Inhalt
GWP – Gesellschaft. Wirtschaft. Politik
Heft 3-2022, Themen: Transatlantische Sicherheit · Wirtschaftskrieg · Exportismus · Welternährung · Covid-Mortalität im Vergleich · Politik unter Zeitdruck · Landtagswahlen · Tankrabatt · Lage der Politischen Bildung · Kinderarmut · Sexting
Editorial
Online-Archiv
Thema: Gewerkschaften
Aktuelle Analysen
Antje Risius: Was isst die Zukunft? Perspektiven für eine Nachhaltige Ernährung im Zeitalter von Krisen
Antonios Souris / Jonathan Röders: Alles neu macht der Mai? Die Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen 2022
Wirtschaftspolitische Kolumne
Jens van Scherpenberg: Der Wirtschaftskrieg gegen Russland und seine Folgen für die Weltwirtschaft
Fachaufsätze
Johannes Varwick: Transatlantische Sicherheit in der „Zeitenwende“
Manfred G. Schmidt: COVID-19-Todesfälle in Demokratien und Autokratien. Eine Bilanz nach zwei Jahren Corona-Pandemie
Michael Görtler: Politik unter Zeitdruck? Zur Beschleunigung der Gesetzgebung im Kontext der COVID-19-Pandemie
Christine Engartner: Die Stellung des Politikunterrichts an Berufsschulen. Eine Analyse prägender Rahmendokumente für das Leitfach der politischen Bildung
Mahir Gökbudak: Schule als politikfreie Zone? Politische Bildung in der gymnasialen Oberstufe im Bundesländervergleich 2021
Kontrovers dokumentiert
Edmund Budrich: War der Tankrabatt ein Flop?
Didaktik der Sozialwissenschaften
Robert Bohn: Sexting. Eine Fallstudie zur Jugendkriminalität im digitalen Raum
Thorsten Hippe: Armut unter Kindern und Jugendlichen – Folge finanzpolitischer Knappheit oder gesellschaftlicher Gleichgültigkeit? Ideen für eine schülerorientierte Problemstudie
Das besondere Buch
Stefan Immerfall: Süchtig nach Exporten? Eine Abrechnung mit der exportistischen Ideologie und Vorschläge für eine Neuausrichtung des deutschen Wirtschaftsmodells (Über Andreas Nölke (2021): Exportismus. Die deutsche Droge)
Rezensionen
Sibylle Reinhardt: Johannes Drerup / Miguel Zuleica y Mugica / Douglas Yacek (Hrsg.): Dürfen Lehrer ihre Meinung sagen? Demokratische Bildung und die Kontroverse über Kontroversitätsgebote
Lucas Barth: Werner Friedrichs (Hrsg.): Atopien im Politischen – Politische Bildung nach dem Ende der Zukunft
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Abstracts
Was isst die Zukunft? Perspektiven für eine Nachhaltige Ernährung im Zeitalter von Krisen (Antje Risius)
Seit 2020 hat sich die Lebenssituation, insbesondere die der Ärmsten, durch politische und umweltbedingte Krisen weiter verschärft. Lebensmittel erfüllen die basalen Grundbedürfnisse über Grenzen, Kulturen und Normen hinweg, gerade deshalb ist der Bereich ‚systemrelevant‘. Aber wie auch unterschiedliche Trends zeigen, braucht es sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene holistische Ansätze, um Alternativen zu finden. Im Einzelnen ist jeder gefragt, sein Verhalten souverän verantwortungsvoll zu gestalten und Aspekte der Ressourcengerechtigkeit im Großen wie im Kleinen zu integrieren. Schlagwörter: Ernährung, Nachhaltigkeit, Konsum, Handel
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Alles neu macht der Mai? Die Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen 2022 (Antonios Souris)
Kurz nach der Bundestagswahl standen in der ersten Jahreshälfte 2022 erneut drei Landtagswahlen an: im Saarland wurde bereits im März gewählt, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im Mai. Die drei Landtagswahlen waren der erste Stimmungstest sowohl für die neue Bundesregierung unter Führung von SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz als auch für die CDU in ihrer neuen Rolle als größte Oppositionspartei im Bundestag. Der Beitrag fasst die zentralen Ergebnisse der Landtagswahlen zusammen und zieht daraus erste Lehren für die Bundespolitik. Schlagwörter: Wahlen, Parteien, Landtage, Landtagswahlen
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Der Wirtschaftskrieg gegen Russland und seine Folgen für die Weltwirtschaft (Jens van Scherpenberg)
Auf den Angriff russischer Streitkräfte gegen die Ukraine haben die NATO- und EU-Staaten – neben der aktiven Unterstützung der ukrainischen Armee durch die Lieferung von Waffen und Munition – mit einem beispiellosen Bündel an Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen Russland reagiert. Es ist das erste Mal, dass Sanktionen in diesem Umfang gegen ein Land eingesetzt werden, mit dem die sanktionierenden Mächte sich nicht im Krieg befinden. Und das verweist bereits darauf, worum es hier geht: Die Sanktionen gegen Russland zielen darauf die Wirtschaft des Landes insgesamt nachhaltig zu zerstören, ihren völligen Zusammenbruch herbeizuführen, so wie es sonst nur ein massiver Kriegseinsatz vermag und Russland so die ökonomische Basis für seine Kriegführung in der Ukraine, aber auch darüber hinaus für seine gesamten, gegen die Interessen des Westens gerichteten internationalen Aktivitäten zu nehmen. Schlagwörter: Ukraine, Russland, Sanktionen, Weltwirtschaft
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Transatlantische Sicherheit in der Zeitenwende (Johannes Varwick)
Europa galt vielen als Hort der Stabilität und des Friedens in einer ansonsten chaotischen und gewaltsamen Welt. Diese sicherheitspolitische Lage hat sich drastisch verändert. Zu den dramatischen Entwicklungen, die dem Begriff „Zeitenwende“ zugrunde liegen, gehört vor allem der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Dieser berührt die europäische und internationale Sicherheit unmittelbar. Er erzwingt eine Prüfung, ob und inwieweit bisherige Gewissheiten in der internationalen Konfliktvermeidung und -lösung überholt sind – und mithin grundlegender Anpassungsbedarf besteht. Kern einer Zeitenwende ist, dass es ein Davor und ein Danach gibt – und das Danach anders aussieht. Zugleich gibt es aber auch eine Pfadabhängigkeit, die es erschwert, auf Veränderungen angemessen zu reagieren. Dies ist im Bereich der europäischen und transatlantischen Sicherheitspolitik besonders relevant. Schlagwörter: Konflikte, Sicherheitspolitik, Russland, Ukraine
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COVID-19-Todesfälle in Demokratien und Autokratien. Eine Bilanz nach zwei Jahren Corona-Pandemie (Manfred G. Schmidt)
Die Corona-Pandemie trifft alle Länder – wenngleich mit großen Unterschieden. In manchen Staaten ist die Covid-19-Mortalität relativ zur Bevölkerungsgröße niedrig, wie in China, in anderen hoch, etwa in den USA. Gilt dieser Unterschied auch für Demokratien und Autokratien insgesamt? Diese Frage leitet den vorliegenden Beitrag. Er basiert vor allem auf Daten der Johns Hopkins University zu den Covid-19-Todesfällen per eine Million Einwohner in 173 Staaten von 1.1.2020 bis 31.12.2021. Diese Zahlen widersprechen der Lehre vom „Demokratie-Vorteil“. Vielmehr ist die Covid-19-Mortalität in den Autokratien insgesamt niedriger als in den Demokratien. Die Demokratien können allerdings mildernde Umstände geltend machen. Einige von ihnen konnten die Covid-19-Todesfälle niedrig halten. Ermittelt man die Todesfallzahlen anhand der Überschuss-Mortalität laut WHO und anderen Experten, gibt es keinerlei Zusammenhang zwischen der Covid-19-Mortalität und dem Demokratie-Autokratie-Indikator. Doch insgesamt wirft die Corona-Pandemie einen Schatten auf die Lehre vom generellen „Demokratie-Vorteil“ gegenüber den Autokratien. Schlagwörter: Covid-19-Mortalität, Demokratie, Autokratie
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Politik unter Zeitdruck? Zur Beschleunigung der Gesetzgebung im Kontext der COVID-19-Pandemie (Michael Görtler)
Die COVID-19-Pandemie kann als zeitliche Herausforderung der Politik betrachtet werden. Eine beobachtbare Bewältigungsstrategie der Politik ist die Beschleunigung der Gesetzgebung. Dieser Mechanismus wird in Gesellschaft und Wissenschaft, aber auch der Politik selbst kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Beitrag die Möglichkeiten einer Beschleunigung der Gesetzgebung sowie die beschleunigte Infektionsschutzgesetzgebung im Kontext der COVID-19-Pandemie als Beispiel diskutiert Schlagwörter: Politik, Zeit, Gesetzgebung, COVID-19-Pandemie
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Die Stellung des Politikunterrichts an Berufsschulen. Eine Analyse prägender Rahmendokumente für das Leitfach der politischen Bildung (Christine Engartner)
Im Beitrag wird argumentiert, dass auf einer bildungspolitischen Ebene eine zunehmende Verdrängung allgemeinbildender – und damit zwangsläufig auch politisch bildender – Perspektiven in der Berufsschule zu beobachten ist. Neben der Beschreibung allgemeiner den Bildungsbereich betreffender Tendenzen, die eine Vernachlässigung politischer Bildung begünstigen, werden zwei kürzlich aktualisierte bildungspolitisch relevante Dokumente hinsichtlich ihres Bildungs- und Politikverständnisses analysiert. Schlagwörter: WiSo-Prüfungen, allgemeine vs. berufliche Bildung, politische Bildung, Berufsschule, Dokumentenanalyse
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Schule als politikfreie Zone? Politische Bildung in der gymnasialen Oberstufe im Bundesländervergleich 2021 (Mahir Gökbudak)
In diesem Beitrag wird die Frage beantwortet, welchen Stellenwert die politische Bildung in der gymnasialen Oberstufe in Deutschland hat. Das 2018 zum ersten Mal durchgeführte Ranking für politische Bildung vergleicht jährlich, wie viel politische Bildung Schüler:innen in allen Bundesländern erhalten. Dazu werden die rechtlich verbindlichen bildungspolitischen Vorgaben für die Verteilung von Unterrichtszeit in den sechzehn Bundesländern analysiert. Das diesjährige Ranking untersucht erstmals neben der Sekundarstufe I an allgemeinbildenden Schulen auch die gymnasiale Oberstufe in Deutschland. Die zentralen Ergebnisse für die Oberstufe werden in diesem Beitrag dargestellt und diskutiert. Schlagwörter: Politische Bildung, Schule, Gymnasium
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War der Tankrabatt ein Flop? (Edmund Budrich)
Im Frühjahr 2022 begann die durch den russischen Krieg gegen die Ukraine entstandene Energieverknappung die finanziellen Belastungen der deutschen Bevölkerung weiter zu erhöhen, wobei diese durch die Corona-Pandemie und die wachsende Inflation ohnehin bereits eine kaum tragbare Größe erreicht hatten. Mit Entlastungspaketen versuchte die regierende Ampel-Koalition Erleichterungen zu bewirken. Der sogenannte Tankrabatt, eine Steuersenkung auf Fahrzeug-Treibstoffe gehörte zum ersten dieser Pakete. Er geriet in eine heftige Diskussion vor allem deshalb, weil fraglich wurde, ob die Konzerne der Energiewirtschaft den Steuernachlass überhaupt, bzw. in welchem Ausmaß an die Verbraucher*innen weitergaben. Die Kontrovers-Dokumentation bietet Streiflichter auf die Diskussion. Schlagwörter: Energiekosten, Steuern, Konzerne, Bundeskartellamt
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Sexting. Eine Fallstudie zur Jugendkriminalität im digitalen Raum (Robert Bohn)
Soziale Netzwerke fördern unter Jugendlichen zunehmend auf die eigene Person zugeschnittene Inszenierungsstrategien, wobei Übergänge zu rein sexualisierter Selbstdarstellung dabei oft fließend sind. Im Mittelpunkt der Fallstudie Sexting steht der an die Alltagswirklichkeit angelehnte Fall zweier junger Menschen, Jochen und Inga (beide 15 Jahre), die während ihrer Beziehung einvernehmlich intime Fotos machen. Nach dem Ende ihres Verhältnisses setzt Jochen eine Aufnahme für kompromittierende Zwecke gegen Inga ein und handelt damit rechtswidrig. Die Behandlung dieser Problematik soll Jugendliche sensibilisieren, Persönlichkeitsrechte Dritter im digitalen Raum zu achten und dazu beitragen, mögliche sich daran anschließende juristische Schritte zu verstehen, um das eigene Rechtsverständnis zu erweitern. Schlagwörter: sexualisierte Selbstinszenierung, informationelle Selbstbestimmung, Rechtsverständnis Jugendlicher, Medienkompetenz
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Armut unter Kindern und Jugendlichen – Folge finanzpolitischer Knappheit oder gesellschaftlicher Gleichgültigkeit? Ideen für eine schülerorientierte Problemstudie (Thorsten Hippe)
Schülerorientierung wird oft als wichtiges didaktisches Prinzip postuliert, aber viel seltener tatsächlich umgesetzt – auch in Inhaltsfeldern wie „Sozialpolitik und Soziale Ungleichheit“, die sich dafür gut eignen. Der Text entwirft daher inhaltliche Strukturen einer zweiteiligen, interdisziplinären Problemstudie (Reinhardt 2018), die zeigt, wie man dieses Inhaltsfeld schülerorientiert und unter Beachtung anderer didaktischer Prinzipien umsetzen kann. Schlagwörter: Unterricht, Kinderarmut, Erbschaftsteuer, Schülerorientierung
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Süchtig nach Exporten? Eine Abrechnung mit der exportistischen Ideologie und Vorschläge für eine Neuausrichtung des deutschen Wirtschaftsmodells (Über Andreas Nölke (2021): Exportismus. Die deutsche Droge) (Stefan Immerfall)
Als Nölkes Buch Anfang 2021 erschien, kam Deutschlands Wirtschaft gerade vergleichsweise glimpflich aus der ersten Corona-Welle. Überraschend schnell erholte sich auch der Außenhandel wieder. Von abgerissenen Lieferketten, drohenden Energieengpässen und den geopolitischen Schattenseiten der Globalisierung war noch nicht die Rede. Genau diese Risiken nimmt das Buch vorweg, wenngleich nicht sicherheitspolitisch, sondern politisch-ökonomisch begründet. Schlagwörter: Wirtschaft, Export, Globalisierung
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