Beschreibung
Durch die zunehmende Vergabe der Diagnose „ADHS“ wird unterschiedlichstes Verhalten mit einem Etikett versehen, und es bleiben kaum Spielräume, sich der Bedeutung des Verhaltens anzunähern. Die zum gesellschaftlichen Problem erklärten Phänomene unruhigen, unaufmerksamen und impulsiven Verhaltens von Kindern in eine für die pädagogische Arbeit erforderliche Verstehensperspektive zu rücken, ist das Anliegen dieses Buches.
Obgleich kaum ein anderes Erziehungsthema in der Öffentlichkeit wie der Fachwelt so kontrovers und breit diskutiert wird wie das der „ADHS“, gibt es einen Mangel an genuin pädagogischen Positionen. Diese Lücke schließt die vorliegende Arbeit, indem sie die zum gesellschaftlichen Problem erklärten Phänomene unruhigen, unaufmerksamen und impulsiven Verhaltens von Kindern in eine für die pädagogische Arbeit erforderliche Verstehensperspektive rückt. Hierzu wählt die Autorin phänomenologische Perspektiven, wie sie vor allem von MERLEAU-PONTY, WALDENFELS, MEYER-DRAWE und RUMPF ausgearbeitet worden sind. Damit distanziert sie sich gleichermaßen von gängigen medizinischen und psychologischen Erklärungsmustern, die Auffälligkeiten im Verhalten überwiegend zur Krankheit erklären sowie von Auffassungen, die das Phänomen leugnen oder moderner: als Konstruktion bezeichnen.
Neben der Reflexion unterschiedlicher Leitgedanken einschlägiger Theorien zur „ADHS“ und deren Konsequenzen im Umgang mit Kindern sensibilisiert der Text für den Appell- und Ausdruckscharakter kindlichen Agierens. Auf der Grundlage eines intersubjektiv verankerten Erfahrungsbegriffs werden Gestaltungsmomente unruhigen, unaufmerksamen und impulsiven Verhaltens herausgearbeitet, an die pädagogische Disziplinen anschließen können. Die Akzentuierung der Beziehungsdimension als Form erzieherischen Handelns wird ergänzt durch den Einbezug gesellschaftlicher Einflüsse auf kindliches Verhalten.
Diese interdisziplinär angelegte Arbeit versieht voreilige Erklärungsgewohnheiten der „ADHS“ mit einem Fragezeichen, eröffnet ein vertieftes Verständnis der unter diesem Namen gefassten Störungen und enthält eine Fülle an Implikationen für die praktische pädagogische Arbeit.
Dr. phil. Valeska Olde, Lehrbeauftragte, Frankfurt am Main
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