Beschreibung
Diversität – einerseits Anlass zu kontroversen Diskussionen, andererseits eine Chance, über gesellschaftliche Teilhabe nachzudenken. Das Buch bietet eine grundlegende Einführung in die wichtigen Strömungen der Diversitätsforschung. Dabei werden zunächst zentrale Bestimmungsmomente der Forschungsperspektive theoretisch vorgestellt. Empirisch-praktisch wird das Beispiel der Diversitätsstrategie und deren Umsetzung an der University of California, Berkeley präsentiert. Diese Fallstudie veranschaulicht insbesondere die intersektionale Forschungsperspektive sowie das multi-level und multi-method Forschungsdesign der reflexiven Diversitätsforschung. Im Sinne eines reflexiven Konstruktivismus wird dabei das Forschen selbst als Praxis reflektiert.
Seit einiger Zeit wird kontrovers über das Phänomen Diversität diskutiert: Während z.B. die einen behaupten, dass die EU schon viel zu divers sei, machen andere deutlich, dass sich eher die Frage stellt, wie der soziale Zusammenhalt noch weiter optimiert werden könnte, sodass gesellschaftliche Teilhabe für alle möglich wird. Mit Blick darauf ist es wenig verwunderlich, dass auch in den Sozialwissenschaften Diversität zunehmend thematisiert worden ist und sich das Feld der Diversitätsforschung formiert hat. In diesem Kontext haben sich unterschiedliche Strömungen herauskristallisiert, die in dieser Einführung vorgestellt werden. Ein Fokus liegt dabei auf der reflexiven Diversitätsforschung, die sich ausgehend von und in Auseinandersetzung mit einer positivistisch-funktionalistischen und einer kritisch-emanzipativen Diversitätsforschung entfaltet hat. In einem ersten Schritt werden zentrale Bestimmungsmomente der reflexiven Diversitätsforschung vorgestellt: Ausgehend von einer ‚post-fundamentalistischen Haltung‘ wird die ‚kritische Ontologie der Gegenwart‘ für die Entwicklung einer entsprechenden praxistheoretischen Forschungsperspektive fruchtbar gemacht. Dabei werden seit der Aufklärung in archäologischer Perspektive unterschiedliche Diversitätsverständnisse und in genealogischer Perspektive verschiedene Konfigurationen der Normalisierung und Veränderung identifiziert. Bei der Rekonstruktion dieser Perspektiven wird auf zentrale Debatten in der internationalen Diversitätsforschung eingegangen. In einem zweiten Schritt werden dann die Charakteristika des Forschungsstils am Beispiel der Diversitätsstrategie und deren Umsetzung an der University of California, Berkeley dargestellt.
Die Autorin:
Prof. Dr. Andrea Dorothea Bührmann, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung an der Universität Göttingen
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infobatt).
Die Zielgruppe:
Studierende und Lehrende in Masterstudiengängen der Soziologie, Gender Studies und Diversitätsforschung
F. Jung –
Andrea D. Bührmann bietet in ihrem Buch mit dem Ansatz der reflexiven Diversitätsforschung einen neuen Zugang zu Dimensionen und Ausprägungen von Diversität. Mit der gesellschaftspolitisch relevanten Thematik der Diversität trifft sie einen Nerv der Zeit und legt mit ihrem reflexiven Ansatz einen Grundstein für einen erweiterten Blick auf die Diversitätsforschung. Vor allem (fortgeschrittenen) Studierenden der Sozialwissenschaften bietet das Buch einen vertieften Einblick in ein spannendes Forschungsfeld und richtet sich an all diejenigen, die sich kritisch mit der theoretischen sowie methodischen Erfassung von Diversität auseinandersetzen wollen.
Bührmann nähert sich der Forschungsperspektive reflexiver Diversitätsforschung zunächst auf theoretischer Ebene, indem sie einen umfassenden Überblick zu Bestimmungsmomenten verschiedener Diversitätsverständnisse gibt und führt anschließend aus einer intersektionalen Perspektive an Forschungsstile heran. Deutlich werden die theoretischen Überlegungen in einer detailliert beleuchteten Fallstudie, welche die Umsetzung reflexiver Diversitätsforschung in der Praxis veranschaulicht und die durchaus komplexe Thematik weniger abstrakt werden lässt.
Zentraler Punkt in ihren Überlegungen ist immer auch das reflexive Selbstverständnis der Forschenden selbst. So bietet sie einen unmittelbaren Anknüpfungspunkt für eigene Forschungen im Rahmen des Studiums oder darüber hinaus.
Ich finde Bührmann gelingt es (reflexive) Diversitätsforschung in ihrer Vielschichtigkeit – aber dennoch gut verständlich und nachvollziehbar – darzustellen. Ich betrachte ihr Buch als weiterführende Literatur, das vor allem für Personen mit gewissem Vorwissen empfehlenswert ist.
A. Meyer –
Frau Bührmann bietet mir als Studierender die Möglichkeit, reflexive Diversitätsforschung an einem konkreten Beispiel zu verstehen. Liest man den zweiten Teil zuerst, wird vieles aus der Theorie im ersten Teil verständlicher. Insbesondere die Gliederung des Forschungsberichtes hilft dabei, die eigene Forschung zu reflektieren.
Der theoretische Teil setzt vieles an Vorwissen voraus, weshalb das Buch eher im fortgeschrittenen Studium genutzt werden sollte. Dann bietet es eine gute Grundlage, um sich selbst forschend mit dem Thema Diversität auseinanderzusetzen. Besonders spannend ist dabei die Auseinandersetzung von Bührmann mit der Rolle der*des Forschenden in der Diversitätsforschung. Auch dies ist in einem Forschungsprojekt im universitären Kontext gut anzuwenden.
Insbesondere der intersektionale Blick auf die verschiedenen Forschungsmöglichkeiten hilft dabei, Forschung von Anfang an reflektiv zu denken.