Inhalt
ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie
1-2016: Themenheft zu Pierre Rosanvallon
Gast-Hrsg.: Daniel Schulz
Daniel Schulz: Editorial des Gastherausgebers
Samuel Moyn: Coals to Newcastle? On the Anglo-American Reception of Pierre Rosanvallon
Abhandlungen
Michel Dormal: Eine Phänomenologie der Ränder und Antinomien. Pierre Rosanvallons Beitrag zur Methodenfrage in der Ideengeschichte
Yves Bizeul / Jan Rohgalf: Singularität und Verschmelzung. Rosanvallons contre-démocratie und der Wandel des demokratischen Imaginären
Felix Heidenreich: Die Organisation des Politischen. Pierre Rosanvallons Begriff der „Gegen-Demokratie“ und die Krise der Demokratie
Paula Diehl: Rosanvallons Konzepte von Repräsentation und Volk und ihre Bedeutung für das Verstehen des Populismus
Portrait
Daniel Schulz: Pierre Rosanvallon: Eine werksbiographische Einführung
Interview
Daniel Schulz: „Die Unbestimmtheit der Demokratie“. Ein Gespräch mit Pierre Rosanvallon
Rezensionen
Ahmet Cavuldak: „Das Wagnis der Freiheit“
Tagungsberichte
André Häger: Kein „Dampfbad des Volksempfindens“
Karsten Schubert: Widerstand im Kollektiv
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Abstracts
Coals to Newcastle? On the Anglo-American Reception of Pierre Rosanvallon (Samuel Moyn)
This essay assesses the reasons for the so far minimal reception of Pierre Rosanvallon’s writings in the English-speaking world. Some of the factors suggested include his resistance to a liberal triumphalism that framed the Anglo-American presentation of the larger body of thought to which he contributed and his focus on hexagonal French history, especially in the nineteenth century. The essay closes with a comparison of the reception of his approach with that of Thomas Piketty’s recent bestseller on a similar topic. Keywords: Pierre Rosanvallon, Claude Lefort, Mark Lilla, liberalism, democracy
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Eine Phänomenologie der Ränder und Antinomien. Pierre Rosanvallons Beitrag zur Methodenfrage in der Ideengeschichte (Michel Dormal)
Neben seinen gegenwartsbezogenen Thesen zeichnet sich Rosanvallons Werk vor allem durch eine innovative Methode der historischen Reflexion aus. Der Artikel würdigt Rosanvallons Beitrag zur ideengeschichtlichen Methodendebatte, indem er seine Variante einer Begriffs- und Problemgeschichte mit den Ansätzen der Cambridge School und der Begriffsgeschichte kontrastiert. Zudem wird nach dem normativen Status und der Verallgemeinerbarkeit der Grundannahmen über den französischen Fall hinaus gefragt. Die von Claude Lefort beeinflusste Perspektive auf die Demokratie bildet dabei eine genuin politiktheoretische Komponente von Rosanvallons Unternehmen, die letzteres für die Politische Theorie attraktiver macht als die ‚antiquarische‘ Forschung Skinners oder die semantischen Analysen Kosellecks. Schlüsselwörter: Ideengeschichte, Begriffsgeschichte, Demokratiegeschichte, Methodendiskussion
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Singularität und Verschmelzung. Rosanvallons contre-démocratie und der Wandel des demokratischen Imaginären (Yves Bizeul, Jan Rohgalf)
Pierre Rosanvallon liefert mit seinen Ausführungen zur contre-démocratie eine hellsichtige Analyse des gegenwärtigen Wandels westlicher Demokratien. Zahllose Beispiele der jüngsten Vergangenheit sprechen für die These, dass im „Zeitalter des Misstrauens“ (Rosanvallon) die BürgerInnen nicht in eine allgemeine politische Apathie verfallen, sondern politisches Engagement vielmehr in erster Linie gegen die etablierten Institutionen und Akteure gerichtet ist. Lediglich angedeutet bleibt hingegen bei Rosanvallon die Dimension des Imaginären, jener Bilder und Vorstellungen, die dem Demokratieverständnis zugrunde liegen. Der Beitrag argumentiert unter Rekurs auf Gilbert Durand, dass die Prominenz von contre-démocratie ein Indiz ist für einen tiefgreifenden Wandel des Imaginären. Die nunmehr prominenten Bilder und Vorstellungen, die das Demokratieverständnis informieren, sind nicht mehr jene der repräsentativen Demokratie und nur noch bedingt mit dieser kompatibel. An so unterschiedlichen Akteuren der contre-démocratie wie der Piratenpartei oder PEGIDA lässt sich dieser Wandel nachvollziehen. Schlüsselwörter: contre-démocratie, das Imaginäre, Pierre Rosanvallon, Gilbert Durand, PEGIDA, Piratenparte
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Die Organisation des Politischen. Pierre Rosanvallons Begriff der „Gegen-Demokratie“ und die Krise der Demokratie (Felix Heidenreich)
In vielen demokratischen Staaten scheint eine Krise, ja vielleicht sogar eine Erosion der Demokratie zu beobachten zu sein. Gerade das in populistischen Bewegungen ausgeprägte Misstrauen gegenüber Eliten ist jedoch demokratietheoretisch ambivalent. In seiner Monographie über die „Gegen-Demokratie“ entfaltet Rosanvallon eine Analyse dieser Ambivalenz von Praktiken und Institutionen, die den Bürgerinnen und Bürgern in Demokratien die Möglichkeit geben durch Überwachung, Verhinderung und Klage Einfluss zu nehmen. Diese Versuche der politischen Einflussnahme auf jene Formen repräsentativer Politik, die sich durch Wahlen legitimieren, sind nach Rosanvallon genuiner Bestandteil von Demokratie. Sie bilden immer schon Formen aus und tragen dazu bei, den Prozess des Politischen zu organisieren. Im Falle pathologischer Übersteigerung entwickeln sich „gegen-demokratische“ Praktiken zur populistischen Gefährdung der Demokratie, insofern sie das Prinzip der Repräsentation und der Gewaltenteilung in Frage stellen. Welche Konsequenzen ergeben sich im Einzelnen aus Rosanvallons Analyse für die Organisation des Politischen, vor allem im Vergleich zu der von John Keane unter dem Titel der „monitory democracy“ angestellten Analyse? Im Gegensatz zu Rosanvallon ließe sich am Beispiel politischer Parteien zeigen, dass in diesen vermittelnden Institutionen „Demokratie“ und „Gegen-Demokratie“ immer schon ineinander verwoben sind. Ob eine Formgebung gelingt, die diese Konflikte in produktive Bahnen lenkt, hängt wesentlich von der juristisch definierten Rahmensetzung ab. Rosanvallons neuste Vorschläge zur Etablierung neuer Institutionen zur Überwachung von politischen Repräsentanten sind vor diesem Hintergrund wenig überzeugend. Schlüsselwörter: Gegen-Demokratie, Republikanismus, Vertrauen, Politische Repräsentation, Krise der Demokratie
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Rosanvallons Konzepte von Repräsentation und Volk und ihre Bedeutung für das Verstehen des Populismus (Paula Diehl)
Pierre Rosanvallon schlägt vor, die Demokratie von ihrem Scheitern und ihren Widersprüchen her zu begreifen. Im Zentrum seines Denkens stehen die Repräsentation des Volkes und ihre Krisen. Dieser Ansatz ist für das Denken des Populismus vielversprechend. Seine Kernaussage ist, dass der Populismus aus einem intrinsischen Unbehagen der Demokratie entsteht. Er bietet eine Antwort, indem er das Volk als homogene Einheit überhöht und im Führer verkörpert. Dies ist jedoch ein grundlegendes Element von Claude Leforts Theorie zum Totalitarismus. Der Aufsatz folgt Rosanvallon bis zu diesem Punkt, bietet aber eine Alternative zu Rosanvallons Interpretation des Populismus, die sich von der Totalitarismus-Dynamik unterscheidet. Die zentrale These des Textes ist, dass der Populismus zwar die demokratische Repräsentation verschiebt, sich aber auf einer schmalen Linie zwischen Demokratie und anti-demokratischen Dynamiken bewegt. Es handelt sich daher nicht um dieselben Dynamiken, die Lefort für den Totalitarismus beschreibt. Damit bleibt auch weiterhin offen, ob Populismus zum Totalitarismus führt oder nicht. Schlüsselwörter: Rosanvallon, Populismus, Repräsentation, Volk, Demokratie
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