Beschreibung
Das „Projekt der Moderne“ überwindet sich im Zenit seiner Vollendung selbst und wird postmodern. Mit der biopolitischen Entdifferenzierung von Leben und Tod, der moralisch-juridischen von Terrorismus und Krieg, der ontologischen von Fiktion und Wirklichkeit und der logisch-kulturellen von Selbst und Anderem ist die Entdifferenzierung von Menschlich und Unmenschlich eingehandelt.
Indem die Kriterien des Unterscheidens der Metaphysikkritik zum Opfer fallen, avanciert die Differenz von Wir/die Anderen, von Freund/Feind zur Konstante. Der „fundamentalistische Terrorismus“ ist die Einheitssemantik einer funktional differenzierten Weltgesellschaft, die die Risikokommunikation an die Stelle der verlorenen Letztgewissheiten – das Vertrauen in die rettende Kraft der invisible hand des Marktes bzw. des Dialektischen Materialismus – plaziert hat. Der potenzielle Terrorist, der Schläfer, symbolisiert einen Sozialtypus, der weder moralische (menschenrechtliche) noch ontologische (empirisch fassbare) noch logische (allgemeinverbindliche) Geltungen anerkennt. Erst mit Hilfe der irreversiblen systemtheoretischen Differenz von Mensch und System lässt sich der Potenzierung faktischer Gefahren durch das kognitive Chaos wahrgenommener Gefahren begegnen. Die Kontingenz der Deutungssysteme tangiert nicht den Menschen in seinen „Menschenrechten“.
Aus dem Inhalt:
- Zur Einführung: Die Entdifferenzierung von Leben und Tod
- Die Entdifferenzierung von Terrorismus und Krieg
- Die Entdifferenzierung von Fiktion und Wirklichkeit
- Die Entdifferenzierung von Selbst und Anderem
- Schlussüberlegungen: Die Entdifferenzierung von Menschlich/Unmenschlich
Die Autorin:
PD Dr. Gertrud Brücher, Privatdozentin an der FernUniversität Hagen.
… die „Menschenbild“-Reihe [ist] ein gewinnbringender Punkt der Auseinandersetzung für all jene …, die die gegenwärtig auf Hochtouren arbeitende Gebetsmühle der (Re)Produktion von Bedrohung und Gefahr nicht mehr hören können oder wollen.
WeltTrends 56 2007
Die Autorin schlägt einen geradezu umwerfend weiten Bogen von aktuellen Entwicklungen in der Biopolitik über ebensolche in der Kriegführung hin zu den Menschenrechten, von epistemologischen zu ontologischen Fragen… Und doch gelingt es Brücher, diesen weiten Bogen gar nicht so weit erscheinen zu lassen… Eine intellektuell herausfordernde, lohnende und oftmals erfreulich provokante Lektüre.
Florian Pfeil in Neue Politische Literatur
Nicht gerade günstig stehen gegenwärtig die Zweichen für eine erfinderische und ideenreiche Wissenschaftssprache. Dies gilt besonders für kultur- und politikphilosophische Schriften. … Umso erstaunlicher ist es, dass es immer wieder Denkerinnen und Denker gibt, die sich resistent gegenüber Stil- und Denktabus verhalten. Ein interessantes Beispiel hierfür liefert die Hagener Philosophin Gertrud Brücher mit ihren beiden … Büchern „Postmoderner Terrorismus. Zur Neubegründung von Menschenrechten aus systemtheoretischer Perspektive“ und „Menschenmaterial. Zur Neubegründung von Menschenwürde aus systemtheoretischer Perspektive“. Wie die Untertitel bereits veranschaulichen, sind bei Bücher inhaltlich stark aufeinander bezogen, wenngleich nicht ohne jeweilige Selbständigkeit in Argumentation und Gedankenführung. …
Die Stärken der Texte Brüchers liegen … in der Beschreibung der faktischen und normativen Veränderung sozialer, kultureller und politischer Systeme. Der … anspruchsvolle Schreibstil Brüchers entschädigt immer dann, wenn er scheinbar weit von einander entfernt liegende Beobachtungsdaten so nahe aneinander drängt, bis diese gleichsam Funken schlagen.
Alfred Hirsch in der Neuen Zürcher Zeitung
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