Beschreibung
Mit verschiedenen Formen der Profilierung konkurrieren Schulen zunehmend um (ein bestimmtes) Schülerklientel, um auch in Zukunft als Standort attraktiv zu bleiben. In der aktuellen Fallstudie wird am Beispiel eines Innenstadtgymnasiums rekonstruiert, welchen Einfluss solche Profilierungsprozesse auf die Arbeit von LehrerInnen haben können.
In Zeiten des Schülermangels droht einer Schule ohne Profil im schlechtesten Fall die Schließung. Somit existiert für einige Lehrkräfte ein gewisser „Zwang zur Schulprofilierung“, wenn sie ihren Standort erhalten oder zumindest attraktiv halten möchten. Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer beschäftigen sich daher mit Organisationsentwicklung und Marketing. Der Druck wird noch dadurch erhöht, dass durch neue Regelungen und Gesetze zur Schulautonomie sich die Optionen für Profilierungen vervielfacht haben – und damit potenziell auch die Möglichkeiten der konkurrierenden Schulen.
Im Zentrum der Studie steht ein österreichisches Innenstadtgymnasium, das seine Schulentwicklung mittels dreier verschiedener Profilierungsschwerpunkte (naturwissenschaftliche, fremdsprachliche und künstlerisch-kreative Ausrichtung) voranzutreiben versucht. In einer Fallanalyse wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Profilierungsbemühungen die Handlungskoordination der Lehrerinnen und Lehrer im Sinne einer Wettbewerbs- oder Konkurrenzlogik beeinflussen. Die Rekonstruktion dokumentiert, wie Lehrkräfte in sehr unterschiedlicher Weise ihr Handeln an Wettbewerb und Konkurrenz orientieren und hierbei auch divergierende Grade der Aufgeklärtheit, Distanzierungsfähigkeit oder auch Bewusstheit gegenüber ihrer Neuausrichtung des Handelns sowie den daraus resultierenden Konsequenzen zeigen (bspw. Desensibilisierung gegenüber Selektionseffekten). Angesichts einiger Transformationskonflikte im Kollegium sowie neuer struktureller Zwänge der Schulleitung stellt sich bezogen auf den Lehrberuf insgesamt die Frage, ob die im Profilierungsprozess angelegte Wettbewerbslogik das Professionsverständnis der Lehrkräfte nachhaltig verändern kann. Für angehende Lehrerinnen und Lehrer werfen diese Analysen die Frage auf, wie sie sich innerhalb dieser Transformationsprozesse als künftige „junge Lehrkräfte“, von denen man besondere Innovationsbereitschaft erwarten wird, positionieren möchten.
Aus dem Inhalt:
- Schulprofilierung und Wettbewerb als Herausforderung an die Lehrerprofession
- Zur Wettbewerbslogik in der Schulprofilierung am Beispiel der Schillerschule
- Wettbewerb als effektiver Modus der Handlungskoordination? Oder: Bedingungen der Möglichkeit pädagogisch motivierter Profilierung jenseits von Wettbewerb?
- Schulprofilierung als Thema in der Lehrerbildung – Fallvergleichende Untersuchungen mit Studierenden
Der Autor:
Prof. Dr. Martin Heinrich, Professor für Bildungsforschung an der Leibniz Universität Hannover.
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