Beschreibung
Zur Unterstützung älterer Menschen im Alltag werden Freiwillige im Rahmen sozialräumlich organisierter Hilfe vermittelt. Doch wie werden diese Hilfebeziehungen gestaltet? Welche Rolle spielen biografische Erfahrungen, situative Dynamiken und interaktive Aushandlungsprozesse? Marlene Jänsch hat Hilfesuchende und Hilfebietende in gemeinsamen Interviews befragt, wie sie Hilfe erfolgreich organisieren. Ihr Buch leistet einen wichtigen Beitrag zum Sozialraumdiskurs der Sozialen Arbeit im Kontext solidarischer Hilfebeziehungen sowie des Alterns.
Die Entscheidungen, Hilfe zu suchen oder Hilfe anzubieten, werden als voraussetzungsvolle und krisenhafte Übergänge gedeutet und in einen Zusammenhang zu biografischen, interaktiven und situativen Beziehungsdynamiken gestellt, die transformatorisches Gestaltungs- und Bildungspotenzial zeigen. Bildung wird dabei als dynamischer Entwicklungs- und Transformationsprozess verstanden. Im Zuge eines rekonstruktiven Grounded-Theory-Method-Verfahrens wurde das Material iterativ codiert und analysiert. Die Autorin zeigt, dass Hilfegegenstand, Rollen und Beziehungscharakter von den Hilfepaaren immer wieder neu definiert, interpretiert und ausgehandelt werden. Dabei prägen biografische Erfahrungen sowie gesellschaftliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen die Gestaltung der Hilfe. Werden die Hilfepaargespräche aus einer triadischen Perspektive beleuchtet, zeigt sich ein Dilemma für die Forscherin, das auch auf die vermittelnde Person zutrifft: Hilfesuchende und Hilfebietende werden gleichermaßen adressiert, mit ihren jeweiligen Interessen und Bedürfnissen. Dadurch wird noch deutlicher, wie die Aushandlungsprozesse auf eine Passung zwischen Hilfebedarf und Hilfeangebot abzielen – im Spannungsfeld von Sorgeverantwortung, Abhängigkeit, Stigmatisierung, fehlender Anerkennung, mangelnder Infrastruktur und sozialpolitischen Sorgekonzepten. Wird die Hilfebeziehung als Arena bildungsrelevanter Auseinandersetzungen und transformativer Potenziale verstanden, ergeben sich daraus Aufträge an die Soziale Arbeit: Hilfebeziehungsarbeit und das Sich bilden beim Sorgen zu unterstützen, sich aktiv in sozialpolitische Diskurse einzumischen und sozialräumliche (Bildungs-)Arbeit weiterzuentwickeln.
Die Autorin:
Marlene Jänsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule Fulda
Der Fachbereich:
Social Work
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