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ISSN: 1869-3016

ZPTh 1-2024 | Themenschwerpunkt: Der Naturzustand zwischen Kontext und Konstruktion

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ISSN: 1869-3016

Inhalt

ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie
1-2024: Themenschwerpunkt: Der Naturzustand zwischen Kontext und Konstruktion
Gast-Hrsg.: Oliver Eberl & Silviya Lechner

Oliver Eberl / Silviya Lechner: Der Naturzustand zwischen Kontext und Konstruktion: methodische Bedingungen politischer Theoriebildung. Editorial der Gastherausgeber*innen

Abhandlungen zum Themenschwerpunkt
Helga Varden: Leaving the State of Nature. Strengths and Limits of Kant’s Transformation of the Social Contract Tradition
David Boucher: Hobbes, the State of Nature and the Human Predicament
Eva Weiler: Vom Gemeinbesitz zum Privateigentum? Warum die Theorien der Aufklärung aus dem ursprünglichen Gemeinbesitz nicht zum Gemeineigentum kommen und unter welchen methodischen Bedingungen sich das ändern ließe (im Open Access verfügbar)
Laura Soréna Tittel: Das Andere des Politischen. Naturzustand und Antiziganismus

Weitere Abhandlungen
Marc Dreher: Die Rückkehr des Mythos. Verschwörungsmythen und die Mythenlehre Georges Sorels
Thomas Krumm: Varianten von othering: Freund-Feind-Denken bei Karl Popper und Carl Schmitt

Zum 300. Geburtstag Immanuel Kants
Peter Niesen: Wohin mit Kants politischer Philosophie?

 

Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): zpth.budrich-journals.de
Sie können sich hier für den ZPTh-Alert anmelden.

Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

1869-3016

eISSN

2196-2103

Jahrgang

15. Jahrgang 2024

Ausgabe

1-2024

Erscheinungsdatum

03.12.2024

Umfang

168 Seiten

Sprache

Deutsch

Format

17 x 24 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/zpth.v15i1

Homepage

https://zpth.budrich-journals.de/

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Inhaltsverzeichnis
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Autor*innen

Schlagwörter

Anarchismus, Antiziganismus, Aufklärung, Carl Schmitt, Civil society, commons, Demokratie, Dezember 2024, Eigentum, Etatismus, Fortschritt, Freund-Feind-Denken, Gemeineigentum, Georges Sorel, Gewalt, Hobbes, Ideengeschichte, Kant, Karl Popper, Kritische Theorie, Locke, Naturzustand, Offene Gesellschaft, Politische Theorie, provisorisches vs. peremtorisches Recht, Pufendorf, Rassismus, Rechtslehre, Rousseau, soziale Ungleichheit, State of Nature, Thucydides, Verschwörungsmythen, Vertragstheorie, Weltbürgerrecht, Will and Artifice, ‚Menschenrassen‘

Abstracts

Leaving the State of Nature. Strengths and Limits of Kant’s Transformation of the Social Contract Tradition (Helga Varden)
I first outline how Kant’s ideal account of rightful external freedom transforms the social contract tradition as found in the works of Hobbes, Locke, and Rousseau, before proposing a way to see Kant’s two-layered non-ideal theory as complementing his ideal theory of rightful freedom. This enables us to envision a conception of rightful external freedom and of rightful human freedom in particular societies. These arguments also show us the importance of realizing that the four possible political conditions for Kant – anarchy, barbarism, despotism, and republic – are ideas of reason, which means that they are never perfectly realized. Hence, historical societies are not either in the state of nature or in civil society, and in historical republics, there are pockets of injustice or pockets devoid of justice that can only be captured by means of one of the three political ideas that are not constitutive of the republican legal-political framework. Keywords: Kant, State of Nature, Civil Society, Hobbes, Rousseau, Locke
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Hobbes, the State of Nature and the Human Predicament (David Boucher)
The triadic conception of the history of political thought, presented by Michael Oakeshott in his edition of Leviathan, is a useful heuristic framework through which to explore the idea of Hobbes’s state of nature. Hobbes’s position comes into sharp relief when examined through the criticisms of representatives from two traditions opposed to that to which Hobbes belongs. By examining the critiques by Pufendorf and Rousseau, representatives of the two alternative traditions, we are better able to appreciate the character of Hobbes’s portrayal of the human predicament. Hobbes, as an exemplar of the tradition of ‘Will and Artifice’ draws heavily upon his first publication, the translation of Thucydides’ The History of the Grecian War, which had a strong bearing on how Hobbes perceived the natural condition of humankind, and is indicative of the representation of human nature projected by the tradition of ‘Will and Artifice’. Keywords: Thucydides, Pufendorf, Rousseau, Will and Artifice
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Vom Gemeinbesitz zum Privateigentum? Warum die Theorien der Aufklärung aus dem ursprünglichen Gemeinbesitz nicht zum Gemeineigentum kommen und unter welchen methodischen Bedingungen sich das ändern ließe (Eva Weiler)
In den letzten Jahren wächst die Zahl der eigentums- und herrschaftskritischen Ansätze, die für eine gemeineigentumsbasierte Lebensweise und politische Selbstverwaltung argu­mentieren. Entgegen der ursprünglichen Intention kontraktualistischer Theorien, so das Urteil, führen Privateigentum und der es schützende Staat zur Verfestigung von Ungleichheit und Abhängigkeit, und verhindern die politische Gestaltung der geteilten Welt. Dabei sind es gerade die Naturzustandstheorien, die die Idee einer geteilten Welt in den Fokus rücken: Ausgehend von den Erfahrungen der Kämpfe um Land und Ressourcen in ihren eigenen Gesellschaften und in den Kolonien, konzipieren die Autoren der Aufklärung die Erde als ‚ursprünglichen Gemeinbesitz‘, auf den ursprünglich keiner mehr Recht hat als ein anderer. In diesem Beitrag werde ich der Frage nachgehen, warum selbstverwaltete politi­sche und Eigentumsstrukturen dabei dennoch kaum eine Rolle spielen, und ob sich das notwendig aus der Idee des Naturzustands ergibt. Schlüsselwörter: Eigentum, Gemeineigentum, commons, Naturzustand, Aufklärung, Anarchismus
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Das Andere des Politischen. Naturzustand und Antiziganismus (Laura Soréna Tittel)
Die kontextualistisch-kritische Forschung der letzten Jahre hat herausgearbeitet, dass die Naturzustandsbeschreibungen der Vertragstheorie auf ethnografischen Beschreibungen indigener Gruppen im Kolonialkontext basieren. Dabei steht der Naturzustand für das Gegenteil einer staatlich geordneten Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Debatte an, verschiebt aber den Fokus auf den innereuropäischen Kontext und die Abwertungsmechanismen des Antiziganismus. Dazu beleuchtet er erstens, wie die Figur des „Zigeuners“ bei den klassischen Vertragstheoretikern Hobbes, Rousseau und Kant verhandelt oder ausgeblendet wird und inwiefern sich die gesellschaft­lich verbreiteten „Zigeuner“-Stereotype in den Naturzustandsbeschreibungen widerspiegeln. Darauf aufbauend geht er zweitens aus Perspektive der Kritischen Theorie der Funktion der unterschiedlichen Naturzustandsbeschreibungen für die Politische Theorie und den europäischen Fortschrittsgedanken nach, um drittens die systematische Konsequenz eines ausschließenden Begriffs von Politik und Staat­lichkeit für diejenigen aufzudecken, denen implizit vorgeworfen wird, im Naturzustand zu leben. Schlüsselwörter: Antiziganismus, Naturzustand, Politische Theorie, Ideengeschichte, Kritische Theorie, Fortschritt, soziale Ungleichheit, Vertragstheorie, Etatismus
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Die Rückkehr des Mythos. Verschwörungsmythen und die Mythenlehre Georges Sorels (Marc Dreher)
Verschwörungsmythen erleben in krisenhaften Zeiten Hochkonjunktur und sind spätestens seit der Coronapandemie ein nicht zu vernachlässigender Bestandteil des politischen Dis­kurses. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, mit einem fast schon vergessenen Klassi­ker der Politischen Theorie des frühen 20. Jahrhunderts – Georges Sorel (1847–1922) – das Phäno­men des Verschwörungsmythos in seiner Wirkkraft und Funktionsweise besser zu verstehen. Anhand von Sorels Konzeption eines gesellschaftlichen Mythos, den er in seinem 1908 erschienen Hauptwerk Über die Gewalt darlegte, werden vier konstituierende strukturelle Merkmale herausgearbeitet, welche auch heute noch zu einem besseren Verständnis der Wirkkraft und Funktionsweise von Verschwörungs­mythen im aktuellen politischen Diskurs beitragen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Aspekt der Gewalt zuteil, welcher nicht nur bei Sorel im Mittelpunkt seines Werkes stand, sondern mit dem Glauben an Verschwörungsmythen immer häufiger einhergeht und eine wachsende Gefahr für demo­kratische Gesellschaften der Gegenwart darstellt. Schlüsselwörter: Verschwörungsmythen, Demokratie, Gewalt, Georges Sorel
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Varianten von othering: Freund-Feind-Denken bei Karl Popper und Carl Schmitt (Thomas Krumm)
Angesichts aktueller Verfeindungen auf verschiedenen Ebenen der Politik stellt sich die Frage nach der theoretischen Erfassung solcher Vorgänge. Meist wird dabei auf Carl Schmitts Begriff des Politischen verwiesen, seltener dagegen auf Karl Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Vor dem Hintergrund dieser Lücke rekonstruiert der Beitrag den Begriff des Feindes von Karl Popper und vergleicht ihn mit dem von Carl Schmitt. Beiden Fällen liegen, wenn auch mit ganz unterschiedlicher Ausgestaltung, Wir/Sie-Unterscheidungen zugrunde, mit denen Identitäten und Abgrenzungen geklärt werden sollen. Für einen Vergleich dieser Begriffe und der daran anschließenden Politikverständnisse bietet sich das Konzept des othering an. Im Artikel werden die jeweiligen Varianten von othering herausgearbeitet. Popper nutzt den Feindbegriff primär zur Identifizierung anti-demo­kratischer Haltungen in der Philosophiegeschichte, bei Schmitt wird er zum Grundbegriff des Politi­schen gemacht. Durch den Vergleich werden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Feindbegriffe und Politikverständnisse besser sichtbar. Schlüsselwörter: Freund-Feind-Denken, Karl Popper, Carl Schmitt, Offene Gesellschaft
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Wohin mit Kants politischer Philosophie? (Peter Niesen)
Die Beschäftigung mit Kants politischer Philosophie findet heute in nie gekannter Intensität und Qualität statt, folgt jedoch meist dem Aufbau der Rechtslehre und sieht sich daher gezwungen, ungedeckte Anleihen bei seiner Moralphilosophie aufzunehmen. Der Beitrag schlägt vor, die Rechtslehre stattdessen von hinten nach vorne zu lesen, mit dem Weltbürgerrecht einzusteigen und die Unterscheidung zwischen provisorischer und peremtorischer Rechtsgeltung ernst zu nehmen. Dar­aus ergibt sich eine interpretative Strategie, die ein neues Licht auf die jüngeren Auseinandersetzungen zu Kants Versuch, eine quasi-naturwissenschaftliche ‚Rassenlehre‘ zu entwickeln und auf die Voraus­setzungen rechtlicher Personalität werfen kann. Schlüsselwörter: Kant, Rechtslehre, Weltbürgerrecht, provisorisches vs. peremtorisches Recht, Rassis­mus, ‚Menschenrassen‘
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Inhalt

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ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie
1-2024: Themenschwerpunkt: Der Naturzustand zwischen Kontext und Konstruktion
Gast-Hrsg.: Oliver Eberl & Silviya Lechner

Oliver Eberl / Silviya Lechner: Der Naturzustand zwischen Kontext und Konstruktion: methodische Bedingungen politischer Theoriebildung. Editorial der Gastherausgeber*innen

Abhandlungen zum Themenschwerpunkt
Helga Varden: Leaving the State of Nature. Strengths and Limits of Kant’s Transformation of the Social Contract Tradition
David Boucher: Hobbes, the State of Nature and the Human Predicament
Eva Weiler: Vom Gemeinbesitz zum Privateigentum? Warum die Theorien der Aufklärung aus dem ursprünglichen Gemeinbesitz nicht zum Gemeineigentum kommen und unter welchen methodischen Bedingungen sich das ändern ließe (im Open Access verfügbar)
Laura Soréna Tittel: Das Andere des Politischen. Naturzustand und Antiziganismus

Weitere Abhandlungen
Marc Dreher: Die Rückkehr des Mythos. Verschwörungsmythen und die Mythenlehre Georges Sorels
Thomas Krumm: Varianten von othering: Freund-Feind-Denken bei Karl Popper und Carl Schmitt

Zum 300. Geburtstag Immanuel Kants
Peter Niesen: Wohin mit Kants politischer Philosophie?

 

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Bibliografie

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ISSN

1869-3016

eISSN

2196-2103

Jahrgang

15. Jahrgang 2024

Ausgabe

1-2024

Erscheinungsdatum

03.12.2024

Umfang

168 Seiten

Sprache

Deutsch

Format

17 x 24 cm

DOI

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Leaving the State of Nature. Strengths and Limits of Kant’s Transformation of the Social Contract Tradition (Helga Varden)
I first outline how Kant’s ideal account of rightful external freedom transforms the social contract tradition as found in the works of Hobbes, Locke, and Rousseau, before proposing a way to see Kant’s two-layered non-ideal theory as complementing his ideal theory of rightful freedom. This enables us to envision a conception of rightful external freedom and of rightful human freedom in particular societies. These arguments also show us the importance of realizing that the four possible political conditions for Kant – anarchy, barbarism, despotism, and republic – are ideas of reason, which means that they are never perfectly realized. Hence, historical societies are not either in the state of nature or in civil society, and in historical republics, there are pockets of injustice or pockets devoid of justice that can only be captured by means of one of the three political ideas that are not constitutive of the republican legal-political framework. Keywords: Kant, State of Nature, Civil Society, Hobbes, Rousseau, Locke
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Hobbes, the State of Nature and the Human Predicament (David Boucher)
The triadic conception of the history of political thought, presented by Michael Oakeshott in his edition of Leviathan, is a useful heuristic framework through which to explore the idea of Hobbes’s state of nature. Hobbes’s position comes into sharp relief when examined through the criticisms of representatives from two traditions opposed to that to which Hobbes belongs. By examining the critiques by Pufendorf and Rousseau, representatives of the two alternative traditions, we are better able to appreciate the character of Hobbes’s portrayal of the human predicament. Hobbes, as an exemplar of the tradition of ‘Will and Artifice’ draws heavily upon his first publication, the translation of Thucydides’ The History of the Grecian War, which had a strong bearing on how Hobbes perceived the natural condition of humankind, and is indicative of the representation of human nature projected by the tradition of ‘Will and Artifice’. Keywords: Thucydides, Pufendorf, Rousseau, Will and Artifice
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Vom Gemeinbesitz zum Privateigentum? Warum die Theorien der Aufklärung aus dem ursprünglichen Gemeinbesitz nicht zum Gemeineigentum kommen und unter welchen methodischen Bedingungen sich das ändern ließe (Eva Weiler)
In den letzten Jahren wächst die Zahl der eigentums- und herrschaftskritischen Ansätze, die für eine gemeineigentumsbasierte Lebensweise und politische Selbstverwaltung argu­mentieren. Entgegen der ursprünglichen Intention kontraktualistischer Theorien, so das Urteil, führen Privateigentum und der es schützende Staat zur Verfestigung von Ungleichheit und Abhängigkeit, und verhindern die politische Gestaltung der geteilten Welt. Dabei sind es gerade die Naturzustandstheorien, die die Idee einer geteilten Welt in den Fokus rücken: Ausgehend von den Erfahrungen der Kämpfe um Land und Ressourcen in ihren eigenen Gesellschaften und in den Kolonien, konzipieren die Autoren der Aufklärung die Erde als ‚ursprünglichen Gemeinbesitz‘, auf den ursprünglich keiner mehr Recht hat als ein anderer. In diesem Beitrag werde ich der Frage nachgehen, warum selbstverwaltete politi­sche und Eigentumsstrukturen dabei dennoch kaum eine Rolle spielen, und ob sich das notwendig aus der Idee des Naturzustands ergibt. Schlüsselwörter: Eigentum, Gemeineigentum, commons, Naturzustand, Aufklärung, Anarchismus
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Die kontextualistisch-kritische Forschung der letzten Jahre hat herausgearbeitet, dass die Naturzustandsbeschreibungen der Vertragstheorie auf ethnografischen Beschreibungen indigener Gruppen im Kolonialkontext basieren. Dabei steht der Naturzustand für das Gegenteil einer staatlich geordneten Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Debatte an, verschiebt aber den Fokus auf den innereuropäischen Kontext und die Abwertungsmechanismen des Antiziganismus. Dazu beleuchtet er erstens, wie die Figur des „Zigeuners“ bei den klassischen Vertragstheoretikern Hobbes, Rousseau und Kant verhandelt oder ausgeblendet wird und inwiefern sich die gesellschaft­lich verbreiteten „Zigeuner“-Stereotype in den Naturzustandsbeschreibungen widerspiegeln. Darauf aufbauend geht er zweitens aus Perspektive der Kritischen Theorie der Funktion der unterschiedlichen Naturzustandsbeschreibungen für die Politische Theorie und den europäischen Fortschrittsgedanken nach, um drittens die systematische Konsequenz eines ausschließenden Begriffs von Politik und Staat­lichkeit für diejenigen aufzudecken, denen implizit vorgeworfen wird, im Naturzustand zu leben. Schlüsselwörter: Antiziganismus, Naturzustand, Politische Theorie, Ideengeschichte, Kritische Theorie, Fortschritt, soziale Ungleichheit, Vertragstheorie, Etatismus
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Verschwörungsmythen erleben in krisenhaften Zeiten Hochkonjunktur und sind spätestens seit der Coronapandemie ein nicht zu vernachlässigender Bestandteil des politischen Dis­kurses. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, mit einem fast schon vergessenen Klassi­ker der Politischen Theorie des frühen 20. Jahrhunderts – Georges Sorel (1847–1922) – das Phäno­men des Verschwörungsmythos in seiner Wirkkraft und Funktionsweise besser zu verstehen. Anhand von Sorels Konzeption eines gesellschaftlichen Mythos, den er in seinem 1908 erschienen Hauptwerk Über die Gewalt darlegte, werden vier konstituierende strukturelle Merkmale herausgearbeitet, welche auch heute noch zu einem besseren Verständnis der Wirkkraft und Funktionsweise von Verschwörungs­mythen im aktuellen politischen Diskurs beitragen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Aspekt der Gewalt zuteil, welcher nicht nur bei Sorel im Mittelpunkt seines Werkes stand, sondern mit dem Glauben an Verschwörungsmythen immer häufiger einhergeht und eine wachsende Gefahr für demo­kratische Gesellschaften der Gegenwart darstellt. Schlüsselwörter: Verschwörungsmythen, Demokratie, Gewalt, Georges Sorel
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Angesichts aktueller Verfeindungen auf verschiedenen Ebenen der Politik stellt sich die Frage nach der theoretischen Erfassung solcher Vorgänge. Meist wird dabei auf Carl Schmitts Begriff des Politischen verwiesen, seltener dagegen auf Karl Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Vor dem Hintergrund dieser Lücke rekonstruiert der Beitrag den Begriff des Feindes von Karl Popper und vergleicht ihn mit dem von Carl Schmitt. Beiden Fällen liegen, wenn auch mit ganz unterschiedlicher Ausgestaltung, Wir/Sie-Unterscheidungen zugrunde, mit denen Identitäten und Abgrenzungen geklärt werden sollen. Für einen Vergleich dieser Begriffe und der daran anschließenden Politikverständnisse bietet sich das Konzept des othering an. Im Artikel werden die jeweiligen Varianten von othering herausgearbeitet. Popper nutzt den Feindbegriff primär zur Identifizierung anti-demo­kratischer Haltungen in der Philosophiegeschichte, bei Schmitt wird er zum Grundbegriff des Politi­schen gemacht. Durch den Vergleich werden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Feindbegriffe und Politikverständnisse besser sichtbar. Schlüsselwörter: Freund-Feind-Denken, Karl Popper, Carl Schmitt, Offene Gesellschaft
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Die Beschäftigung mit Kants politischer Philosophie findet heute in nie gekannter Intensität und Qualität statt, folgt jedoch meist dem Aufbau der Rechtslehre und sieht sich daher gezwungen, ungedeckte Anleihen bei seiner Moralphilosophie aufzunehmen. Der Beitrag schlägt vor, die Rechtslehre stattdessen von hinten nach vorne zu lesen, mit dem Weltbürgerrecht einzusteigen und die Unterscheidung zwischen provisorischer und peremtorischer Rechtsgeltung ernst zu nehmen. Dar­aus ergibt sich eine interpretative Strategie, die ein neues Licht auf die jüngeren Auseinandersetzungen zu Kants Versuch, eine quasi-naturwissenschaftliche ‚Rassenlehre‘ zu entwickeln und auf die Voraus­setzungen rechtlicher Personalität werfen kann. Schlüsselwörter: Kant, Rechtslehre, Weltbürgerrecht, provisorisches vs. peremtorisches Recht, Rassis­mus, ‚Menschenrassen‘
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