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Informationen zur Zeitschrift

ISSN: 0173-184X

PERIPHERIE 1-2023 (Heft 169-170) | Krieg in Europa – Perspektiven aus dem Süden

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ISSN: 0173-184X
Kategorien: Einzelhefte

Inhalt

PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
1-2023 (Heft 169-170): Krieg in Europa – Perspektiven aus dem Süden

Editorial

Schwerpunkt
Siba N‘Zatioula Grovogui / Sarah Then Bergh: „Das dürfte in Europa eigentlich nichtpassieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens (im Open Access verfügbar)
Charlotte Wiedemann: Krieg und Gedächtnis. Über historisches Begreifen und die gefährdete Erinnerung an den Holocaust. Ein Versuch, die neue Unübersichtlichkeit zu kartieren (Debatte) (im Open Access verfügbar)
Raina Zimmering: Monroe-Doktrin und Ukraine-Krieg. Zur Haltung der lateinamerikanischen Staaten
Ilse Lenz: Die Gerechtigkeitsbewegung für die „Trostfrauen“ in intersektionaler postkolonialer Sicht
Martin Kimani: Erklärung für eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage in der Ukraine (Dokumentation)
Vijay Prashad / Mikaela Erskog: Afrika souverän? (Debatte)
Rita Schäfer: Feministische Außenpolitik. Zwischen visionären Perspektiven, Parteiengerangel und Praxistests in Deutschland (Debatte)
Brief aus dem Iran
Dilan Canbaz: Die tiefen Spuren einer Suche (Erzählung)

PERIPHERIE-Stichwort
Benno Teschke: Geopolitik

Rezensionsartikel
Reinhart Kößler: Herausforderungen postkolonialen Erinnerns

Rezensionen
Reinhart Kößler: Wolfgang Gehrke & Christiane Reymann (Hg.): Ein willkommener Krieg? NATO, Russland und die Ukraine
Reinhart Kößler: Kai Ambos: Doppelmoral – Der Westen und die Ukraine
Reinhart Kößler: Rosa Maria Weißer: Defizite und Chancen – Was trägt das Völkerrecht zur Lösung territorialer Konflikte bei? Eine Analyse am Fallbeispiel der Krim
Reinhart Kößler: Parmenides Stiftung (Hg.): Perspektiven nach dem Ukrainekrieg. Europa auf dem Weg zu einer neuen Friedensordnung?
Rita Schäfer: Daniel Brombacher, Günther Maihold, Melanie Müller & Judith Vorrath (Hg.): Geopolitics of the Illicit. Linking the Global South and Europe
Reinhart Kößler: Sammelrezension
Daniel Bendix: Henning Melber & Kristin Platt (Hg.): Koloniale Vergangenheit – postkoloniale Zukunft? Die deutsch-namibischen Beziehungen neu denken
Eleonor Roldán Mendívil: Alexander E. Davis, Vineet Thakur & Peter Vale: The Imperial Discipline. Race and the Founding of International Relations
Rita Schäfer: Desiree Lewis & Gabeba Baderoon (Hg.): Surfacing. On Being Black and Feminist in South Africa
Reinhart Kößler: Dietmar Süß & Cornelius Torp: Solidarität. Vom 19. Jahrhundert bis zur Corona-Krise
Gerhard Hauck: Emanuel Kapfinger: Die Faschisierung des Subjekts. Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes
Reinhart Kößler: Hannimari Jokinen, Flower Manase & Joachim Zeller (Hg.): Stand und Fall. Das Wissmann-Denkmal zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion

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Leseproben

 

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Zusätzliche Informationen

Publisher

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Volume

43. Jahrgang 2023

Edition

1-2023 (Heft 169-170)

Date of publication

31.08.2023

Scope

212 Seiten

Language

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v43i1

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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Autor*innen

Keywords

Afrika, bündnisfrei, China, Europa, feministische Außenpolitik, Flucht, Gedächtnis, Geopolitik, Globaler Süden, Holocaust, Imperialismus, internationale Sicherheitsordnung, intersektionale Solidarität, Iran, Krieg, Lateinamerika, Monroe-Doktrin, NATO, postkoloniale Gerechtigkeitsbewegung, postkoloniales Erinnern, Postkolonialismus, Rosa Welle, Russland, Russland-Ukraine-Krieg, Sanktionen, transnationaler Feminismus, Ukraine, UN-Sicherheitsrat, vergeschlechtlichte Gewalt / Krieg, „Trostfrauen“

Abstracts

„Das dürfte in Europa eigentlich nicht passieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens (Siba N‘Zatioula Grovogui & Sarah Then Bergh)
Dieser Beitrag soll ein Plädoyer von Eliten des globalen Südens, insbesondere von führenden Politiker:innen und Meinungsmacher:innen in Afrika, aufgreifen, um der Debatte über den russischen Einmarsch in der Ukraine im Rahmen größerer Fragen zur internationalen Ordnung und den damit verbundenen Sicherheitssystemen eine andere Wendung zu geben. Dementsprechend geht der Artikel den zeitgenössischen Artikulationsformen der afrikanischen Blockfreiheit nach, die die Frage der Rechte der Ukraine, die Anliegen Russlands und die Ambitionen der NATO als drei separate Fragen betrachten, welche nicht miteinander vermengt oder als moralisch und rechtlich untrennbar zusammengeworfen werden dürfen. Obwohl solche Ansichten mit internationalen Normen und dem Grundsatz eines auf Regeln basierenden internationalen Systems im Einklang stehen, haben sie europäische Analytiker:innen verwirrt und amerikanische Politiker:innen verärgert, die davon ausgehen, die Führung Europas und des Westens sei von globalem normativem Nutzen, wenn nicht gar ein wünschenswertes universelles Gut. Dies hat zum falschen Vorwurf afrikanischer Gleichgültigkeit gegenüber der Ukraine geführt, der wenn auch nicht ausdrücklich, sondern unterschwellig den Gegensatz zwischen einem zivilisierten, liberal-demokratischen Europa und einem Afrika wiederholt, welches die Bedeutung von internationaler Moral, Recht und Sicherheit noch nicht verstanden habe. Gegen dieses falsche Urteil versucht der Beitrag, die konkurrierenden Erinnerungen und Lehren der afrikanischen Eliten aus der Geschichte zu beleuchten, die weder Teil des europäischen/westlichen noch des russischen Common Sense sind.
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Die Haltung der lateinamerikanischen Staaten zum Ukraine-Krieg vor dem Hintergrund der Monroe-Doktrin (Raina Zimmering)
Die Monroe-Doktrin stellt für die lateinamerikanischen Staaten ein prägendes Trauma dar, das ihre Haltung zum Ukraine-Krieg, bei dem sie sich sowohl von Russland als auch von den westlichen Staaten abgrenzen, als auch ihre Rolle als neutralisierende und stabilisierende Macht im internationalen System entscheidend beeinflusst. Seit Beginn des Ukraine-Krieges unterscheidet sich die Bewertung des Krieges durch die meisten lateinamerikanischen Regierungen in wichtigen Punkten von denen der westlichen Staaten. Einerseits verurteilen alle lateinamerikanischen Staaten die kriegerische Intervention Russlands in der Ukraine, andrerseits vertreten sie in der Frage der Sanktionen, der Kriegsursachen, der Schuldfrage und der Beendigungsszenarien eigenständige, vom „Westen“ divergierende Positionen. Im Artikel greife ich der Frage auf, wie die Erfahrungen Lateinamerikas mit der Monroe-Doktrin dessen eigenständige Haltung zum Ukraine-Krieg, seine Äquidistanz-Position im neuen Spannungsverhältnis der Großmächte und das Frieden fördernde Potenzial im sich neu formierenden internationalen System beeinflusst hat. Theoretisch setzte ich mich kritisch mit imperialismus- und entwicklungsstrategischen Ansätzen auseinander.
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Die Gerechtigkeitsbewegung für die „Trostfrauen“ in intersektionaler postkolonialer Sicht (Ilse Lenz)
Die feministische Gerechtigkeitsbewegung für „Trostfrauen“ stellt ein internationales intersektionales Bündnis dar, in dem Feminist*innen aus den kolonisierten ostasiatischen Gesellschaften, aus denen die Opfer kamen, und der ehemaligen Kolonialmacht Japan erfolgreich zusammenarbeiten. „Trostfrauen“ wurden als sexuelle Zwangsarbeiterinnen für die Kaiserliche Japanische Armee im Asiatisch-Pazifischen Krieg Japans (1937-1945) eingesetzt. Während die Bewegung zunächst in Ostasien und auf der globalen Ebene der UNO mobilisierte, wurde sie später u.a. in Australien, den USA und in Deutschland aktiv. Sie bildet einen der größten und längsten globalen Ansätze feministischer Erinnerungsarbeit, ist aber in Deutschland kaum bekannt. Der Artikel untersucht die Gerechtigkeitsbewegung aus einer Perspektive prozessualer Intersektionalität. Sie gewann ihre Kraft und Legitimität auch daraus, dass sie die ihr innewohnenden intersektionalen Ungleichheiten reflektierte und bearbeitete. Das galt gleichermaßen für die Klassenunterschiede zwischen „Trostfrauen“ aus der Arbeiterschaft und intellektuellen Unterstützer*nnen vor Ort wie für die postkolonialen Machtverhältnisse zwischen Aktivist*nnen aus Japans Exkolonien und der ehemaligen Kolonialmacht. Sie entfaltete inklusive gleichheitliche Praktiken, die eine breite Beteiligung erlaubten. Leitend für das Bündnis war die Definitionsmacht der „Trostfrauen“. So ermöglichten die Zentrierung auf die „Trostfrauen“, die Reflektion der unterschiedlichen verstrickten Subjektpositionen und der Einsatz für das gemeinsame Anliegen eine langfristige, internationale Zusammenarbeit. Die Gerechtigkeitsbewegung entfaltete sich unterschiedlich im Südkorea, in Japan und in Deutschland. Dies zeigen drei Fallstudien, die die unterschiedliche postkoloniale Konstellation in Ostasien und Deutschland sowie die verschiedenen Akteursgruppen und Ansätze umreißen. Während sich die japanische Regierung einer angemessenen Entschuldigung verweigerte und rechte Bewegungen dagegen mobilisierten, konnte die Bewegung das kulturelle Gedächtnis in ihren Gesellschaften tiefgreifend beeinflussen.
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Inhalt

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PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
1-2023 (Heft 169-170): Krieg in Europa – Perspektiven aus dem Süden

Editorial

Schwerpunkt
Siba N‘Zatioula Grovogui / Sarah Then Bergh: „Das dürfte in Europa eigentlich nichtpassieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens (im Open Access verfügbar)
Charlotte Wiedemann: Krieg und Gedächtnis. Über historisches Begreifen und die gefährdete Erinnerung an den Holocaust. Ein Versuch, die neue Unübersichtlichkeit zu kartieren (Debatte) (im Open Access verfügbar)
Raina Zimmering: Monroe-Doktrin und Ukraine-Krieg. Zur Haltung der lateinamerikanischen Staaten
Ilse Lenz: Die Gerechtigkeitsbewegung für die „Trostfrauen“ in intersektionaler postkolonialer Sicht
Martin Kimani: Erklärung für eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage in der Ukraine (Dokumentation)
Vijay Prashad / Mikaela Erskog: Afrika souverän? (Debatte)
Rita Schäfer: Feministische Außenpolitik. Zwischen visionären Perspektiven, Parteiengerangel und Praxistests in Deutschland (Debatte)
Brief aus dem Iran
Dilan Canbaz: Die tiefen Spuren einer Suche (Erzählung)

PERIPHERIE-Stichwort
Benno Teschke: Geopolitik

Rezensionsartikel
Reinhart Kößler: Herausforderungen postkolonialen Erinnerns

Rezensionen
Reinhart Kößler: Wolfgang Gehrke & Christiane Reymann (Hg.): Ein willkommener Krieg? NATO, Russland und die Ukraine
Reinhart Kößler: Kai Ambos: Doppelmoral – Der Westen und die Ukraine
Reinhart Kößler: Rosa Maria Weißer: Defizite und Chancen – Was trägt das Völkerrecht zur Lösung territorialer Konflikte bei? Eine Analyse am Fallbeispiel der Krim
Reinhart Kößler: Parmenides Stiftung (Hg.): Perspektiven nach dem Ukrainekrieg. Europa auf dem Weg zu einer neuen Friedensordnung?
Rita Schäfer: Daniel Brombacher, Günther Maihold, Melanie Müller & Judith Vorrath (Hg.): Geopolitics of the Illicit. Linking the Global South and Europe
Reinhart Kößler: Sammelrezension
Daniel Bendix: Henning Melber & Kristin Platt (Hg.): Koloniale Vergangenheit – postkoloniale Zukunft? Die deutsch-namibischen Beziehungen neu denken
Eleonor Roldán Mendívil: Alexander E. Davis, Vineet Thakur & Peter Vale: The Imperial Discipline. Race and the Founding of International Relations
Rita Schäfer: Desiree Lewis & Gabeba Baderoon (Hg.): Surfacing. On Being Black and Feminist in South Africa
Reinhart Kößler: Dietmar Süß & Cornelius Torp: Solidarität. Vom 19. Jahrhundert bis zur Corona-Krise
Gerhard Hauck: Emanuel Kapfinger: Die Faschisierung des Subjekts. Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes
Reinhart Kößler: Hannimari Jokinen, Flower Manase & Joachim Zeller (Hg.): Stand und Fall. Das Wissmann-Denkmal zwischen kolonialer Weihestätte und postkolonialer Dekonstruktion

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Publisher

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Volume

43. Jahrgang 2023

Edition

1-2023 (Heft 169-170)

Date of publication

31.08.2023

Scope

212 Seiten

Language

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v43i1

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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„Das dürfte in Europa eigentlich nicht passieren“. Das Problem der Internationalen Beziehungen aus Sicht des Globalen Südens (Siba N‘Zatioula Grovogui & Sarah Then Bergh)
Dieser Beitrag soll ein Plädoyer von Eliten des globalen Südens, insbesondere von führenden Politiker:innen und Meinungsmacher:innen in Afrika, aufgreifen, um der Debatte über den russischen Einmarsch in der Ukraine im Rahmen größerer Fragen zur internationalen Ordnung und den damit verbundenen Sicherheitssystemen eine andere Wendung zu geben. Dementsprechend geht der Artikel den zeitgenössischen Artikulationsformen der afrikanischen Blockfreiheit nach, die die Frage der Rechte der Ukraine, die Anliegen Russlands und die Ambitionen der NATO als drei separate Fragen betrachten, welche nicht miteinander vermengt oder als moralisch und rechtlich untrennbar zusammengeworfen werden dürfen. Obwohl solche Ansichten mit internationalen Normen und dem Grundsatz eines auf Regeln basierenden internationalen Systems im Einklang stehen, haben sie europäische Analytiker:innen verwirrt und amerikanische Politiker:innen verärgert, die davon ausgehen, die Führung Europas und des Westens sei von globalem normativem Nutzen, wenn nicht gar ein wünschenswertes universelles Gut. Dies hat zum falschen Vorwurf afrikanischer Gleichgültigkeit gegenüber der Ukraine geführt, der wenn auch nicht ausdrücklich, sondern unterschwellig den Gegensatz zwischen einem zivilisierten, liberal-demokratischen Europa und einem Afrika wiederholt, welches die Bedeutung von internationaler Moral, Recht und Sicherheit noch nicht verstanden habe. Gegen dieses falsche Urteil versucht der Beitrag, die konkurrierenden Erinnerungen und Lehren der afrikanischen Eliten aus der Geschichte zu beleuchten, die weder Teil des europäischen/westlichen noch des russischen Common Sense sind.
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Die Haltung der lateinamerikanischen Staaten zum Ukraine-Krieg vor dem Hintergrund der Monroe-Doktrin (Raina Zimmering)
Die Monroe-Doktrin stellt für die lateinamerikanischen Staaten ein prägendes Trauma dar, das ihre Haltung zum Ukraine-Krieg, bei dem sie sich sowohl von Russland als auch von den westlichen Staaten abgrenzen, als auch ihre Rolle als neutralisierende und stabilisierende Macht im internationalen System entscheidend beeinflusst. Seit Beginn des Ukraine-Krieges unterscheidet sich die Bewertung des Krieges durch die meisten lateinamerikanischen Regierungen in wichtigen Punkten von denen der westlichen Staaten. Einerseits verurteilen alle lateinamerikanischen Staaten die kriegerische Intervention Russlands in der Ukraine, andrerseits vertreten sie in der Frage der Sanktionen, der Kriegsursachen, der Schuldfrage und der Beendigungsszenarien eigenständige, vom „Westen“ divergierende Positionen. Im Artikel greife ich der Frage auf, wie die Erfahrungen Lateinamerikas mit der Monroe-Doktrin dessen eigenständige Haltung zum Ukraine-Krieg, seine Äquidistanz-Position im neuen Spannungsverhältnis der Großmächte und das Frieden fördernde Potenzial im sich neu formierenden internationalen System beeinflusst hat. Theoretisch setzte ich mich kritisch mit imperialismus- und entwicklungsstrategischen Ansätzen auseinander.
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Die Gerechtigkeitsbewegung für die „Trostfrauen“ in intersektionaler postkolonialer Sicht (Ilse Lenz)
Die feministische Gerechtigkeitsbewegung für „Trostfrauen“ stellt ein internationales intersektionales Bündnis dar, in dem Feminist*innen aus den kolonisierten ostasiatischen Gesellschaften, aus denen die Opfer kamen, und der ehemaligen Kolonialmacht Japan erfolgreich zusammenarbeiten. „Trostfrauen“ wurden als sexuelle Zwangsarbeiterinnen für die Kaiserliche Japanische Armee im Asiatisch-Pazifischen Krieg Japans (1937-1945) eingesetzt. Während die Bewegung zunächst in Ostasien und auf der globalen Ebene der UNO mobilisierte, wurde sie später u.a. in Australien, den USA und in Deutschland aktiv. Sie bildet einen der größten und längsten globalen Ansätze feministischer Erinnerungsarbeit, ist aber in Deutschland kaum bekannt. Der Artikel untersucht die Gerechtigkeitsbewegung aus einer Perspektive prozessualer Intersektionalität. Sie gewann ihre Kraft und Legitimität auch daraus, dass sie die ihr innewohnenden intersektionalen Ungleichheiten reflektierte und bearbeitete. Das galt gleichermaßen für die Klassenunterschiede zwischen „Trostfrauen“ aus der Arbeiterschaft und intellektuellen Unterstützer*nnen vor Ort wie für die postkolonialen Machtverhältnisse zwischen Aktivist*nnen aus Japans Exkolonien und der ehemaligen Kolonialmacht. Sie entfaltete inklusive gleichheitliche Praktiken, die eine breite Beteiligung erlaubten. Leitend für das Bündnis war die Definitionsmacht der „Trostfrauen“. So ermöglichten die Zentrierung auf die „Trostfrauen“, die Reflektion der unterschiedlichen verstrickten Subjektpositionen und der Einsatz für das gemeinsame Anliegen eine langfristige, internationale Zusammenarbeit. Die Gerechtigkeitsbewegung entfaltete sich unterschiedlich im Südkorea, in Japan und in Deutschland. Dies zeigen drei Fallstudien, die die unterschiedliche postkoloniale Konstellation in Ostasien und Deutschland sowie die verschiedenen Akteursgruppen und Ansätze umreißen. Während sich die japanische Regierung einer angemessenen Entschuldigung verweigerte und rechte Bewegungen dagegen mobilisierten, konnte die Bewegung das kulturelle Gedächtnis in ihren Gesellschaften tiefgreifend beeinflussen.
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