Inhalt
ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie
1-2019: Themenschwerpunkt: Widerstand, transnational
Gast-Hrsg.: Robin Celikates & Frauke Höntzsch
Robin Celikates / Frauke Höntzsch: Editorial der Gastherausgeber
Abhandlungen
Christian Leonhardt / Martin Nonhoff: Widerständige Differenz. Transnationale soziale Bewegungen zwischen gegenhegemonialer Institutionalisierung und nicht-integrativer Präfiguration
Paul Sörensen: Widerstand findet Stadt. Präfigurative Praxis als transnationale Politik ‚rebellischer Städte‘
Henning Hahn: Kampf um politische Handlungsfähigkeit. Grundriss einer normativen Theorie globalen zivilen Ungehorsams
Sebastian Berg / Thorsten Thiel: Widerstand und die Formierung von Ordnung in der digitalen Konstellation
Weitere Abhandlungen
Mario Schäbel: Marx als Schlüssel zu Adornos Negativer Dialektik. Oder: Adornos Negative Dialektik als Schlüssel zu Marx
Karsten Schubert: Freiheit und Institution. Für eine anti-anarchistische Foucault-Lektüre
Rezensionen
Johannes Haaf: Geschichte und Kritik. Neue Genealogien der Menschenrechte
Anna-Sophie Schönfelder: Ein Auftakt aus zwei Auftakten
Tagungsbericht
Sven Altenburger: Strategie und Methodik. Zum Verhältnis von Politischer Theorie und Politischer Philosophie
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Abstracts
Widerständige Differenz. Transnationale soziale Bewegungen zwischen gegenhegemonialer Institutionalisierung und nicht-integrativer Präfiguration (Christian Leonhardt / Martin Nonhoff)
Dass soziale Bewegungen eine transnationale Dimension besitzen können, ist nichts Neues. In Bezug auf die jüngsten sozialen Bewegungen wie Occupy Wall Street kann man diese aber nur verstehen, wenn man von einem Widerstandsbegriff ausgeht, der die von diesen Bewegungen aufgeworfene Frage zu alternativen demokratischen Praxen miteinbezieht. Hier zeigt sich, dass Widerstand zwischen den Polen gegenhegemonialer Institutionalisierung und nicht-integrativer Präfiguration oszilliert und selbst Ergebnis einer Auseinandersetzung auf einem umkämpften Bewegungsterrain ist. Die Spannung zwischen gegenhegemonialer Institutionalisierung und nicht-integrativer Präfiguration nennen wir widerständige Differenz. Diesen Begriff entwickeln wir zunächst entlang Überlegungen von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, post-anarchistischer Ansätze und ihrer gegenseitigen Kritik aneinander. Daraufhin können wir zeigen, dass sich bei den jüngsten sozialen Bewegungen die transnationale Dimension insbesondere auf die nicht-integrative Präfiguration alternativer demokratischer Lebensweisen bezieht, wohingegen sich gegenhegemoniale Institutionalisierungsprozesse von Parteibildungen bis zu general assemblies auf der lokalen Ebene niederschlagen. Schlüsselwörter: Widerstand, soziale Bewegung, Alterglobalisierungsbewegung, Occupy Wall Street, Hegemonie, Gegenhegemonie, Post-Anarchismus, Demokratie
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Widerstand findet Stadt. Präfigurative Praxis als transnationale Politik ‚rebellischer Städte‘ (Paul Sörensen)
In der sozialwissenschaftlichen Forschung herrscht ein defensives Widerstandsverständnis vor, dem der vorliegende Beitrag ein proaktives, welterschließendes Konzept von Widerständigkeit entgegenstellt. Expliziert wird dies in Form einer Auseinandersetzung mit dem global beobachtbaren Erstarken munizipalistischer Bewegungen, die – aktuelle Transformationstheorien aufgreifend – als ‚munizipalistische Präfiguration‘ gedeutet werden. Diesen Manifestationen proaktiven Widerstands, so wird gezeigt, liegt ein zweifacher transnationaler Charakter zugrunde, der im Bestreben globaler Vernetzung und dem Anspruch auf ‚Transzendierung des Nationalen‘ zu Tage tritt. Schlüsselwörter: Widerstand, transnational, Stadtpolitik, Präfiguration, Munizipalismus
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Kampf um politische Handlungsfähigkeit. Grundriss einer normativen Theorie globalen zivilen Ungehorsams (Henning Hahn)
Dieser Beitrag schreibt Akten globalen zivilen Ungehorsams eine bedeutende Rolle innerhalb des nichtidealen Teils einer globalen Gerechtigkeitstheorie zu. Meine These lautet, dass globaler ziviler Ungehorsam gerechtfertigt sein kann, um politische Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Zu diesem Zweck werde ich eine dünne Definition zivilen Ungehorsams entwickeln und in die liberalen und republikanischen Rechtfertigungsmodelle einführen. Weil sich diese aber nicht eins zu eins auf die globale Arena übertragen lassen, entwickle ich zwei mögliche Reaktualisierungen: Globaler ziviler Ungehorsam erfüllt eine moralisch signifikante Funktion als Korrektiv im globalen Menschenrechtsregime und als Instrument zur Politisierung globaler Herrschaft. Diese konstruktiven Funktionen kulminieren in dem Ziel, politische Handlungsfähigkeit auf globaler Ebene herzustellen. Schlüsselwörter: Ziviler Ungehorsam, globale Gerechtigkeit, nichtideale Theorie, politische Handlungsfähigkeit, Menschenrechte, Politisierung, Nicht-Beherrschung
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Widerstand und die Formierung von Ordnung in der digitalen Konstellation (Sebastian Berg / Thorsten Thiel)
Wird digitaler Widerstand in der Politischen Theorie zum Thema, so meist mit einem Fokus auf (neue) Formen zivilen Ungehorsams wie Hacktivismus. Der Aufsatz bietet hierzu eine Alternative, indem er das Betrachtungsfeld so ausweitet, dass neben diesen Formen auch Strategien des netzpolitischen Protests und der Schaffung alternativen Infrastrukturen in den Blick genommen werden. Die systematisierende und vergleichende Analyse der Entwicklung von Widerstandsformen in der digitalen Konstellation erlaubt es, die Dynamik des Zusammenwirkens von Ordnung und Widerstand besser zu verstehen. Hieraus erwächst eine Kritik der Formierung von Herrschaft in der Gegenwart, welche die depolitisierende Restrukturierung von Handlungs- und Möglichkeitsräumen für gesellschaftliche Akteur*innen im Umgang mit digitaler Technik herausarbeitet, was eine politiktheoretische Ergänzung der Kritik von Überwachungspotentialen und Privatisierungstendenzen erzeugt. Schlüsselwörter: Widerstand, Netzpolitik, Digitaler Ungehorsam, Herrschaft, Digitale Konstellation, Hacktivismus, Ordnungsbildung
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Marx als Schlüssel zu Adornos Negativer Dialektik. Oder: Adornos Negative Dialektik als Schlüssel zu Marx (Mario Schäbel)
Der Aufsatz stellt die gängige Meinung infrage, Adorno habe mit seiner negativen Dialektik eine kritische Philosophie entworfen, die keinerlei Beziehung zu Marx hat. Im Gegensatz zu dieser Meinung wird argumentiert, dass die strukturelle Analogie zwischen Adornos Kritik traditioneller Theorie und Marx Kritik der politischen Ökonomie als roter Faden der Negativen Dialektik gelten kann. Zugleich wird Adorno gegenüber zeitgenössischer Kritik verteidigt, die die Wichtigkeit von Marx für ihn zwar anerkennt, jedoch die Qualität seiner Marxinterpretation anzweifelt. Abschließend wird die Bedeutung ausgelotet, welche die zuvor angestellten Überlegungen zur Wesensverwandtschaft der Theorien von Marx und Adorno, sowie insbesondere die von beiden geteilte Kritik an der Positivierung der Negation der Negation, für die Frage nach einer Aktualisierung des Begriffs Kritischer Theorie hat. Dabei steht die Negativismusauffassung sowohl von Habermas als auch von Honneth zur Disposition, die für den von beiden befürworteten Paradigmenwechsel einen zentralen Stellenwert hat. Schlüsselwörter: Theodor W. Adorno, Negative Dialektik, Karl Marx, Fetischismus, Historischer Materialismus
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Freiheit und Institution. Für eine anti-anarchistische Foucault-Lektüre (Karsten Schubert)
Wie können Freiheit und Widerstand innerhalb von Foucaults Theorie der Macht und Subjektivierung
konzipiert werden? Diese zentrale Frage der Interpretation von Foucaults vielschichtigem Werk wurde breit diskutiert und dennoch nicht befriedigend beantwortet. Dass bis heute kaum Klarheit über den Status von Freiheit in Foucaults Werk erreicht werden konnte, liegt auch daran, dass die gängigen Interpretationen die verschiedenen Freiheitsbegriffe, die in Foucaults Werk zu finden sind, vermischen. Der Artikel bringt deshalb Ordnung in diese unübersichtliche Lage, indem er die verschiedenen Freiheitsbegriffe und Freiheitsprobleme in Foucaults Werk differenziert. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis von Foucaults Freiheitsdenken und Machttheorie und führt zu einem neuen Freiheitsbegriff: Freiheit als die Fähigkeit zur kritischen Reflexion der eigenen Subjektivierung. Weil diese „Freiheit als Kritik“ nur durch politische Institutionen ermöglicht werden kann, produziert dieser Freiheitsbegriff neue Anschlüsse von Foucaults Denken an die normative politische Theorie und postfundamentalistische Demokratietheorie. Schlüsselwörter: Michel Foucault, Freiheit, Macht, Subjektivierung, Kritik, Freiheit als Kritik, Demokratietheorie, Postfundamentalismus, Genealogie, Normativität, Institutionen, Anarchismus
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