Beschreibung
Frauen sind besonders vom Klimawandel betroffen: Die durch die Veränderungen ausgelösten Krisen drängen sie in überkommene Geschlechterverhältnisse. Darum muss Klimapolitik nicht nur eine Neukonzeption des Ökonomischen vorantreiben, sondern auch mit einer Patriarchatskritik einhergehen, die bis in die Konzepte von Gerechtigkeit hineinwirkt. Wenn nachhaltige ökonomische Konzepte entwickelt werden sollen, müssen sie die Kategorie Geschlecht berücksichtigen und Klimaverhältnisse gendersensibel analysieren. Für eine neue Sichtweise werden Ariel Sallehs Konzept des Ökofeminismus und Hannah Arendts Vita activa herangezogen. Die Güter- und Tugendethik wird klimaethisch aktualisiert und eine Feministische Geldtheorie erörtert.
Der Klimawandel erfordert die Neukonzeption des Ökonomischen – über diese Erkenntnis verfügt die Welt spätestens seit dem Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit aus dem Jahre 1972. Ebenso ist es unverkennbar, dass Frauen weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Diese Auswirkung wiederum zeigt, wie überkommene Geschlechterverhältnisse nach wie vor reproduziert werden.
Das Neue Klimaregime verlangt, die Prozesse der Zivilisation neu zu beschreiben, kraft derer die Gesellschaften sich reproduzieren und weiterbestehen.
Dass die zivilisatorischen Prozesse neu beschrieben werden müssen, ist gerade auch eine Folge des Patriarchalismus von ökonomischen und politischen Zusammenhängen. Darum fordert eine solche Neubeschreibung dazu heraus, Alternativen zur patriarchalen Verfasstheit der Welt zu entwickeln. Dies betrifft die Vorstellungen von Ökonomie, Politik, Naturbeziehungen, Geschlechterverhältnissen und gerade auch vom Ethischen. Die drei Schwerpunktthemen dieses Buches „Die Ökologie des Ökonomischen und Ökofeminismus“, „Klimaethik“ und „Feministische Geldtheorie“ tragen zu diesem Projekt bei. Die Zusammenstellung der drei Schwerpunkte hat ihren gemeinsamen Nenner in der ethischen Kategorie, die seit der Antike als die höchste der Tugenden betrachtet wird, weil sie eine der komplexesten Reflexionskompetenzen erfordert: in der Gerechtigkeit.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
PD Dr. phil. Dr. theol. Andrea Günter, Privatdozentin für Philosophie, u.a. an der Universität Freiburg; freischaffende Autorin und Referentin in der beruflichen Fort- und Weiterbildung; Coaching-, Teamentwicklungs- und Moderationsprojekte
Die Fachbereiche:
Gender Studies, Philosophie, Politik
Magdalena Bischofer –
Das Buch „Gerechtigkeit und die Ökologie des Ökonomischen: Ökofeminismus, Klimaethik, Feministische Geldtheorie” hat mich voll und ganz überzeugt. Es richtet sich an Leser*innen aus den Bereichen Gender Studies, Philosophie und Politik. Aber auch als Psychologiestudentin fand ich es besonders spannend und für mein Studium relevant. Die Autorin bietet tiefgehende Einblicke und macht komplexe Theorien verständlich. Sehr gut gefallen hat mir die Zusammenfassung der wichtigsten Thesen am Ende des Buches. Im Großen und Ganzen würde ich das Buch auch außerhalb des Studiums weiterempfehlen, da es ein sehr wichtiges Thema behandelt, das von großer Relevanz im alltäglichen Leben ist.
Christine Nilica –
Andrea Günter spricht in ihrem neuen Buch drei scheinbar wild zusammengewürfelte Themen an, von denen auf den ersten Blick jedes einzelne ein eigenes Buch füllen würde. Bezugnehmend auf einige ausgewählte philosophische Schriften begreift man schon während des Lesens, wie sehr die Bereiche ineinandergreifen und die daran geknüpften Prozesse und Denkweisen eine durchaus einsichtige Erklärung für so manchen gesellschaftlichen Missstand abgeben. Wie in ihrem vor zwei Jahren erschienen Buch „Philosophie und Geschlechterdifferenz“ setzt sich die Autorin intensiv etwa mit dem aristotelischen Gedankengut auseinander, reflektiert daraus erkennbare, über Jahrhunderte reproduzierte, patriarchalische Bewegmuster und formuliert schlüssig alternative Denkmodelle. Das Buch zeigt auf, wie Klimakrise, eine bedenkliche Geldwirtschaft und das Kleinmachen feministischer Bewegungen zusammenhängen und dass ein wahres notwendiges Aufbrechen der herrschenden Denk- und Handlungsmuster auf einer alles überspannenden philosophischen Ebene beginnen muss. Mit unter anderem Hannah Ahrendt und Ariel Salleh kommt die Autorin immer wieder auf das Konzept von Gerechtigkeit zurück sowie auf das menschliche Beziehungsgefüge als Kernelement des Ökonomischen und zeigt auf, wo diese ethisch in den drei im Buch diskutierten Bereichen verortet sind.
Das Buch ist allen ans Herz zu legen, die sich Gedanken über gesellschaftlichen Wandel und Transformation machen und sich mit Gerechtigkeitskonzepten beschäftigen. Es formuliert einen Ansatz für alle, die Bestrebungen hin zu Veränderung zeigen. Und die scheinbar ungewöhnliche Kombination der drei Themen wird von der Autorin über einen nachvollziehbar roten Faden zu einem schlüssigen Fazit geführt.
Das Buch ist in erster Linie für Studierende der Philosophie interessant, aber auch für das Studium der Politik, Wirtschaftswissenschaften oder Gender Studies finden sich darin fundierte Anregungen. Ich persönlich habe z.B. für meine Arbeit über Commoning wertvolle Impulse bekommen.