Beschreibung
Wer am Anfang eines objektiv-hermeneutischen Forschungsvorhabens steht und Orientierung sucht, findet in diesem Lehr- und Studienbuch wertvolle Hinweise für die ersten Schritte mit dieser Methode. Das Buch ermöglicht auch denjenigen Studierenden, die noch nicht über ein umfangreiches wissenschaftliches und methodisches Vorwissen verfügen, einen Zugang zur Objektiven Hermeneutik.
Trotz aller erkenntnistheoretischer Komplexität und trotz des Berges ungelöster methodologischer Fragen, stellt die Objektive Hermeneutik ein faszinierend einfaches Erkenntnisinstrument dar, das unter Beachtung weniger Regeln des methodischen Vorgehens, vergleichbar einem Mikroskop, Einsichten in die Struktur des sozialen Lebens ermöglicht. Das Buch geht systematisch auf die zentralen Schritte, die sich bei der Arbeit mit der Methode ergeben, ein.
Der Autor:
Prof. Dr. Andreas Wernet, Professor für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Schul- und Professionsforschung, Institut für Erziehungswissenschaft der Leibniz Universität Hannover
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Zielgruppe:
Forschende, Lehrende und Studierende der Sozial- und Erziehungswissenschaften
Dr. Thomas Beier –
Gelungene Einladung
Von Thomas Beier
Als ausgewiesener Kenner der sozialwissenschaftlichen Methode der Objektiven Hermeneutik legt Andreas Wernet eine „Einladung“ zu dieser vor. Wer möchte nicht gerne eingeladen werden, zumal zu etwas, was gemeinhin den Ruf hat, schwer zu verstehen zu sein, gar mit „einer eigentümlichen Strenge assoziiert wird“ (Wernet im Vorwort).
In der Tat lädt das als Studienbuch konzipierte Werk ein, sich der Objektiven Hermeneutik – ein kriteriengeleitetes interpretatives Verfahren zur Wirklichkeitserschließung, zur Sinn-Rekonstruktion der in Form von Protokollen (etwa von schulischen Unterrichtsstunden) vorliegenden sozialen Tatsachen – anzunähern. Dazu bei tragen vor allem der überschaubare Gesamtumfang des Buches, die Möglichkeit einer „punktuellen Lektüre“ (ebd.), d.h. man muss das Buch nicht von vorne nach hinten „durcharbeiten“, sowie die didaktisierte Präsentation seiner Inhalte. Letztere zeigt sich in diversen Schaubildern, den Hervorhebungen zentraler Aspekte und Erkenntnisse in unterlegten Kästen und besonderes in den in einer Sidebar zu findenden Definitionen und Ausrufezeichen zur Markierung zentraler Inhalte. Diese an die digitalen Darstellungsformen etwa auf Homepages angelehnte Visualisierung soll den jungen Wissenschafts-Leser:innen, die im Vorwort eigens als Zielgruppe ausgewiesen sind, entgegen kommen. Das dies de facto so ist, konnte der Verfasser dieser Rezension in Lehrveranstaltungen mit Lehramts-Student:innen erfahren.
Inhaltlich folgt die „Einladung“ in weiten Teilen Wernets „Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik“, die er bereits 2000 erstmals vorlegte und die seitdem in mehreren Auflagen erschienen ist und auf zentralen Begriffen dieser Methode wie der Sozialwissenschaften insgesamt basiert: Lesartenbildung, Fallbestimmung, Beispielinterpretationen, Theoriebildung und Erkenntnisinteresse.
Umso überraschter ist man, dass die „Einführung“ weder im Vorwort erwähnt noch darauf im Text verwiesen wird. Einzig im Literaturverzeichnis findet sich das Vorgänger-Werk angeführt. Denkt man über diese Tatsache nach, kommt man zu dem logischen Schluss, dass Wernet die „Einladung“ als noch stärker didaktisierten (denn auch in der „Einführung“ gab es bereits eine Zusammenfassung der Prinzipien der Objektiven Hermeneutik sowie eine „Regelkunde“) und reorganisierten Neuansatz verstanden wissen will.
Und so ist denn auch die inhaltliche Gliederung von der der „Einführung“ grundlegend unterschieden. Gänzlich neu ist etwa das Kapitel „Gemeinsam interpretieren und einsam schreiben“, das einen zentralen Knackpunkt studentischen Scheiterns an oder Misslingens der Anwendung der Methode berücksichtigt. Wird nämlich die Interpretationsarbeit zwingend kollektiv (um der größtmöglichen Objektivität willen) vorgenommen, so erfolgt der Schreibprozess singulär. Die hierbei auftretenden Probleme und Missverständnisse bei der Umwandlung des disparaten Interpretationsgesprächs in einen linearen Text behandelt das Kapitel sinnvoll.
Überzeugend ist auch das von Wernet explizierte Selbstverständnis der „Einladung“ als „Forschungsminiatur“. In nuce soll sie den Studierenden und Promovend:innen aufzeigen, wie sozialwissenschaftliche Forschung methodisch arbeitet, also an das, was sie letztlich als solche ausmacht.
Zu wünschen ist dem Buch, dass viele aus der Zielgruppe der „Einladung“ folgen.
Johannes –
Das Buch „Einladung zur Objektiven Hermeneutik. Ein Studienbuch für den Einstieg“ von Andreas Wernet wird seinem Anspruch vollumfänglich gerecht. Studierenden und Promovierenden, die bislang noch keine Erfahrung mit der Methode gemacht haben, wird in übersichtlichen und in sich abgeschlossenen Kapiteln der Einstieg erleichtert. Dabei ist die Aufmachung des Buches sehr hilfreich: Ausrufezeichen weisen auf wichtige Passagen hin, wichtige Begriffe oder Unterschiede werden am Rand hervorgehoben, im Fließtext finden sich zudem auch farbliche Texthervorhebungen und grafische Darstellungen. Da das Werk auch zur „punktuellen“ (S. 11) Lektüre konzipiert wurde, lassen sich die Kapitel je nach Bedarf auch quer lesen. Rund wird das Buch schließlich auch durch den Anhang, indem alle Inhalte noch einmal kompakt aufbereitet wurden.
Wer einen Einstieg in die Methode der Objektiven Hermeneutik wagen möchte, um bspw. eine Qualifikationsarbeit zu verfassen, kann sich getrost mit dieser Einführung auf den Weg machen. Ein erster Schritt wäre nach der Lektüre dieses durchdachten Buches gemacht.