Beschreibung
Der Sammelband greift die steigende Bedeutung niedrigschwelliger Beratungsangebote auf und geht der Frage nach den subjektiven Anliegen und den latenten Problemstrukturen der Nutzer*innen nach. Dabei werden am Beispiel der Telefonseelsorge auf der Grundlage empirischer Daten die individuellen psychosozialen Problemlagen der Anrufenden, aber auch die Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels beleuchtet, die in niedrigschwelligen Beratungsformaten deutlich zutage treten.
Seit der explosiven Einrichtung psychosozialer Beratungsstellen in den 1970er Jahren lässt sich im Zuge beschleunigter Modernisierungsprozesse ein stetig wachsender Beratungsbedarf beobachten. Beratung erscheint in diesem Zusammenhang als zeitgemäße Form der Begleitung und Bearbeitung von Orientierungs- und Bewältigungsproblemen moderner Lebensführung, bei der wegweisende und haltgebende Leitplanken immer mehr erodieren. Insbesondere die Einrichtung so genannter Krisentelefone, zu denen die Telefonseelsorge oder das Kinder- und Jugendtelefon gehören, deuten auf einen erheblichen Bedarf eines anonymen Gesprächsangebots hin, der für fluide Gesellschaften, in denen sich ein Wandel der sozialen Ordnung ins Ungewisse vollzieht, charakteristisch zu sein scheint.
Im Vergleich zur steigenden Bedeutung niedrigschwelliger Beratungsangebote mangelt es jedoch immer noch an empirischen Studien, die sowohl die Problemlagen und Motivationen der Anrufer*innen beleuchten als auch die soziale Bedeutung dieser Angebote auf der Folie gesamtgesellschaftlicher Entwicklungsprozesse reflektieren. Dieses Forschungsdesiderat greift der Sammelband auf, der am Beispiel der Telefonseelsorge den genannten Aspekten in insgesamt fünf Beiträgen nachgeht. Als Grundlage dafür dienen vor allem drei aktuelle empirische Studien, deren Ergebnisse vorgestellt, diskutiert und in den Kontext der allgemeinen Beratungsforschung eingeordnet werden. Anhand dieser Untersuchungen wird zum einen mit Hilfe quantitativ ausgewerteter Daten das manifeste Nutzungsverhalten von Anrufenden sichtbar, während zwei weitere qualitativ angelegte Studien die subjektiven Anliegen sowie die latenten Problemstrukturen von Nutzer*innen nachzeichnen.
Insgesamt liefert der Sammelband einen wichtigen Beitrag zur Beratungsforschung, da nicht zuletzt Einblicke in realtypische Beratungsprozesse ermöglicht werden.
Die Herausgeberinnen:
Walburga Hoff, Professorin für Soziale Arbet, Kath. Hochschule NRW
Christiane Rohleder, Professorin für Soziologie, Abt. Münster
Zielgruppe:
Forschende und Praxis der Sozialen Arbeit und der praktischen Theologie
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