Beschreibung
Die Praxeologie – einerseits gewinnt sie zunehmend an Bedeutung, andererseits ist sie bisher für die Professionalisierungsforschung kaum fruchtbar gemacht worden. Dies ist jedoch notwendig, denn Sozialwissenschaftler*innen laufen Gefahr, die Logik der Theorie, wie sie ihrer eigenen wissenschaftlichen Expertise inhärent ist, in die Praxis hinein zu projizieren und damit deren eigene Logik zu verkennen. Ralf Bohnsack stellt dieses Problem ins Zentrum dieses Buches, indem er es systematisch aufzeigt sowie anschließende Lösungsansätze präsentiert. Dabei konzentriert er sich auf die Praxis in den sogenannten People Processing Organizations, wofür die Praxen des Lehramts, der Frühpädagogik und der Sozialen Arbeit exemplarisch stehen.
Der „Ethnozentrismus des Gelehrten“ (Bourdieu) – die Gefahr, die Logik der Theoriein die Logik der Praxis hinein zu projizieren – stellt sich mit Bezug auf Professionalisierung in besonderer Schärfe und bildet einen Fokus dieses Buches, welches in der Praxeologischen Wissenssoziologie und der Dokumentarischen Methode fundiert ist. Zugleich – als weiterer Fokus – wird Professionalisierung systematisch vom Interaktionssystem zwischen den beruflichen Akteur*innen und ihrer Klientel und deren Entscheidungslogik her gedacht und empirisch durchleuchtet, und von dort ausgehend dann auch mit Bezug auf die Person der Professionellen, ihre handlungsleitenden Wissensbestände, praktischen Reflexionspotentiale und beruflichen Biografien.
Als ein dritter Fokus werden die konstitutiven Bedingungen von Professionalisierung (wie ist professionalisierte Praxis generell zu definieren?) unterschieden von der Frage nach der normativen Bewertung (was ist eine ‚gelungene‘ oder ‚weniger gelungene‘ Professionalisierung?). Die konstitutiven Bedingungen von Professionalisierung sind dann gegeben, wenn – und dies wird als konstituierende Rahmung bezeichnet – Entscheidungen mit Bezug auf organisationale Normen und Programme sowie (theoretische) Expertisen habitualisiert getroffen und zugleich der Klientel in einem konjunktiven Erfahrungsraum vermittelt werden können. In dieser Interaktion sind (diskurs-) ethische Strukturen impliziert. Deren Rekonstruktion und Differenzierung kann dann die Grundlage für begründete normative Präferenzen seitens der Sozialwissenschaften darstellen.
Der Autor:
Prof. Dr. rer. soc., Dr. phil. habil. Ralf Bohnsack, Universitätsprofessor a.D., Freie Universität Berlin
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Target group:
Forschende und Lehrende der Soziologie, Erziehungswissenschaft und der Sozialen Arbeit
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