Beschreibung
Das Buch bietet eine Einführung in die Diskursforschung und eine Anwendung des Diskursbegriffes auf unterschiedliche Machtproblematiken. Der erste, theoretische Teil des Buches vermittelt eine kritische Übersicht über die wichtigsten Diskurstheorien: Foucault, Bourdieu, Fairclough und Greimas’ Strukturale Semiotik. Im zweiten Teil wird die Textsoziologie als Weiterentwicklung der Strukturalen Semiotik nach Greimas auf psychiatrische, juristische, politische und wissenschaftliche Diskurse als Formen der Machtausübung angewandt. Im letzten Kapitel werden diskursive Machtansprüche im Zusammenhang mit bekannten wissenschaftlichen Debatten, wie dem „Positivismusstreit“ oder der Habermas-Luhmann-Debatte, beschrieben.
In diesem Buch geht um die Machtfrage „Wer erzählt wen?“, die sich auf die folgenden Bereiche bezieht: Psychiatrie (im Zusammenhang mit Goffman), Gerichtsverfahren (im Zusammenhang mit Artur Londons Ich gestehe), Wahlkampfreden (Obama, Trump, Biden) und Wissenschaft (Positivismusstreit, Habermas-Luhmann-Debatte).
Das Buch vermittelt eine kritische Übersicht über die wichtigsten Diskurstheorien, auf der die vom Autor ausgearbeitete Textsoziologie teilweise gründet. Dabei handelt es sich um eine zugleich soziologische und semiotische Analyse, in der die sozialen, semantischen und narrativen Verfahren von Diskursen untersucht werden und in der gezeigt wird, wie ein Diskurs mit Hilfe von Relevanzkriterien, Selektionen und Erzählverfahren versucht, den anderen Diskurs zu umfassen, zu dominieren.
Im Mittelpunkt steht dort die Frage, wie das Machtstreben in den Sozialwissenschaften die Verständigung behindert und wie es möglichst weit zurückgedrängt werden könnte, damit eine genuine Verständigung zustande kommt.
Der Autor:
Peter V. Zima, em. Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Österreich
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Die Zielgruppe:
Forschende, Lehrende und Studierende der Soziologie und Sozialwissenschaften
Soian Grap –
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da der Schwerpunkt meines Soziologiestudiums auf Diskurstheorie und damit verbundenen Themen und Fragen lag. Jedoch musste ich feststellen, dass ich falsche Erwartungen an das Buch hatte und im Endeffekt enttäuscht wurde.
Zimas Anliegen für sein Buch ist es, verschiedene Diskursbegriffe vorzustellen, um schließlich einen zu erläutern, der sich dazu eignet, Macht zu untersuchen. Das eigene Machtverständnis für dieses Vorhaben definiert Zima aber nicht, bevor er die Arbeit Michel Foucaults kritisiert. Sein Diskursbegriff sei „sehr rudimentär“, also kaum vorhanden – aus meiner Sicht eine Frechheit, das so zu behaupten. (Bei der Foucault-Lektüre kommt man kaum um diesen Begriff und seine Komplexität herum.) Zimas Kritik an Foucault scheint darin begründet, dass Foucault in seinen Arbeiten keine kurze, prägnante und positiv formulierte Definition von Diskurs liefert, die ohne eine Verschränkung mit anderen Konzepten (u.a. Macht) funktioniert.
Mir stellt sich hier die Frage, weshalb Zima in einem Einführungswerk auf Theorien und Autoren eingeht, die offensichtlich nicht zu seinem Verständnis der zentralen Begriffe (Diskurs und Macht) passen. Zumal die Darlegungen dieser Theorien durch Zima m.E. schwer verständlich, da sehr oberflächlich, sind und seine Kritik daran auch nicht nachvollziehbar, da unzureichend ausgeführt, ist.
Markus Ohmann –
Der Autor gibt in seinem Buch „Diskurs und Macht“ einen Überblick über verschiedene theoretische Perspektiven. Dabei werden neben Klassikern wie Foucault und Bourdieu auch weniger bekannte Theorien benannt und erläutert. Damit bietet dieses Buch einen guten Überblick über verschiedene Theorien im Bereich von Diskurs und Macht. Gleichzeitig werden die theoretischen Perspektiven, welche multiperspektivisch sind, im zweiten Teil des Buchs anhand von Praxisbeispielen erläutert. Insbesondere der Praxisbezug im zweiten Teil ist hervorzuheben, da die Theorien hier durch die Praxis unterstützt werden und somit das Verständnis fördern. Insgesamt stellt dieses Buch einen modernen Klassiker dar. Es dient insbesondere als Überblick, weniger als detaillierte Erläuterung aller Theorien. Wer jedoch eine konkrete Definition von Diskurs sucht, wird dieses Buch wenig mögen.