Beschreibung
Was sollten Lernende können, um sich an der Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft zu beteiligen? Diese Frage wird im Diskurs um Bildung für nachhaltige Entwicklung vor allem über die Anforderungen, die Nachhaltigkeit stellt, diskutiert. Was können Menschen aber lernen, wenn man von ihrer evolutionären Geschichte ausgeht und in welchem Verhältnis steht dies zur Bildung für nachhaltige Entwicklung? Dieser Frage geht die Autorin nach.
Die interdisziplinär angelegte Arbeit beschäftigt sich mit dem erziehungswissenschaftlichen Diskurs um Konzeptionen zur »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (BNE). Mit diesem Diskurs wird eine Antwort auf die Frage gesucht, was vom Einzelnen gelernt werden muss, um den globalen Herausforderungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung begegnen zu können.
Schwerpunkt dieser Arbeit ist eine Analyse der impliziten anthropologischen Vorstellungen in Konzeptionen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dabei werden im Besonderen die bewusste Einflussnahme auf menschliches Verhalten sowie die ausgeprägte menschliche Lernfähigkeit als wesentliche Grundannahmen im Diskurs um BNE herausgearbeitet. Durch die hermeneutische Analyse werden auch Aspekte benannt, die bisher kaum reflektiert werden, so zum Beispiel die Frage nach dem Stellenwert von Naturerfahrung oder der Einfluss der Geschlechterrollen auf Lernsituationen.
Die Herausarbeitung ermöglicht eine Überprüfung und Erweiterung des transportierten Bildes, in dieser Arbeit vor dem Theoriehintergrund der evolutionstheoretischen Anthropologie. Darunter werden Wissenschaftsdisziplinen verstanden, denen gemeinsam ist, dass sie sich mit dem Menschen, seinem Verhalten und seinem Wissensvermögen aus einer evolutionsbiologischen Perspektive beschäftigen, zum Beispiel die Disziplin der Soziobiologie, der evolutionären Erkenntnistheorie und der evolutionären Ethik.
Deren Erkenntnisse können für den Diskurs um Bildung für nachhaltige Entwicklung neue Schwerpunkte eröffnen und mögliche Grenzen aufzeigen. So lässt sich aus dieser Sicht fragen, welche Modelle von Verhalten Möglichkeiten zur Veränderung nahe legen. Lernen als Problemlösestrategie aufzufassen ermöglicht es, Lernaufgaben nach ihrer Nähe zu dieser Strategie zu differenzieren. Eine Stufung der Schwierigkeit der Aufgaben wird somit begründbar. Aspekte, die bisher kaum im Diskurs genannt wurden (beispielsweise die Frage nach geschlechtsspezifischen Punkten), können vor dem Hintergrund evolutionstheoretischer Anthropologie expliziert werden.
Die Autorin:
Dr. Christine Schmidt, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wiss. Mitarbeiterin, Kommission Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
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