WissenschaftlerInnen sind einer erhöhten Sichtbarkeit ausgesetzt, wissenschaftliches Handeln wird mit Misstrauen beobachtet. Ist dies als die schon lange überfällige Demokratisierung der vormals exklusiven Orte des Wissens oder als eine politisch gewollte Disziplinierung ihrer „BewohnerInnen“ zu deuten? Aus einer geschlechter- und demokratiepolitischen Perspektive untersucht das Buch diese politiktheoretische Frage in kritischer Auseinandersetzung mit drei aktuellen Diskursen: der wissenschaftlichen Debatte über die so genannte Wissensgesellschaft, der feministischen Diskussionen zur Wissenschaftstheorie, -forschung und -politik sowie der neueren gesellschaftstheoretischen Überlegungen zur Disziplinar-, Kontroll- und/oder Sicherheitsgesellschaft. Die Grundlage zur Integration der drei disparaten Diskurse bilden Michel Foucaults Vorlesungen zur „Geschichte der Gouvernementalität“, die den Rahmen für die Analyse der gegenwärtigen Relation der Teilsysteme Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Ökonomie zueinander abstecken. Die derzeit entstehende neoliberale Regierung des Wissens, die sich in den neuen machtvollen Strukturen gegen die Wissenschaft dokumentiert, kommt allerdings nicht ohne die WissenschaftlerInnen selbst aus, die sich an ihrer eigenen Regierung wirkungsvoll beteiligen. Eine neoliberale Regierung des Wissens braucht deshalb „Gegen-Verhaltensformen“ (Michel Foucault), die nicht, wie bislang, der machtvollen Logik weit gehend folgen.
Aus dem Inhalt:
Transformierte wissenschaftliche Sichtbarkeiten. Aktuelle Lage, aktuelle Fragen, gesellschaftstheoretische Überlegungen
WissenschaftlerInnen in der Disziplinargesellschaft, der Kontrollgesellschaft, der Sicherheitsgesellschaft?
Geschlechterverhältnisse und wissenschaftliche Disziplin(ierung)en
Die so genannte Wissensgesellschaft. Neue Relationen und Grenzen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
Der wissenschaftliche Wissensgesellschaftsdiskurs und seine Geschichte
Die neuen Relationen der gesellschaftlichen Teilsysteme zueinander
Die Position Helmut Willkes
Die Position Peter Weingarts
Zurück zur „Sichtbarkeitsfrage“
Wissenschaft als androzentrische oder feministische Politik. Feministische Herrschaftsanalysen des Wissenschaftssystems
Zwei Wissenschaftlerinnen im Wissensgesellschaftsdiskurs
Die Relation zwischen Wissenschaft und Politik in der feministischen Wissenschaftstheorie
Die „mikrophysikalischen“ Machtanalysen der aktuellen deutschsprachigen feministischen Wissenschaftsforschung
Gleichstellungspolitik an den Hochschulen
Die Regierung des Wissens. Die Relation Wissenschaft/Politik zwischen klassischem Liberalismus und Neoliberalismus
Die drei disparaten Diskurse – eine knappe Zusammenfassung und viele offene Fragen
Zurück zur Frage „Disziplinar- versus Sicherheitsgesellschaft“
„Spiele“ der Macht und Gegen-Verhaltensformen – wie weiter mit einer feministischen Wissenspolitik?
Die Autorin:
Prof. Dr. Barbara Holland-Cunz, Autorin vieler Publikationen, u.a.: „Feministische Demokratietheorie“, Opladen 1998 und „Die alte neue Frauenfrage“, Frankfurt/Main 2003; Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Frauenforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.