Inhalt
GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft
2-2021: Das gute Leben in der Krise – Geschlechterverhältnisse auf dem Prüfstand
Hrsg.: Elisabeth Holzleithner / Diana Lengersdorf
Elisabeth Holzleithner / Diana Lengersdorf: Vorwort: Das gute Leben in der Krise – Geschlechterverhältnisse auf dem Prüfstand
Schwerpunkt/Essays
Anna Buschmeyer / Regina Ahrens / Claudia Zerle-Elsäßer: Wo ist das (gute) alte Leben hin? Doing Family und Vereinbarkeitsmanagement in der Corona-Krise
Lucia Marina Lanfranconi / Oriana Gebhard / Suzanne Lischer / Netkey Safi: Das gute Leben im Lockdown? Unterschiede zwischen Frauen und Männern mit und ohne Kinder im Haushalt während des Covid-19-Lockdowns 2020: Befragung an einer Deutschschweizer Hochschule
Tanja Mölders / Sabine Hofmeister: Die Krise in der Krise. Sozial-ökologische Perspektiven auf Zuschreibungen, Bestätigungen und Verluste des ‚Reproduktiven‘ in Zeiten von ‚Corona‘
Luki S. Schmitz: Commoning als Rhizom denken – Normative Orientierungspunkte für gutes Leben
Offener Teil/Essays: Open Part
Judith Pape: Friedhöfe als Orte familialer Fürsorge. Performanz von Geschlecht, Alter und Verwandtschaft in der Sorge für Lebende und Tote
Monika Schamschula: Wer bin ich nach einem Coming-out? Das Coming-out als Subjektivierungsmechanismus
Jessica Schülein: Zwischen Restefestmahl und Ein-Liter-Eimern Schokopudding: Essenspraktiken im inklusiven Schulsetting
Natascha Compes: Ableismus in der akademischen Wissensproduktion
Bettina Stadler / Angela Wroblewski: Wissen in Zahlen. Potenziale von Gender-Monitoring im gleichstellungspolitischen Prozess am Beispiel österreichischer Universitäten
Rezensionen/Book Reviews
Lena Böllinger / Julia Zarth: Catrin Dingler, 2019: Der Schnitt. Zur Geschichte der Bildung weiblicher Subjektivität
Christina Pichler: Friederike Kuster, 2019: Philosophische Geschlechtertheorien zur Einführung
Rita Schäfer: Caroline Kioko/Rosebell Kagumire/Mbalenhle Matandela (Hrsg.), 2020: Challenging Patriarchy. The role of Patriarchy in the Rollback of Democracy
Greta-Marleen Storath: Christiane Bomert, 2020: Transnationale Care-Arbeiterinnen in der 24-Stunden-Betreuung. Zwischen öffentlicher (Un-)Sichtbarkeit und institutioneller (De-)Adressierung
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Abstracts
Wo ist das (gute) alte Leben hin? Doing Family und Vereinbarkeitsmanagement in der Corona-Krise (Anna Buschmeyer, Regina Ahrens, Claudia Zerle-Elsäßer)
Um der Frage nachzugehen, wie während der Corona-Pandemie Erwerbs- und Sorgearbeit vereinbart werden, analysiert dieser Beitrag die Situation von Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren aus dem Blickwinkel des Doing Family und mit Rückgriff auf Hartmut Rosas Thesen zur Be- und Entschleunigung. Anhand von Daten des DJI-Survey AID:A 2019, dessen ergänzender Corona Befragung 2020 und 20 qualitativen Interviews mit Eltern zeigen wir Bewältigungsstrategien von Vereinbarkeitskonflikten während der Corona-Pandemie auf. Die quantitativen und auch die qualitativen Daten zeigen, dass sich die Rahmenbedingungen für das Balancemanagement durch Corona drastisch verändert haben. Besonders intrapersonale Vereinbarkeitskonflikte haben sich durch die Corona-Krise sowohl in beide Richtungen (Work-Family und Family-Work) als auch bei beiden Geschlechtern verstärkt. Viele dieser Veränderungen resultieren in einer Verfestigung der bisherigen Arbeitsteilung zwischen den Eltern. Es zeigen sich außerdem Ambivalenzen: Während sich die Situation für viele Eltern verschärft hat, hat sie sich für andere eher entspannt, teilweise zeigen sich beide Tendenzen innerhalb derselben Erzählung. Diese Ambivalenzen sind mit Dimensionen von Geschlecht verwoben. Schlüsselwörter: Corona, Doing Family, Vereinbarkeit, Arbeitsteilung, Eltern
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Das gute Leben im Lockdown? Unterschiede zwischen Frauen und Männern mit und ohne Kinder im Haushalt während des Covid-19-Lockdowns 2020: Befragung an einer Deutschschweizer Hochschule (Lucia Marina Lanfranconi, Oriana Gebhard, Suzanne Lischer, Netkey Safi)
In welchem Ausmaß schränkte der Lockdown im Frühling 2020 Frauen und Männer mit und ohne Kinder im Haushalt darin ein, danach zu streben, was jede*r sich wünscht (das gute Leben)? Die Auswertung einer Online-Befragung von rund 1 000 Personen einer Deutschschweizer Hochschule zeigt, dass Frauen mit Kindern stark eingeschränkt waren in der Gestaltung ihres guten Lebens. Im Vergleich zu Männern mit Kindern haben sich Frauen im nicht-repräsentativen Sample rund doppelt so oft in ihrer Arbeitskapazität eingeschränkt wegen zusätzlicher Betreuungsarbeiten. Frauen mit Kindern waren zudem stärker von negativen Auswirkungen des Lockdowns betroffen, so spürten sie am stärksten die Zunahme von Partnerschaftskonflikten und fühlten sich am wenigsten unterstützt vom privaten Umfeld. Daneben zeigt die Analyse unerwartete Geschlechtermuster: Männer mit Kindern berichten auch von Verhaltenseinschränkungen im Lockdown und häufiger von fehlender institutioneller Unterstützung. Es bedarf für die Schweiz generell einer besser ausgebauten Familienpolitik und gezielter Unterstützung bei der Kinderbetreuung im Fall eines Lockdowns. Schlüsselwörter: Lockdown, Gutes Leben, Care-Arbeit, Covid-19, Krise
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Die Krise in der Krise. Sozial-ökologische Perspektiven auf Zuschreibungen, Bestätigungen und Verluste des ‚Reproduktiven‘ in Zeiten von ‚Corona‘ (Tanja Mölders, Sabine Hofmeister)
Die ‚Corona-Krise‘ fordert die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend heraus. Dies gilt für die gesellschaftlichen Naturverhältnisse ebenso wie für die darin eingeschriebenen Geschlechterverhältnisse. Unserem Beitrag liegt die These zugrunde, dass ein ‚gutes‘ und damit nachhaltiges Leben die Sicherung der Reproduktionsfähigkeit von ‚Natur‘ und Gesellschaft gleichermaßen voraussetzt. Entsprechend fragen wir nach den Verbindungen zwischen der sozialen und ökologischen Sphäre. Dazu gehen wir im Anschluss an das sozial-ökologische Konzept (Re)Produktivität davon aus, dass die Trennung und Hierarchisierung einer produktiven und einer sogenannten reproduktiven Sphäre, wie sie das kapitalistische Gesellschaftssystem strukturell prägt, krisenverursachend ist. Ob und inwieweit die ‚Corona-Krise‘ zu Irritationen dieser sicher geglaubten Zuschreibungen und Trennungen führt oder/und es zu Verschiebungen und Neukonfigurationen kommt, ist die erkenntnisleitende Frage unseres Beitrags, der wir anhand von ausgewählten Diagnosen, Begriffen und politischen Maßnahmen nachgehen, die sich im Zuge des Corona- Krisenmanagements etabliert haben. Schlüsselwörter: Soziale Ökologie, Gesellschaftliche Naturverhältnisse, Geschlechterverhältnisse, ‚Corona- Krise‘, (Re-)Produktivität
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Commoning als Rhizom denken – Normative Orientierungspunkte für gutes Leben (Luki S. Schmitz)
Ausgehend von Krisenwahrnehmungen und Sozialen Bewegungen, die durch politische Forderungen und konkrete Praktiken krisenhaften Strukturen Ideen des guten Lebens gegenüberstellen, wird Commons und Commoning als eine Form der anderen Wirtschafts- und Sozialbeziehungen vorgestellt. Zugleich wird die Pluralität der Commonspraktiken als Herausforderung für die Festlegung normativer Zielrichtungen herausgearbeitet. Durch eine immanente Perspektive, die die normativen Zielsetzungen aus der Debatte selbst herausstellt, kann ein gewinnbringender und erweiternder Umgang gelingen. Mit dem Ansatz des Rhizoms von Deleuze und Guattari wird eine Perspektive vorgestellt, die Commoning als pluralen Prozess des Werdens denkt und daraus Möglichkeiten zur Reflexion und immanente Verhandlung von normativen Zielen herausstellt. Schlüsselwörter: Multiple Krisenwahrnehmung, Soziale Bewegungen, Commons, Commoning, Rhizom
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Friedhöfe als Orte familialer Fürsorge. Performanz von Geschlecht, Alter und Verwandtschaft in der Sorge für Lebende und Tote (Judith Pape)
Der Beitrag stellt Ergebnisse einer ethnografischen Studie zu geschlechtsspezifischen Nutzungspraxen auf dem Friedhof vor. Anhand von teilnehmenden Beobachtungen, ethnografischen Interviews und Expert_inneninterviews wurde herausgearbeitet, wie der Friedhof als Raum zur Performanz von Differenzen, insbesondere dem (Un-)Doing Gender, Age und Kinship genutzt wird. Während Frauen den Friedhof als Raum der Einführung Jüngerer in familiale Gedenkkultur nutzen und so traditionelle Geschlechterrollen reproduzieren, bietet die Sorge für alte Familienmitglieder oder Gräber Friedhofsbesucher_innen unabhängig vom Geschlecht eine Bühne zur Performanz von Fürsorglichkeit und einen Abbau von Geschlechterdifferenz. Dieses (Un-) Doing Gender geschieht in Verschränkung mit der Performanz von Verwandtschaft und Alter. Der Beitrag diskutiert die Ergebnisse hinsichtlich der Bedeutung des Friedhofs für das Verhandeln familialer Ordnung und die in familialer Gedenkkultur stattfindende (Geschlechter-)Sozialisation. Schlüsselwörter: Gender Planning, Sozialraum, Ethnografie, Soziale Differenzierung, Familie, Friedhof
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Wer bin ich nach einem Coming-out? Das Comingout als Subjektivierungsmechanismus (Monika Schamschula)
Der Beitrag diskutiert das Coming-out von schwulen Männern (in der gegenwärtigen westlichen Gesellschaft) und möchte aufzeigen, dass ein Coming-out über eine „neutrale Beschreibung“ des sexuellen Begehrens hinausgeht. Anhand von narrativen Interviews mit geouteten Männern sowie Theorien vor allem aus dem Bereich des Poststrukturalismus und der Queer Theory wird herausgearbeitet, dass Subjektivierung ein wesentlicher Bestandteil eines Coming-outs ist und dieser Umstand dazu beiträgt, dass ein Coming-out mit Differenzierungs-, Hierarchisierungs- und Normalisierungsmechanismen einhergeht. Mit Blick auf die Subjektwerdung innerhalb eines Coming-outs kann deutlich gemacht werden, dass Homosexualität gegenwärtig nicht als „gleichwertig“ oder „gewöhnlich“ wahrgenommen wird und ein Coming-out auch in einer sogenannten liberalen Gesellschaft mit Machtverhältnissen verbunden ist. Der Fokus der Studie ist dabei mit einem ausschließlichen Blick auf das männliche homosexuelle (schwule) Coming-out sehr eng gefasst. Schlüsselwörter: Coming-out, Homosexualität, Subjektivierung, Identität, Sprechakt
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Zwischen Restefestmahl und Ein-Liter-Eimern Schokopudding: Essenspraktiken im inklusiven Schulsetting (Jessica Schülein)
Der Beitrag analysiert aus ethnografischer, intersektionaler Perspektive Essenspraktiken von Schüler_innen und Fachkräften an einer inklusiven Ganztagsschule. Die kontrastierende Analyse zweier Szenen des Mittagessens einer 5. und 9. Klasse verweist auf schulklassenspezifische Gemeinsamkeiten wie Unterschiede von Essenspraktiken und setzt diese in Verbindung zum situativen Kontext. Die schulstrukturelle Rahmung des obligatorischen Mittagessens für Schüler_innen der Klasse 5 ermöglicht ebenso wie das ungeregelte Mittagessen im Klassenraum der Klasse 9 die situative Aushandlung verschiedener Formen von ex- wie inkludierenden Praktiken. Methodologisch reflektiert, ermöglicht die intersektionale Analyseperspektive das Aufzeigen der Verbindungen von Ungleichheitsdimensionen, die in vergeschlechtlichten Essenspraktiken von Schüler_innen und Fachkräften anhand von Performances und Doing Gendered Authority aufgerufen und bearbeitet werden. Schlüsselwörter: Ethnografie, Intersektionalität, Inklusion, Doing Gender, Ganztagsschule, Soziale Praktiken
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Ableism in academic knowledge production (Natascha Compes)
The article takes up feminist disability scholars’ request for an integration of disability (theory) into women’s and gender studies and intends to take stock of the status and development of this integration. By means of qualitative content analysis, excerpts of German and US handbooks of gender research are examined for their degree of integrating disability (theory) and for inherent ableism. Considering the scholars’ requests of full integration and a subsequent transformation of gender research the sample shows only minor signs of change and the request must be upheld. Keywords: ableism, disability, epistemology, feminist disability studies, gender research, knowledge production
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Wissen in Zahlen. Potenziale von Gender-Monitoring im gleichstellungspolitischen Prozess am Beispiel österreichischer Universitäten (Bettina Stadler, Angela Wroblewski)
Im Zuge der neoliberalen Universitätsreform wurde ein Management by Objectives als hochschulpolitisches Steuerungsinstrument etabliert. Diese Steuerungslogik wurde auch auf Gleichstellung übertragen. Die damit verbundene Quantifizierung von Gleichstellung wird vonseiten der feministischen Hochschulforschung kritisch gesehen, da gleichstellungspolitische Ziele auf quantitativ abbildbare Probleme beschränkt bleiben. Der vorliegende Beitrag untersucht am Beispiel österreichischer Universitäten das Instrument des Gender-Monitorings im Spannungsfeld von theoretischen Ansprüchen und Datenverfügbarkeit und zeigt Ansatzpunkte für dessen Weiterentwicklung auf. Zentrale Aspekte, um das Potenzial eines Gender-Monitorings für Gleichstellungspolitik nutzen zu können, sind die Entwicklung theoretisch fundierter gleichstellungspolitischer Ziele, die Reflexion von Datenlücken im Monitoring und dessen Einbettung in einen gleichstellungspolitischen Diskurs. Schlüsselwörter: Gender Mainstreaming, Daten-Monitoring, Gleichstellung, Gleichstellungspolitik, Universitäten
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