Inhalt
Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft
2-2025: Eine „Union der Gleichheit“? Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitiken der Europäischen Union
Schwerpunkt
Gabriele Abels / Petra Ahrens: Eine „Union der Gleichheit” zwischen Aufbruch und Backlash. Eine Einleitung (im Open Access verfügbar)
Agnès Hubert, Expertin für Gleichstellungspolitiken der EU im Interview: „Wir haben Mauern durchbrochen“
Zoé Vandenberg: Valuing Care, Closing the Gap. The European Union’s New Approach to the Principle of Equal Pay
Thomas Klöckner: Meilensteine und vertane Chancen. Eine Analyse der Berücksichtigung intergeschlechtlicher Menschen in der EU-Gewaltschutzrichtlinie
Katarzyna Szkuta: In the Search for a Room of One’s Own: Gendered Power Structures in the Council of the European Union
Alba María Kugelmeier López: The “Leftover” Portfolio: Gender Equality at the Onset of von der Leyen’s Second Term
Katrin Lange / Julia Lux / Carlotta von Westerholt: Ein Fahrplan auf dem Weg zu einer „Union der Gleichheit“: Herausforderungen und Impulse für die Gleichstellung der Geschlechter in der Europäischen Union
Forum
Sandra Brunsbach / Ines Weber: Alte Regeln, neue Mitglieder – Kontroversen um das Frauenstatut im Zuge des Mitgliederwachstums bei Bündnis 90/Die Grünen
Johanna Gabert: Frauen in der Menopause im Arbeitsleben: eine intersektionale Analyse von Ableismen in Verschränkung mit Geschlecht, Alter und Gesundheit
Dawina Müller / André Heinz / Marcel Pietsch: Professionelle Care-Dimensionen von Sexarbeit und ihre gesellschaftliche Anerkennung. Befunde einer exemplarischen Interviewstudie mit Sexarbeitenden
Tagespolitik
Rea Eldem, Leiterin der Agentur IN-VISIBLE im Interview: Verstehen worum es wirklich geht: Warum gerade jetzt Diversitätsarbeit als Bestandteil einer offenen Gesellschaft geschützt und gestärkt werden muss
Katharina Mosene: Wer schreibt die Zukunft? Eine feministische Kritik Künstlicher Intelligenz und ihrer Kontexte
Marion Löffler: Maskulinistische Tech-Oligarchen und das Ende der Geschlechterdemokratie
Manja Dimitra Kotsas: Verborgene Muster, sichtbare Gewalt: Wer gilt in Deutschland als schützenswert?
Lehre und Forschung
Nina Krebs / Lisa Appiano: Präventionsarbeit gegen geschlechtsbasierte Gewalt im Hochschulkontext. u:respect-Kampagne an der Universität Wien (im Open Access verfügbar)
Demokrat Ramadani-Reka: Wie können wir eine Demokratie lernen und leben, die es noch nicht gibt? Impulse für eine radikaldemokratische Bildung zum Abbau von Antifeminismus, (Hetero-) Sexismus und LGBTQIA+-Feindlichkeit an Hochschulen (im Open Access verfügbar)
Rezensionen
Nele Weiher: Katharina Hoppe, Frieder Vogelmann (Hg.): Feministische Epistemologien. Ein Reader
Aleksandra Ida Rutkowska: Marek Sancho Höhne, Esto Mader, Caspar Rehlinger, Kilian Schmidt, Jul Tirler (Hg.): Trans* und Inter* Studien. Machtkritische Perspektiven auf Repräsentation, Medizin und Wissen
Katha Treubrodt / Lou Plaisir: Christine M. Klapeer, Johanna Leinius, Franziska Martinsen, Heike Mauer, Inga Nüthen (Hg.): Politik und Geschlecht. Perspektiven der politikwissenschaftlichen Geschlechterforschung
Angela Wroblewski: Lisa Mense, Ulla Henrix, Sophie König, Heike Mauer, Jennifer Nigel: Multidimensionale Geschlechterungleichheiten im akademischen Mittelbau: Arbeit, Karriere, Perspektiven
Jana Günther: Mette Bartels: Garten, Gefängnis, Fotoatelier. Emanzipationsstrategien der bürgerlichen Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich
Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): fempol.budrich-journals.de
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Abstracts
Eine „Union der Gleichheit“ zwischen Aufbruch und Backlash. Eine Einleitung (Gabriele Abels, Petra Ahrens)
Die von Ursula von der Leyen als erster Präsidentin der Europäischen Kommission 2019 ausgerufene „Union der Gleichheit“ konstituierte eine Neubelebung der Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitik der Europäischen Union (EU). Die aktuelle zweite von der Leyen Kommission agiert nun vor dem Hintergrund eines Rechtsrucks in vielen Mitgliedsstaaten und den zentralen EU-Institutionen wie dem dem Europäischem Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Kommission. Die Einleitung in das Schwerpunktheft diskutiert die historischen Entwicklungen, die den Ruf der EU als Gleichstellungsadvokatin prägten, und wie die beiden Kommissionen unter Präsidentin Ursula von der Leyen und ihrem Vorhaben einer „Union der Gleichheit“ einzuordnen sind. Der Beitrag zeigt auf, wie stark Fortschritte von interinstitutioneller Kooperation und heutzutage auch parteipolitischen Konstellationen abhängen und fragt, ob die EU ihre Rolle als supranationale Gleichstellungsadvokatin behaupten kann oder ob sie sich zunehmend auf die Verteidigung des Status Quo beschränken muss. Schlagworte: Europäische Union; von der Leyen-Kommission; Gleichstellungspolitik; Antidiskriminierungspolitik; Rechtsruck
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„Wir haben Mauern durchbrochen“ (Agnès Hubert, Expertin für Gleichstellungspolitiken der EU im Interview)
Agnès Hubert reflektiert die Entwicklungen in der Gleichstellungspolitik der EU seit den 1990er-Jahren. Die von von der Leyen proklamierte „Doktrin“ einer „Union der Gleichheit“ sieht sie als großen Durchbruch. Sie ordnet die strukturellen Veränderungen in der Zeit der ersten von der Leyen-Kommission in die langfristigen Trends ein. Zugleich sieht sie deren weitere Verankerung eher skeptisch aufgrund der sich wandelnden Kontextfaktoren, nicht zuletzt des Rechtsrucks im Europäischen Parlament, aber ebenso im Rat der EU. Der Rückzug der – inzwischen substanziell verwässerten – Horizontalen Antidiskriminierungsrichtlinie durch die Europäische Kommission ist hierfür ein Beleg. Den aktuellen „Fahrplan für Frauenrechte“, an dem sich ihr Thinktank Gender 5+ intensiv im Rahmen der Konsultationen beteiligt hat, sieht sie als wichtigen Schritt. Schlagworte: Europäische Union; Gleichstellungspolitik; „Union der Gleichheit“; Horizontale Antidiskriminierungsrichtlinie
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Valuing Care, Closing the Gap. The European Union’s New Approach to the Principle of Equal Pay (Zoé Vandenberg)
The assignment of women to care traverses both reproductive and productive labour and is reported by numerous scientific studies as a determining factor of gender economic inequalities. Even though the principle of pay equity has been enshrined in the treaty since the beginning of European integration, the gender pay gap remains high within the EU. This contribution argues that the persistence of the gender pay gap is due to the principle’s limited capacity to adapt to the realities of women’s work and ensure the economic recognition of care work. However, this contribution contends that the implementation of the Work-Life Balance Directive (Directive (EU) 2019/1158), scheduled for 2022, and of the Pay Transparency Directive (Directive (EU) 2023/970), planned for 2026, could represent a pivotal moment in redefining the principle of equal pay. These directives provide concrete tools to address the root causes of structural economic inequalities, leveraging social and procedural rights to reinforce the principle of equal pay and strengthen protections for carers. Keywords: Care Work; Gender; Pay Equality; Structural Discrimination; European Equality Law
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Meilensteine und vertane Chancen. Eine Analyse der Berücksichtigung intergeschlechtlicher Menschen in der EU-Gewaltschutzrichtlinie (Thomas Klöckner)
Intergeschlechtliche Menschen, d.h. Personen, die nicht den medizinischen und/oder gesellschaftlichen Normen für weibliche und männliche Körper entsprechen, wurden in der Gleichstellungspolitik der EU lange Zeit vernachlässigt. Es gab jedoch vielversprechende Entwicklungen, nachdem die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die Schaffung einer „Union der Gleichheit“ (UdG) zu einer Priorität ihrer ersten Amtszeit von 2019 bis 2024 erklärt hatte. Im Rahmen der „Strategie für die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen 2020–2025“ verpflichtete die Kommission die EU-Institutionen dazu, den am meisten gefährdeten und häufig vernachlässigten Teilen der LGBTIQ-Gemeinschaft in ihrer Gleichstellungspolitik besondere Aufmerksamkeit zu widmen, und verwies dabei explizit auf die Situation intergeschlechtlicher Menschen. Dieser Artikel stellt diesen ehrgeizigen Anspruch auf den Prüfstand und untersucht, ob und inwieweit intergeschlechtliche Menschen und ihre Lebensrealitäten in einer der Leitinitiativen der UdG berücksichtigt wurden: der „Richtlinie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt”. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Forderung nach einer EU-weiten Kriminalisierung von intergeschlechtlicher Genitalverstümmelung (IGM), die zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure und insbesondere Inter*-Rechtsaktivist*innen im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens gefordert haben. Schlagworte: Europäische Union; Gleichstellungspolitik; Gewaltschutz; LGBTIQ; Intergeschlechtlichkeit
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In the Search for a Room of One’s Own. Gendered Power Structures in the Council of the European Union (Katarzyna Szkuta)
Adopting a feminist institutionalist approach, the article examines the power dynamics and resistance involved in establishing a dedicated Council of the European Union configuration for gender equality. The study reveals the significant role of rules, strategic alliances, institutional and individual actors, and procedural precedents in advancing or hindering gender equality initiatives. Through a combination of document analysis and the author’s unique insider perspective based on accidental ethnography approach, the article provides an in-depth look at the formal and informal mechanisms that shape gender equality policy in the Council. The findings underscore the complex interplay of actors’ interest, offering insights into the persistent challenges of achieving gender equality within this key albeit understudied EU institution. Keywords: Council of the EU, Gender Mainstreaming, Ethnography, Feminist Institutionalism
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The “Leftover” Portfolio: Gender Equality at the Onset of Von der Leyen’s Second Term (Alba María Kugelmeier López)
New Commission, same Commission President, and uncertainties about the future of Gender Equality in the European Union. This article examines Ursula von der Leyen’s agenda for Gender Equality in her second term as President of the European Commission. The main argument is that von der Leyen’s leadership is crucial in shaping the Commission’s political agenda. If Gender Equality is not prioritised, it risks being neglected during her second term. Through a theory-guided descriptive analysis of the Political Guidelines of the Commission President-elect, the Political Portfolio for incoming Commissioners, Commissioners’ Project Groups, and the Commission Work Programme 2025, the article assesses the quantity, quality, and instrument selection for Gender Equality. The findings show that, although Gender Equality has increasingly taken a backseat in the agenda-setting process, the Commission is now refocusing on implementation within established EU competences. Keywords: Ursula von der Leyen; Agenda-setting; Gender Equality; European Commission
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Ein Fahrplan auf dem Weg zu einer „Union der Gleichheit“: Herausforderungen und Impulse für die Gleichstellung der Geschlechter in der Europäischen Union (Katrin Lange, Julia Lux, Carlotta von Westerholt)
In diesem Beitrag werden zentrale Prinzipien, Themen und Forderungen für die zukünftige EU-Gleichstellungspolitik vorgestellt. Insbesondere wird dabei auf die zukünftigen Nachfolgestrategien der EU-Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025 und der EU-Strategie für die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen 2020-2025 fokussiert, die die Vision einer „Union der Gleichheit“ mit verwirklichen sollen. Der Beitrag skizziert die Ausgangslage von der aus die EU-Gleichstellungspolitik aufbauen kann, und identifiziert Herausforderungen für die Politik. Darauf aufbauend werden Politikempfehlungen für die kommenden Jahre formuliert und deren Umsetzbarkeit reflektiert. Dabei wird argumentiert, dass ein intersektionaler Zugang zur Gleichstellung für gesellschaftliche Fortschritte in der EU sowie für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte von zentraler Bedeutung ist. Vor diesem Hintergrund gilt es insbesondere zivilgesellschaftliche Organisationen substanziell und nachhaltig zu unterstützen. Schlagworte: Europäische Union; Union der Gleichheit; Intersektionalität; Gleichstellung
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