Beschreibung
Wie bereiten pädagogische Fachkräfteteams Kinder auf die Schule vor? Welche Relevanzen und Perspektiven bringen Kinder in schulvorbereitende Interaktionen ein und welchen Stellenwert erhält die Peerkultur? Aus in zwei Kitas erhobenen Video- und Gesprächsdaten werden Orientierungs- und Handlungsmuster der Akteure dokumentarisch rekonstruiert, aufeinander bezogen und typisiert. Pädagogische Einstellungen und Werthaltungen, denen die Fachkräfteteams implizit folgen, werden in Zusammenhang gestellt mit der Akteurschaft, die die Kinder handlungspraktisch entfalten können.
Kinder im Übergang in die Schule zu begleiten und im letzten KiTajahr ihre Transition zu gestalten (Griebel/Niesel 2013), gehört gegenwärtig zum Anforderungsprofil an frühpädagogische Fachkräfte und wurde bereits vielfach beforscht. Die Studie widmet sich der in diesem Kontext marginalisierten Thematik der Schulvorbereitung im Kindergarten und untersucht, welche Relevanz sie für pädagogische Fachkräfteteams hat, wie sie von ihnen inhaltlich gefüllt, begründet und handlungspraktisch umgesetzt wird.
Grundgelegt ist die Studie in einem vorangestellten wissens- und kindheitssoziologischen Bezugsrahmen, der neben dem Gegenstand Schulvorbereitung diverse methodisch-methodologische Zugänge erarbeitet: Interaktion (Goffman 1970), pädagogischer Raum (Löw 2001; Hummrich 2011), Wissen (Wulf 2007; Bohnsack 2014), Generation (Mannheim 1970; Ecarius 2010) und Childhood Agency (Corsaro 2005; Bühler-Niederberger 2011). In diesem Rahmen erfolgt anschließend die Rekonstruktion des impliziten handlungspraktischen Wissen der Akteure in seiner Tiefenstruktur.
In zwei Kindertagesstätten wurden Video- und Gesprächsdaten erhoben, dokumentarisch ausgewertet und erkenntnisgenerierend zueinander ins Verhältnis gesetzt. Da beide Teams sich für schulvorbereitende Interaktionen im pädagogischen Arrangement Morgenkreis entschieden, steht im Zentrum der Studie die Untersuchung der dort realisierten Körper-, Raum- und Diskurspraktiken mit der Videobasierten Dokumentarischen Interaktionsanalyse (Nentwig-Gesemann/Nicolai 2015 und 2017). Die empirische Rekonstruktion nimmt ebenso die pädagogischen (Wert-)Haltungen und Einstellungen in den Blick wie die Handlungsbeiträge der Kinder, deren (kollektive) Seins- und Erlebensweisen sowie die ihnen zugestandene soziale Wirkmacht bzw. Akteurschaft.
In einer sinngenetischen Typenbildung werden Handlungs- und Orientierungsmuster propositionaler und performativer Logik (Bohnsack 2017) zunächst getrennt voneinander dargestellt und dann aufeinander bezogen. Unterschieden werden zwei Modi des Fachkräftehandelns: die Orientierung an der ‚Führenden Rolle‘ der Pädagogin vs. die Orientierung an Aushandlung und Ko-Konstruktion. Diese Modi werden in Bezug auf die Verflochtenheit der inter- und intragenerationalen Ebene als Interaktionsmodi typisiert. Die Ergebnisdiskussion fragt nach Ebenen der Reziprozität und nach Fremdrahmungen in der pädagogischen Interaktion und unterscheidet zwei Formen kindlicher Akteurschaft.
Ein Ausblick plädiert für eine elementarpädagogische Haltung, die bei der Gestaltung des Übergangs in die Grundschule dem lebensweltlichen Erfahrungswissen der Kinder hohe Bedeutung zumisst und peerkulturelle Relevanzen als wichtige Ressource im Übergang anerkennt.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
Dr. Katharina Nicolai, Kindheitspädagogin und rekonstruktive Praxisforscherin, ehemals wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Alice Salomon Hochschule Berlin, Promotion an der FU Berlin
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Die Zielgruppe:
Forschende und Lehrende der Erziehungswissenschaft, insbesondere der Früh- bzw. Kindheitspädagogik; Rekonstruktive Praxisforscher*innen
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