Beschreibung
Werdende Eltern durchlaufen mit der Geburt des ersten Kindes eine veritable und irreversible Transition, die es zu bewältigen gilt. Während werdenden Müttern in der Regel eine intensive Begleitung durch Hebammen und medizinisches Personal angeboten wird, müssen werdende Väter jene Transition weitestgehend unbegleitet meistern. Philip Krüger betrachtet Bildungs- und Beratungsangebote für werdende Väter aus einer bewältigungstheoretischen Perspektive der Sozialen Arbeit heraus. Er nimmt insbesondere die irreversible Transition zur Vaterschaft vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Spannungsverhältnisse aus hegemonialer Männlichkeit und Caring Masculinities in den Blick.
Es gibt in Deutschland bisher lediglich eine kleine Anzahl genderhomogener Bildungs- und Beratungsangebote für werdende Väter. Da die Transition zur Elternschaft bzw. Vaterschaft nicht nur zur Bewältigung auffordert, sondern auch eine deutliche Umstellung der Lebensführung einhergeht, erscheint es plausibel, sich diesem Gegenstand aus einer sozialarbeiterischen Perspektive zu nähern. Daher geht die vorliegende Arbeit der Frage nach: „Wie erleben und bewältigen Männer die irreversible Transition zur Vaterschaft im Rahmen ihrer Teilnahme an einem genderhomogenen Bildungs- und Beratungsangebot für werdende Väter?“. Die Datenbasis bilden 17 leitfadengestützte Interviews mit Expert*innen und werdenden Vätern, welche in drei Erhebungswellen geführt wurden. Die Auswertung erfolgte nach codeorientierter Grounded-Theory-Methodologie und verortet sich daher erkenntnistheoretisch in der Tradition des amerikanischen Pragmatismus und des symbolischen Interaktionismus. In diesem Sinne versucht die vorliegende Arbeit nachzuspüren, in welcher Art und Weise sich werdende Väter als handelnde Personen im Prozess der Transition zur Vaterschaft wahrnehmen und in welcher Interaktion sie mit weiteren Akteur*innen versuchen, sich selbst zu positionieren. Weiterhin werden Spannungsfelder auf institutioneller und gesellschaftlicher Ebene sichtbar gemacht, die einen direkten oder indirekten Einfluss auf werdende Väter als handelnde Personen haben können. Die Ergebnisse werden zu einem theoretischen Modell verbunden, das Anknüpfungspunkte an theoretische Diskurse der Sozialen Arbeit liefern möchte und ebenso Handlungsimplikationen für die praktische Arbeit mit werdenden Vätern anbietet.
Der Autor:
Prof. Dr. Philip Krüger, Professor für Theorien, Konzepte und Methoden Sozialer Arbeit, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn, Fachbereich Sozialwesen
Der Fachbereich:
Social Work

