Beschreibung
Der Autor regt dazu an, Begriffe und Konzepte der pädagogischen Reflexion kritisch zu durchdenken und nach einem theoretischen Verständnis zu suchen, mit dem Widersprüche und irritierende Ungereimtheiten konstruktiv „aufgehoben“ werden können. An die Stelle der Hoffnung auf absolute Wahrheiten setzt er das Konzept der „Wirksamkeiten“. Wenn deren konkrete Bedeutungen im offenen Diskurs „antinomie-sensibel “ transparent werden, sind Felder der Persönlichkeits-Entwicklung und Formen der Persönlichkeits-Erziehung differenzierter und wirkungsvoller zu bearbeiten. Dieser Ansatz wird sowohl für allgemeine Erziehungsprozesse wie auch als Entwurf für eine antinomie-sensible Theorie der Schule konkretisiert. Abschließend werden Folgerungen für die Bildungspolitik, die gesellschaftspolitische Rahmung, die Zukunft der Schule und die Aufgaben der Erziehungswissenschaft entwickelt.
Im theoretischen wie im praktischen Diskurs werden grundlegende Begriffe der „Erziehung“ und der „Bildung“ in vielfältigen Varianten verwendet, die nicht miteinander vereinbar zu sein scheinen. Das macht es schwer, sich über Intentionen und Perspektiven des Handelns zu verständigen. Eine vertiefende Diskurs-Kultur kann entstehen, wenn pädagogische Prozesse in ihrer Widersprüchlichkeit „antinomie-sensibel“ gedeutet werden und die Beteiligten nach Lösungen suchen, die unterschiedlichen Erfordernissen und verschiedenen Bedürfnissen (besser) gerecht werden können. Dieses Konzept wird zunächst begrifflich-theoretisch entfaltet und dann konkretisiert für Leitbilder der Erziehung, Felder der Persönlichkeits-Entwicklung sowie Formen der Persönlichkeits-Erziehung. Darauf bezogen wird erörtert, wie Erziehung in der Schule zur Entfaltung der Persönlichkeiten beiträgt und welche Aufgaben dabei der Bildung in ihrer spezifischen Form als „Erziehung im Medium der Kultur“ zukommt. Daraus wird eine Theorie der Schule in antinomie-sensibler Deutung entwickelt. Es wird für aktuelle Probleme (u.a. zum Konzept der „Bildungsgerechtigkeit“, zu Zukunftsaufgaben der Schule und zu Strukturfragen) aufgezeigt, dass Kontroversen in einem antinomie-sensiblen Diskurs konstruktiver bearbeitet werden können.
Zusatzmaterial: Kommentiertes Literaturverzeichnis
Autor:
Prof. i.R. Dr. Jörg Schlömerkemper, Goethe-Universität Frankfurt a.M.
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Target group:
Theoretisch und praktisch interessierte Wissenschaftler*innen der Erziehungswissenschaft, Studierende, Erziehende und Unterrichtende
Ulrike K. –
Das Buch bietet im Rahmen des vom Autor gewollt knappen Umfangs einen zwar oftmals verkürzten, aber dennoch gelungenen Überblick über zentrale Begrifflichkeiten und Konzepte einer pädagogischen Reflexion, die kontinuierlich auf Konzepte von Wirksamkeiten unter antinomie-sensibler Betrachtung rückbezogen werden. Konkretisiert werden die im Teil A vorgestellten Grundannahmen anhand von Erziehung (Teil B) und Schule (Teil C) sowie verschiedener Perspektiven im schulischen Kontext (Teil D).
Das Buch besticht durch seine kurzweiligen Kapitel und einen zwar anspruchsvollen, aber gut verständlichen Schreibstil. Die Ausführungen sind gelungen und regen dazu an, sich nicht nur die inhärenten Antinomien beinahe selbstverständlich genutzter Begriffe bewusst zu machen, sondern auch Schule als „gewordene“ Institution und mit ihr verbundene (zukünftige) Grundsatzfragen kritisch antinomie-sensibel zu durch- resp. überdenken. Jedoch sollte das online zugängliche (sehr!) ausführliche, kommentierte Literaturverzeichnis des Autors für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Argumentationslinien und angeführten Begriffs- resp. Konzeptdefinitionen unbedingt hinzugezogen werden, um die zugrundeliegenden Annahmen der (durch den geringen Umfang unumgänglichen) verkürzten Darstellungen nachvollziehen zu können. Denn ohne die im Literaturverzeichnis vermerkten Referenzquellen und Anmerkungen birgt die Darstellung an manchen Stellen leider die Gefahr, dass die eingeführten Konzepte (hier sei vor allem auf den Begriff der Bildung als kulturelle Erziehung hingewiesen) selbst verengt resp. verkürzt wirken. Nichtsdestotrotz erscheint das Buch für eine (erste) Hinführung zu verschiedenen Konzepten der Pädagogik und einer Sensibilisierung für Antinomien für Studierende der Erziehungswissenschaft und Lehramtsanwärter*innen als sehr lohnenswert.