Beschreibung
Die zentrale Maßnahme zur Eingliederung von MigrantInnen in Deutschland stellt der Integrationskurs dar. Der staatlich geförderte Spracherwerb soll Zuwanderer befähigen, Kontakte zu Deutschen zu knüpfen und sich mit der vorherrschenden nationalen Identität auseinanderzusetzen. Die vorliegende Arbeit überprüft erstmalig die Relevanz dieser wichtigsten staatlichen Integrationsmaßnahme in Bezug auf die soziale und emotionale Integration von MigrantInnen. Mit fortgeschrittenen Längsschnittanalysen nähert sich die Autorin einem bislang einmaligen Paneldatensatz des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, der die Einstellung und das Verhalten von 3.400 Integrationskursteilnehmenden auch über die Kursteilnahme hinaus erfasst. Die gefundenen Ergebnisse offenbaren das große Potenzial, das MigrantInnen durch ihre Beheimatung in zwei Kulturen für Deutschland verkörpern.
Zunehmende globale Migrationsbewegungen führen zu einem Anstieg der kulturellen Diversität in Nationalstaaten. In den Sozialwissenschaften wird Integration als Weg gesehen, die Annäherung zwischen MigrantInnen und Aufnahmegesellschaft zu unterstützen und somit gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Da der Integrationsprozess auf Sprachkenntnis basiert, fördert die deutsche Bundesregierung die Integration von MigrantInnen seit dem Jahr 2005 durch Einführung von Integrationskursen. Welchen Einfluss der staatlich geförderte Spracherwerb auf die Identifikation mit der Aufnahmegesellschaft und die Entstehung von interethnischen Kontakten hat, wurde bislang nicht hinreichend untersucht. Ziel der Autorin ist es einerseits, die Relevanz von staatlichen Maßnahmen zur Unterstützung der gesellschaftlichen Integration in den Bereichen der sozialen und identifikativen Integration zu überprüfen. Aus forschungswissenschaftlicher Perspektive werden andererseits Bedingungsfaktoren und Interdependenzen der einzelnen Integrationsdimensionen beleuchtet.
Auf Basis des Integrationspanels, eines Längsschnittdatensatzes an Integrationskursteilnehmenden, werden mithilfe von multivariaten Panelanalysen und Strukturgleichungsmodellen Zusammenhänge der Integrationsdimensionen im Zeitverlauf dargestellt. Die Analysen können bestätigen, dass Integrationskurse durch eine Verbesserung der Sprachkompetenz und der damit einhergehenden Stärkung interethnischer Kontakte und nationaler Verbundenheitsgefühle zu einer gesamtgesellschaftlichen Kohäsion beitragen. Erstmals konnte auch quantitativ nachgewiesen werden, dass exklusive, sich ausschließende Identitäten den empirischen Gegebenheiten widersprechen, da sich die untersuchten MigrantInnen in großen Teilen sowohl mit ihrem Herkunftsland als auch mit dem Aufnahmeland Deutschland identifizieren. Es gilt daher, eine Akzeptanz für den multiplen und nicht exklusiven Charakter von Identität in der Gesellschaft zu schaffen.
Die Autorin:
Susanne Lochner
arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Target group: WissenschaftlerInnen der Migrations- und Integrationsforschung, PraktikerInnen im Bereich der Konzeptualisierung von Sprach- und Integrationskursen
Keywords: Integrationskurse, Sprache, interethnische Kontakte
Fachbereich: Sociology
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