Beschreibung
Kann Geschlecht irrelevant sein oder werden – auch im Sinne einer temporären Inexistenz geschlechtlicher Subjekte? Mit theoretischer Tiefenschärfe, methodologischer Innovation und empirischer Substanz eröffnet dieses Buch neue Perspektiven auf Geschlecht, Kindheit und Alter im Kontext posthumanistischer Forschung im bislang weitgehend unbeachteten Forschungsfeld Spielplatz.
Mit Änderungen des Personenstandsgesetzes und des Intelligibelwerdens weiterer Lebweisen ist „die Erschließung des Verworfenen und das Sagen des Unsagbaren“ (Butler 2006, S. 71) teils eingetreten, sodass aktuell ein Ansatz an Bedeutung gewinnt, der die Nicht-Vergeschlechtlichung als anerkennenswert findet. Vor diesem Hintergrund folgt die Studie dem Erkenntnisinteresse einer Ir_relevanz von Geschlecht und der erkenntnisleitenden Fragestellung, ob und wenn ja, wie Geschlecht ir_relevant wird, um für die Irrelevanzen auch im Sinne einer (temporären) Inexistenz eines geschlechtlichen Subjekts offen zu bleiben. Erforscht werden Intraaktionen zwischen Kindern und anderen Entitäten – seien es Menschen und/oder Dinge – in ihrem Werden, mit interdependenter Perspektive auf Alter im weitgehend unbeachteten Feld: dem Spielplatz. Der poststrukturalistische wird um einen posthumanistischen, agentiell-realistischen Ansatz erweitert und Subjekte nicht als vorab gegebene Einheiten, sondern als Produkte fortlaufender intraaktiver Prozesse gedacht, an denen menschliche wie nicht-menschliche Entitäten beteiligt sind. Die Studie legt (erkenntnis-)theoretische, method(olog)ische und empirische Vorgehensweisen dar, um die Erforschung einer Ir_relevanz von Geschlecht oder anderer Differenzierungskategorien ermöglichen – vor dem Hintergrund dynamischer Re(kon)figurationen des erkenntnisgenerierenden Apparates. Method(olog)isch wird die Dokumentarische Methode mit einer agentiell-realistischen, diffraktiven Analyselogik relationiert und durch systematische erkenntniskritische Reflexion transformiert. Empirische Grundlage bilden Gruppendiskussionen und Videografien, wobei die Analyseergebnisse letzterer in einer eigens entwickelten Kameraintraaktionsanalyse weitergedacht werden. Diese verdeutlicht noch einmal mehr, dass wir als Forschende nicht außerhalb der Welt stehen, die wir zu verstehen anstreben, sondern dass wir Teil von materiell-diskursiven Verflechtungen, Teil des Werdens der Welt sind. In Zeiten gesellschaftlicher Transformation ist empirische Forschung gefordert, reflexivere Herangehensweisen der Erforschung zu Geschlecht sowie anderer Differenzierungskategorien vorzunehmen. Letztlich verbindet die Studie theoretische Tiefenschärfe, methodologische Innovationskraft und empirische Substanz und erweitert den disziplinären Horizont der Geschlechterforschung ebenso wie der Methodologie qualitativer Sozialforschung.
Die Autorin:
Dr. Alina Zils, wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in am Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Subjects:
Erziehungswissenschaft, Gender Studies

