Beschreibung
Anamnese ist ein kaum behandeltes Thema in der Sozialen Arbeit, ganz im Kontrast zur zentralen Bedeutung des Anfangs einer beruflichen Beziehung. Somit ist die Klärung der Anamnese im Verhältnis zu anderen Begriffen und Praktiken notwendig. Hierzu trägt die Autorin doppelt bei: zum einen durch die systematische Aufarbeitung der Konzepte und des Forschungsstands, zum anderen durch ihre subtile Fallstudie im Rahmen der Psychiatrie. Das Ergebnis stellt ein generalisierbares heuristisches Modell von Anamnese dar.
„Ich muss halt fragen, weil in einer Krise Vieles in Frage gestellt ist“. So erläutert eine Sozialarbeiterin im Rahmen ihres Erstgesprächs mit einer Klientin Form und Inhalt ihres Vorgehens. Da die Anamnese (auch Assessment, Fallanalyse u.v.a.m. genannt) ein wenig behandeltes Thema in der Sozialen Arbeit darstellt, ist die sachliche Klärung von „Anamnese“ im Verhältnis zu anderen Begriffen und Praktiken notwendig, zu der Nina Wyssen-Kaufmann auf zwei Wegen beiträgt: einerseits über eine Aufarbeitung der Konzepte und des Forschungsstandes in der Sozialen Arbeit, andererseits über eine Fallstudie im Rahmen der Psychiatrie. Sie führt in einen fachlich-theoretischen Horizont ein und nutzt die Studie als eine eigenständige, Theorie-generierende Erkenntnisquelle. Die Besonderheiten des Falls, also die kontingenten Umstände des Erstgesprächs, werden detailliert und zugleich die allgemeinen Strukturen des Umgangs mit widersprüchlichen Aufforderungsgehalten von Anamnesegesprächen herausgearbeitet. Die Mehrebenenaufgabe, Klient zu werden und eine Beziehung und ein tragfähiges Arbeitsbündnis zu ermöglichen, eine Bewältigungs- und eine Bearbeitungsperspektive zu erarbeiten, also: die Perspektiven der beiden komplementären Rollen und Personen in einer institutionellen Ordnung gleichzeitig zur Geltung zu bringen und in einem Verlaufsprozess bedürfnisorientiert zu ordnen, erweist sich als zentrales Erfordernis der Anamnese. Anamnese ist also vollumfänglich Soziale Arbeit und keine einzelne Arbeitstechnik oder -phase, die man nur nach bestimmten Regeln durchzuführen bräuchte. Dies führt zur Einsicht, dass es in der Ausbildung um die Verbesserung und Stärkung von zentralen Grundkompetenzen in der Sozialen Arbeit geht, anstelle um den Ausbau spezialisierten Wissens. Dazu steuert diese Arbeit mit einem arbeitsfeldübergreifenden heuristischen Modell von Anamnese bei.
Die Autorin:
Prof. Dr. phil. Nina Wyssen-Kaufmann, Professorin für Soziale Arbeit, Berner Fachhochschule, Schweiz
Hier finden Sie den Waschzettel für das Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: Lehrende, Forschende und Studierende der Bereiche Soziale Arbeit, Sozialwesen, Sozialpädagogik
Keywords: Anamnese; Rekonstruktive Sozialforschung
Fachbereiche: Soziale Arbeit, Psychologie
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