Beschreibung
Der Band vereinigt empirische Beiträge, die den Beitrag der rekonstruktiven Sozialarbeitsforschung für die Theorie und Praxis unterschiedlicher Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit aufzeigen. Dafür werden verschiedene sozialwissenschaftliche Forschungsansätze auf ihren Einsatz in der Sozialen Arbeit hinterfragt und modifiziert.
Fallrekonstruktive Verfahren wurden in den Sozialwissenschaften vor allem als Forschungsinstrumente entwickelt. Die entsprechende Wissensproduktion ist auf die Bedürfnisse und Stile der sientific community abgestellt und macht einen wichtigen Teil des sozialwissenschaftlichen Diskurses aus. Die rekonstruktive Sozialarbeitsforschung beteiligt sich an diesem Diskurs. Was nun aus der Sicht der Forschung nicht immer erste Priorität hat, nämlich die Fallbezogenheit, gewinnt im Praxisfeld professioneller Sozialer Arbeit Vorrang. Der beratende, helfende, unterstützende Umgang mit Klienten (seien es Individuen, Gruppen oder Gemeinwesen) erzwingt Spezifik, bringt professionelle Erfahrung, lokales Wissen der Klienten und Professionellen in den Vordergrund. Fallrekonstruktive Verfahren eigenen sich in besonderer Weise für dieses Zusammenspiel von Theorie und Praxis und das Ausbuchstabieren professionellen Handelns, weil sich durch sie eine Reihe von Fragen zum Zusammenhang von Wissen und Handeln integrativ angehen lassen. Einige solcher Fragen, die im vorliegenden Sammelband verfolgt werden, sind:
- Wie kann ich in der beruflichen Praxis Interventionen wissenschaftlich stützen, ohne das Klienteninteresse und lokales Wissen zu missachten?
- Wie kann ich Interventionen kommunikativ mit den Betroffenen planen und durchführen?
- Wie kann ich den Fokus von problemorientierter Forschung zu ressourcenorientierter Forschung verschieben?
- Welches Zusammenspiel von symmetrischen und asymmetrischen Kommunikationsprozessen erscheint in der professionellen Praxis der sozialen Arbeit angemessen?
- Wie lassen sich ethische Fragen (Zielvorstellung nach einer guten Gesellschaft, nach einem glücklichen Leben, nach Freiheit, Unverletzlichkeit und Autonomie der Person) rechtzeitig in professionelle und forschende Prozesse einbringen?
In dem Sammelband wird anhand empirischer Beiträge aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern aufgezeigt, welchen Beitrag die rekonstruktive Sozialarbeitsforschung zur Verbindung von Wissen und Handeln, von Rekonstruktion und Intervention leisten kann.
Aus dem Inhalt:
Ingrid Miethe, Einleitung – Rekonstruktion und Intervention
Grundlagentheoretische Beiträge
Sue White, Interrogating the Tacit Dimensions of Practice
Andreas Hanses, Fallanalyse als eine Epistemologie der unterdrückten Wissensarten?
Bernhard Haupert, Rekonstruktion und Intervention
Forschungsmethoden im Kontext von Rekonstruktion und Intervention
Cornelia Helfferich/ Jan Kruse, Hermeneutisches Fremdverstehen als eine sensibilisierende Praxeologie für sozialarbeiterische Beratungskontexte
Cornelia Mansfeld, Die Interpretation von Gruppendiskussionen unter Bezug auf gruppenanalytische Verfahren nach S. F. Foulkes
Thomas J. Feuerstein, Computergestützte Netzwerkanalyse und Netzwerkförderung
Michael May, Kompetenzen im Netzwerk aktivieren – Ein Konzept formativer und zugleich partizipativer Evaluation
Cornelia Giebeler, Ethnographische Ansätze
Anwendungsbereiche von Intervention
Martina Goblirsch/ / Daniela Inthorn/ Monika Veit, Diagnostik und Intervention in der Jugendhilfe
Bettina Völter, Theater als Soziale Intervention.
Barbara Schramkowski, Sichtweisen junger Erwachsener mit Migrationshintergrund auf Integration
Silke Gahleitner, Trauma (k)ein Thema im Alter
Ulrike Loch, Ressourcenorientierte Forschung in Grenzbereichen
Ulrike Höhmann, Trajectory-Konzept in der Pflege
Barbara Thiessen, Eigenständige Lebensperspektiven junger Mütter
Michaela Köttig / Regina Rätz-Heinisch, Dialogische Biographiearbeit in der Kinder- und Jugendhilfe
Heidrun Schulze, Biografieforschung und Resilienzforschung.
Zielgruppen: PraktikerInnen, Lehrende und Studierende der Sozialen Arbeit, SozialwissenschaftlerInnen
Die HerausgeberInnen:
Prof. Dr. Ingrid Miethe, EFH Darmstadt, Professorin für Allgemeine Pädagogik
Prof. Dr. Wolfram Fischer, Universität Kassel, Professor für die sozialwissenschaftliche Grundlegung von Fallanalysen
Prof. Dr. Cornelia Giebeler, FH Bielefeld, Professorin für Theorien und Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaft
Martina Goblirsch, Universität Kassel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Prof. Dr. Gerhard Riemann, Universität Bamberg, Professor für Sozialarbeit und Sozialpädagogik
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.