Beschreibung
Was tun Sozialpädagoginnen im Heimalltag und was denken sie, was sie tun? Im Rahmen einer qualitativen Forschungsarbeit wurden sechs Sozialpädagoginnen und -pädagogen in verschiedenen Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene fünf Tage lang in ihrer Tätigkeit beobachtet und anschließend interviewt. 700 Seiten Tätigkeitsprotokolle und Interviewtexte wurden ausgewertet. Entstanden ist eine dichte Beschreibung der beruflichen Tätigkeit. Die neuen professionellen Kategorien und Begriffe geben der anspruchsvollen Basisarbeit in Heimen endlich ein Gesicht.
Die Besonderheit der Arbeit mit Klienten, Klientinnen auf einer Wohngruppe zeichnen sich dadurch aus, dass nah am Alltag vielfältige Aufgaben in der Tagesorganisation bewältigt werden müssen. Versucht man diese Tätigkeit mithilfe von qualitativen Begriffen, die aus dem reichhaltigen Feldmaterial gewonnen worden sind und im Folgenden kursiv gesetzt sind, zu fassen, so kann man sagen, dass der gesellschaftliche Auftrag darin besteht Stellvertretende Lebensräume zu inszenieren. Konkret bedeutet dies, dass Sozialpädagoginnen eine Re-Aktive Präsenz vor Ort mit den Elementen des Fürsorglichen Strukturierens, des Regelsetzens und des Dasein für Tag für Tag erbringen müssen. Innerhalb dieser Leistung gilt es in jeweils angemessener Form das Trainieren fürs Leben in den Alltagsablauf zu integrieren. Re-Aktive Präsenz vor Ort and Trainieren fürs Leben geschieht im dichten Geflecht von Beziehungen. Die Tätigkeitskategorie Zwischen selber machen, miteinander und laufen lassen verweist auf die verschiedenen Formen von Kooperation, die die Sozialpädagoginnen situativ immer wieder neu eingehen und etablieren muss. Diese Arbeit erfordert von den Sozialpädagoginnen eine innere Tätigkeit die mit den Kategorien Emotionale Dichte austarieren and Zwischen beruflichem Auftrag und sich selbst auf den Begriff gebracht werden können. Sowohl die Arbeit an dem eigenen professionellen Verständnis, als wer und was trete ich den Klienten, Klientinnen gegenüber auf als auch die im dichten Zusammenleben erzeugten wechselseitigen Emotionen müssen von den Sozialpädagoginnen bearbeitet werden. Das Eigentliche sozialpädagogischer Tätigkeit im stationären Kontext zeigt sich genau in der Gleichzeitig der verschiedenen Tätigkeitsfacetten. Da jedoch traditionelle Expertenmodelle nicht auf Vielfalt sondern auf Spezialisierung und abgegrenztes Sonderwissen setzen, fällt es schwer das Expertenhafte einer Arbeitstätigkeit zu beschreiben, die nah an den privaten Alltagsvollzügen von Menschen angesiedelt ist.
Aus dem Inhalt:
Die sozialpädagogische Professionalisierungsdebatte im stationären Bereich. Analyse sozialpädagogischer Tätigkeiten im Heimbereich
Was tun Sozialpädagoginnen und was denken sie was sie tun?
Erste Blicke in verschiedene sozialpädagogische Arbeitsfelder
Vieles gleichzeitig – Die Inszenierung von stellvertretenden Lebensräumen
Re-Aktive Präsenz vor Ort
Trainieren fürs Leben oder Leben fürs Training
Zwischen selber machen, miteinander und laufen lassen
Allein und gleichzeitig mit anderen
Emotionale Dichte austarieren
Zwischen beruflichem Auftrag und sich selbst sein
Lebendige Vielfalt mit Resonanz – Zwischen Untergehen und Überleben
Stellvertretenden Lebensraum inszenieren – die Kernkategorie sozialpädagogischer stationärer Tätigkeit
Fazit
Die Autorin:
Dr. phil. Annegret Wigger, Diplompädagogin, Hochschule für Angewandte Wissenschaften St. Gallen, Schweiz, Leiterin der Abteilung Forschung des Institutes für Soziale Arbeit (IFSA)
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