Beschreibung
Während Mutterschaft in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert und im Alltag praktiziert wird, wird sie in der Wissenschaft tendenziell vernachlässigt. Angesichts dieser Tatsache reflektiert der Band Mutterschaften in ihrer kontextuellen Gewordenheit unter Berücksichtigung von politischen, sozio-kulturellen und historischen Dimensionen. Damit leistet der Band einen Beitrag, um die Mutterschaftenforschung in den Sozial- und Kulturwissenschaften empirisch und theoretisch voranzutreiben. Die (un-)gleichen Positionen von Müttern werden in Diskursen und Praxen sichtbar gemacht. Fokussiert werden verschiedene Felder, u.a. Reproduktionsmedizin („Social Freezing“), Sexarbeit, Regierungsprogramme und die Drogen-, Still- und Trennungsberatung.
Mutterschaft ist Gegenstand diverser öffentlicher Debatten. Ins Licht rücken dabei die ‚Helikopter-Mütter‘, die ständig über ihre Kinder kreisen, um das Beste aus ihnen zu machen, die ‚regretting mothers‘, die das Eingehen von Mutterschaft bereuen sowie Mütter, die ihren Kinderwunsch ‚einfrieren‘ (Social Freezing) lassen, um Karriere zu machen. Aber auch die ‚Risikomütter tauchen immer wieder auf: in der Regel Mütter, die als zu jung und zu arm etikettiert werden. Entlang von Vereinbarkeitsfragen von Beruf und Familie sowie Partnerschaft einerseits und Ernährungs- und Erziehungsfragen andererseits wird diskutiert wer, wann und wie dem Mutter-Sein gerecht wird.
In diesen, emotional teils hoch aufgeladene Diskussionen werden immer wieder ganz unterschiedliche (normative) Interessen auf Mutterschaft bezogen und letztendlich um die ‚richtige‘ Ausgestaltung gerungen. Im wissenschaftlichen Kontext wird Mutterschaft derzeit kaum als relevante Kategorie behandelt – ganz im Gegensatz zu Vaterschaftsforschung, die Konjunktur hat. Vor diesem Hintergrund wenden sich die AutorInnen unterschiedlichen Mutterschaftsfeldern zu: angefangen bei reproduktionsmedizinischen Technologien (Social Freezing), der Boulevardpresse, Männer- und Väterblogs, der Stillberatung und in Beikostkursen, der Familienberatung über Elternschaftsratgebern bis hin zu Fußball-WM in Südafrika.
Die Ergebnisse verweisen darauf, dass die Entwürfe von Mutterschaft verwoben sind mit unterschiedlichen politischen, kulturellen, sozio-ökonomischen, postkolonialen Interessen und Absichten, die zu Ausschlüssen und Verwerfungen führen (können). Der Band begreift deshalb Mutterschaft als eine zentrale Analysekategorie auf.
Der Band versteht sich als Beitrag, um die Mutterschaftsforschung als eigenständiges Forschungsfeld in den Sozial- und Kulturwissenschaften voranzutreiben und Mutterschaft in seiner Gewordenheit kritisch zu reflektieren.
Die HerausgeberInnen:
Dr. Eva Tolasch,
Institut für Diversitätsforschung an der Georg-August-Universität Göttingen
Dr. Rhea Seehaus,
Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen (gFFZ)
HIer finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: Forschende im Bereich der Gender Studies
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