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Informationen zur Zeitschrift

ISSN: 2196-2138

ZQF 2-2022 | Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung

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ISSN: 2196-2138

Inhalt

ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung
2-2022: Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung
hrsg. von: Heike Ohlbrecht & Josephine Jellen

Schwerpunkt
Heike Ohlbrecht / Josephine Jellen: Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung
Malin Houben / Ann Kristin Augst: Mittendrin statt nur dabei: Die ethnografische Erforschung von Gesundheit und Krankheit
Stefan Dreßke: Der Gebrauch der Empfindlichkeit in somatischen Kulturen. Kopfschmerzdeutungen in der sozialen Mittelschicht
Ursula Offenberger / Tamara Schwertel: Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies und Situationsanalyse. Einsichten aus der Forschung zur Tiefen Hirnstimulation
Annette Franke: „Wenn alle Stricke reißen, hole ich ihn zu mir“. Subjektive Wahrnehmung, emotionale Belastungen und Ressourcen von „Distance Carers“ während der COVID-19-Pandemie
Mirjam Thanner / Kristina Milojkovic / Ikbale Siercks / Eckhard Nagel / René Hornung: Ökonomisierung des Gesundheitswesens: Zumutungen und Herausforderungen. Ein Beitrag zur qualitativen Forschung im ökonomisch-ärztlichen Dialog

Debatte
Thorsten Hertel: Subjekt, Objekt und die Wirkmacht des Exterioren. Zur Frage nach machtanalytischen Zugängen in aktuellen Debatten der Praxeologischen Wissenssoziologie

Freier Teil
Jannis Hergesell: Prozessorientierte betriebliche Gesundheitsforschung. Integration bei bedingter Gesundheit im Arbeitsalltag
Isabel Neto Carvalho / Mandy Schiefner-Rohs / Carina Troxler: Eye-Viewing als Verfahren der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung. Fokussierte Videographie mit Eye-Tracking-Technologie am Beispiel der Erforschung von medienbezogenen Praktiken in Schule und Unterricht
Melanie Pierburg: Sinnverstehen unter COVID-19-Bedingungen. Ein qualitativer Zugang zu (außer)alltäglichen Erfahrungen

Rezensionen
Stefanie Lübcke: Stefan Dreßke: Empfindliche Körper. Kopfschmerzpraktiken zwischen Alltag und Medizin
Markus Loichen: Andreas Wernet: Einladung zur Objektiven Hermeneutik. Ein Studienbuch für den Einstieg

Inhaltsverzeichnis

 

Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): zqf.budrich-journals.de
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Zusätzliche Informationen

Publisher

ISSN

2196-2138

eISSN

2196-2146

Volume

23. Jahrgang 2022

Edition

2

Date of publication

20.12.2022

Scope

172

Language

Deutsch

Format

17 x 24 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/zqf.v23i2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Homepage

https://zqf.budrich-journals.de

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Autor*innen

Keywords

Arbeitsalltag, COVID-19, Covid-19-Pandemie, distance caregiving, Distanz, dokumentarische Methode, empirische Feldforschung, Ethnografie, Ethnographie, Eye-Tracking, Eye-Viewing, Feldforschung, Gefühl, Gesundheitsforschung, Grounded Theory & Situationsanalyse, Integration, Konfliktmanagement, Konstruktivismus, Körper, Macht, Mediatisierbarkeit, Medizinmanagement, Medizinsoziologie, mentale Gesundheit, Orientierungsrahmen, pflegende Angehörige, praxeologische Wissenssoziologie, prozess-orientierte Forschung, qualitative Gesundheitsforschung, return to work, Schmerzen, Schul und Unterrichtsforschung, Science and Technology Studies, soziale Praktiken, soziales Milieu, Subjekt, subjektives Wissen, tiefe Hirnstimulation, Videographie, Ökonomisierung

Abstracts

Mittendrin statt nur dabei: Die ethnografische Erforschung von Gesundheit und Krankheit (Malin Houben & Ann Kristin Augst)
Der Artikel diskutiert die Potenziale und Herausforderungen von Ethnografie in Bezug auf den Forschungsgegenstand Gesundheit/Krankheit und verortet diese im Feld der multidisziplinären Gesundheitsforschung. Feldforschung und teilnehmende Beobachtung sind bewährte wie traditionsreiche Forschungsmethoden und Erkenntnisinstrumente zur Untersuchung von Krankheit und Gesundheit, scheinen bislang in der deutschsprachigen Gesundheitsforschung als Methode jedoch wenig etabliert bzw. institutionalisiert. Anhand von klassischer und neuerer ethnografischer Literatur werden vier zentrale Forschungsthemen mit einem Schwerpunkt auf die Verschränkungen von Körper- und Sozialität vorgestellt. Herausforderungen betreffen forschungspraktische und forschungsethische Fragen ebenso wie disziplinspezifische Akzeptanz- und Rezeptionsbarrieren in Wissenschaft und Praxis. Schlagwörter: Ethnografie, Feldforschung, Gesundheitsforschung, Medizinsoziologie, Körper
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Der Gebrauch der Empfindlichkeit in somatischen Kulturen. Kopfschmerzdeutungen in der sozialen Mittelschicht (Stefan Dreßke)
Die als chronisch etikettierten Schmerzen verursachen bei den Kranken und ihren Angehörigen erhebliche Leiden und neben den sozialen Kosten auch hohe ökonomische Kosten für das Versorgungs-, Sozial- und Wirtschaftssystem. Schmerzen sind jedoch nicht grundsätzlich pathologisch, vielmehr gehören sie als eine anthropologische Konstante zum Leben dazu. Sie sichern nicht nur das physische Überleben, sondern gehen als Körperausdruck in soziale Beziehungen ein, aktualisieren Identität und weisen Individuen ihre Positionen im gesellschaftlichen Geflecht zu. Dieser Beitrag thematisiert daher die Unschärfe zwischen Schmerz als alltäglicher unangenehmer Empfindung und Schmerz als Krankheit. Dazu werden anhand von leitfadengestützten biografischen Interviews Schmerzpraktiken und Schmerzdeutungen bei Kopfschmerzen untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass entsprechend des Inkorporierungsansatzes von Pierre Bourdieu (1982) Kopfschmerzen in milieutypische Reproduktions- und Lebensbedingungen eingehen, die sowohl das Alltagsverständnis von Schmerzen strukturieren, als auch darüber bestimmen, welche medizinischen Deutungsangebote angenommen werden. Schlagwörter: Schmerzen, Körper, soziales Milieu, Konstruktivismus, Gefühl
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Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies und Situationsanalyse. Einsichten aus der Forschung zur Tiefen Hirnstimulation (Ursula Offenberger & Tamara Schwertel)
Unser Beitrag zeigt am Beispiel einer qualitativen Analyse der Tiefen Hirnstimulation (THS), welchen Mehrwert eine Verknüpfung von Wissensbeständen der Science and Technology Studies (STS) mit der qualitativen Gesundheitsforschung bieten kann. Insbesondere argumentieren wir, wie hiermit eine Vermittlung von subjektzentrierten Perspektiven mit stärker ökologischen Perspektiven gelingen kann, und inwiefern genau hierin die Stärke qualitativer Forschung liegt. Wir greifen dafür auf Vorschläge von Adele Clarke (Clarke/Friese/Washburn 2018) zurück, die Grounded Theory in Richtung von Situationsanalysen weiterzuentwickeln, um historischen Verläufen, kollektiven Aushandlungsprozessen, Materialitäten und der Bedeutung von Diskursen analytisch stärker als bisher Rechnung zu tragen. Schlagwörter: Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies, Grounded Theory & Situationsanalyse, Tiefe Hirnstimulation
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„Wenn alle Stricke reißen, hole ich ihn zu mir“. Subjektive Wahrnehmung, emotionale Belastungen und Ressourcen von „Distance Carers“ während der COVID‐19‐Pandemie (Annette Franke)
Das Thema Unterstützung für pflege- und hilfebedürftige Angehörige über eine räumliche Distanz hinweg ist ein in Deutschland immer noch kaum untersuchtes Phänomen. Im Zuge der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen der ersten und zweiten Welle der COVID-19-Pandemie in Deutschland waren auch in Bezug auf ältere Menschen sog. „Distance Caregiving“-Pflegearrangements betroffen. Dabei ist kaum vertiefendes Wissen über die entsprechende Wahrnehmung aus Sicht der Distance Carers bekannt, für die Kommunikation und Hilfen aus der Distanz bereits vor der Pandemie gängige Praxis war. Der vorliegende Beitrag basiert auf qualitativen Interviewdaten von Juli bis November 2020 von N=10 Distance Carers in Deutschland, die mittels integrativen Basisverfahren analysiert wurden. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung von emotionalen Beziehungen unter den Angehörigen und die allgemeine Ambivalenz der Pandemie. So zeigt sich einerseits, dass die Kontaktbeschränkungen die Distance Carers emotional belastet haben, bspw. durch Verunsicherung und Sorge über den gesundheitlichen Zustand der Pflegebedürftigen. Andererseits ermöglichte die „legitime Auszeit“, sich stärker von der Pflege abzugrenzen oder neue Formen bspw. in der virtuellen Kommunikation auszuprobieren. In Bezug auf Ressourcen und Strategien konnten die Distance Carers häufig auf bereits vorhandene Helfer*innen vor Ort und etablierte organisatorische Strukturen zurückgreifen. Schlagwörter: Distance Caregiving; pflegende Angehörige; Distanz; COVID-19; mentale Gesundheit
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Ökonomisierung des Gesundheitswesens: Zumutungen und Herausforderungen. Ein Beitrag zur qualitativen Forschung im ökonomisch‐ärztlichen Dialog (Mirjam Thanner, Kristina Milojkovic, Ikbale Siercks, Eckhard Nagel & René Hornung)
Befürchtungen hinsichtlich zunehmender ökonomischer Einflüsse im Gesundheitswesen werden meist plakativ mit dem Schlagwort der Ökonomisierung zum Ausdruck gebracht. Während sich der ärztliche Behandlungsauftrag jedoch medizinethisch begründen lässt, ergibt sich die ökonomische Wirklichkeit aus einem komplexen Zusammenspiel von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und Ressourcenzuteilungen sowie den entsprechenden Reaktionen der Akteur*innen auf diese Vorgaben. Zur Beantwortung der Forschungsfragen, wie sich strukturell angelegte Spannungsfelder im Klinikalltag niederschlagen und wie Akteur*innen diese handhaben, griffen die Autor*innen auf Einzelinterviews und ein Fokusgruppeninterview mit jeweils inhaltsanalytischer Auswertung sowie auf die phänomenologische Analyse zurück. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollten einen Beitrag leisten für ein besseres Verständnis zwischen Medizin und Ökonomie im Klinikalltag. Schlagwörter: Ökonomisierung, Medizinmanagement, Konfliktmanagement
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Subjekt, Objekt und die Wirkmacht des Exterioren. Zur Frage nach machtanalytischen Zugängen in aktuellen Debatten der Praxeologischen Wissenssoziologie (Thorsten Hertel)
Ausgehend von einer Rekapitulation der jüngeren Debatte um neue methodologische Kategorien fragt der Beitrag nach dem Stellenwert machtanalytischer Perspektiven innerhalb der Praxeologischen Wissenssoziologie. In der Bezugnahme auf die vorhergehenden Debattenbeiträge wird eine Perspektive vorgeschlagen, die Macht als stets relationales, dem Subjekt aber gleichsam exteriores Phänomen denkt und die Differenz Subjekt/Objekt als relationale Positionierung innerhalb von Machtverhältnissen versteht. Die Perspektive wird im Dialog mit an Foucault anschließenden Konzepten, unter Rückgriff auf empirische Studien zum Phänomen der Rahmungsmacht sowie schließlich in Bezug auf die Frage nach den machtvollen Wirkungen ‚algorithmischen Wissens‘ im Kontext digitaler Medialität entfaltet. Schlagwörter: Dokumentarische Methode, Praxeologische Wissenssoziologie, Orientierungsrahmen, Macht, Subjekt
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Prozessorientierte betriebliche Gesundheitsforschung. Integration bei bedingter Gesundheit im Arbeitsalltag betriebliche Gesundheitsforschung (Jannis Hergesell)
Die Aushandlung über Verbleib in oder Rückkehr zur Arbeit bei veränderter Gesundheit ist ein komplexer sozialer Prozess in welchem heterogene Akteure interagieren und organisationale Rahmenbedingungen wirken. Ob eine Integration gelingt, wird demnach maßgeblich im betrieblichen Alltag verhandelt. In meinem Beitrag nutze ich das Potential qualitativ-interpretativer Gesundheitsforschung, diese alltäglichen Integrationspraktiken in den Blick zu nehmen und ihre Verlaufsmuster herauszuarbeiten. Anhand offen strukturierter Interviews mit verschiedenen betrieblichen Akteuren zeige ich, dass sich Integrationsprozesse in vier Phasen mit jeweils charakteristischen Ereignissen und Akteurskonstellationen unterteilen lassen. Deutlich wird, dass die betriebliche Praxis durch ein Wechselspiel zwischen formal-kodifizierten und informal-variablen Reaktionen auf Integrationsbedarfe geprägt ist und direkte Vorgesetzte Schlüsselakteure für eine gelingende Integration sind. Schlagwörter: Return to Work, prozess-orientierte Forschung, Integration, Arbeitsalltag
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Eye‐Viewing als Verfahren der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung. Fokussierte Videographie mit Eye‐Tracking‐Technologie am Beispiel der Erforschung von medienbezogenen Praktiken in Schule und Unterricht (Isabel Neto Carvalho, Mandy Schiefner‐Rohs & Carina Troxler)
Im folgenden Beitrag soll an Fällen aus der Schul- und Unterrichtsforschung gezeigt werden, wie es ein neues qualitatives Verfahren schafft, durch eine Fokussierungsbewegung an stärker ‘objektivierten’ – und somit von der eigenen Zuschreibung distanzierteren – Daten zu kommen, ohne die Setzung durch das Feld vorwegzunehmen. Hierzu nutzt das Verfahren die Eye-Tracking-Technologie als Ergänzung videographischer Feldzugänge. Die vor allem aus der quantifizierenden Eye-Movement-Forschung der Psychologie und Psycholinguistik bekannte Technologie birgt für ethnographisch angelegte Studien hohes Innovationspotenzial. Der folgende Beitrag skizziert dieses Potenzial, indem er unter dem Stichwort des Eye-Viewing das so entstehende Verfahren näher beschreibt. Dabei wird Fokussierte Videographie (eine an ethnographische Verfahren der Videodatenerhebung angelehnte Methode) durch Eye-Tracking-Technologie so ergänzt, so dass ein «Sehen durch die Augen Anderer» ermöglicht wird. Mittels Kombination von Aufzeichnungen aus Videokameras und Eye-Tracking-Brillen werden audiovisuelle Daten produziert, die die Perspektive der jeweiligen Akteur*innen viel stärker als bisher der Analyse zugänglich macht. Dies kann v.a. in der Erforschung medienbezogener Praktiken einen Beitrag leisten. Schlagwörter: Eye-Viewing, Videographie, Ethnographie, Eye-Tracking, Schul- und Unterrichtsforschung, Soziale Praktiken
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Sinnverstehen unter COVID‐19‐Bedingungen. Ein qualitativer Zugang zu (außer)alltäglichen Erfahrungen (Melanie Pierburg)
Im Rahmen der COVID-19-Pandemie haben sozialwissenschaftliche Zeitdiagnosen und empirische Analysen Konjunktur. Aufgrund der weitreichenden gesellschaftlichen Transformationen ergibt sich ein erhöhter Bedarf an Erklärungen. Genauso ist aber auch das Verstehen gefragt, für das klassischerweise die qualitative Sozialforschung verantwortlich zeichnet – wenn man die Teilung in eine standardisierte und eine nicht standardisierte empirische Richtung nicht als veraltet aufgibt. Methodisch gilt es demnach zu ergründen, was der spezifische Beitrag der interpretativ orientierten Verfahrensweisen zur Aufklärung der sozialen Folgen der Corona-Pandemie bereits ist und noch sein kann. Dieser Frage möchte ich nachgehen und außerdem die Feldforschung als Möglichkeit in den Fokus rücken, sich dem spezifischen Erleben der Zäsur anzunähern. Darüber hinaus möchte ich einen ethnographischen Zugang vorstellen, der Alltagsrepräsentationen radikalisiert, um lebensweltlichen Erfahrungen nachzuspüren. Dazu deute und kontextualisiere ich Datenmaterial, in dem ein Online-Artikel rezipiert wird, als Zugang zu spezifischen Konstruktionsformen gesellschaftlicher Wirklichkeit unter Pandemiebedingungen. Der Kontrast zu prominenten makrosoziologischen Zuschreibungen könnte kaum größer sein, dafür gerät ein besonderer Aspekt der Krise und ihrer Bewältigung in den Blick: der Übergang von abstrakten Welterkenntnissen in subjektbezogenes Wissen. Schlagwörter: COVID-19-Pandemie, empirische Feldforschung, Ethnographie, subjektives Wissen, Mediatisierbarkeit
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Inhalt

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ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung
2-2022: Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung
hrsg. von: Heike Ohlbrecht & Josephine Jellen

Schwerpunkt
Heike Ohlbrecht / Josephine Jellen: Perspektiven und Chancen qualitativer Gesundheitsforschung
Malin Houben / Ann Kristin Augst: Mittendrin statt nur dabei: Die ethnografische Erforschung von Gesundheit und Krankheit
Stefan Dreßke: Der Gebrauch der Empfindlichkeit in somatischen Kulturen. Kopfschmerzdeutungen in der sozialen Mittelschicht
Ursula Offenberger / Tamara Schwertel: Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies und Situationsanalyse. Einsichten aus der Forschung zur Tiefen Hirnstimulation
Annette Franke: „Wenn alle Stricke reißen, hole ich ihn zu mir“. Subjektive Wahrnehmung, emotionale Belastungen und Ressourcen von „Distance Carers“ während der COVID-19-Pandemie
Mirjam Thanner / Kristina Milojkovic / Ikbale Siercks / Eckhard Nagel / René Hornung: Ökonomisierung des Gesundheitswesens: Zumutungen und Herausforderungen. Ein Beitrag zur qualitativen Forschung im ökonomisch-ärztlichen Dialog

Debatte
Thorsten Hertel: Subjekt, Objekt und die Wirkmacht des Exterioren. Zur Frage nach machtanalytischen Zugängen in aktuellen Debatten der Praxeologischen Wissenssoziologie

Freier Teil
Jannis Hergesell: Prozessorientierte betriebliche Gesundheitsforschung. Integration bei bedingter Gesundheit im Arbeitsalltag
Isabel Neto Carvalho / Mandy Schiefner-Rohs / Carina Troxler: Eye-Viewing als Verfahren der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung. Fokussierte Videographie mit Eye-Tracking-Technologie am Beispiel der Erforschung von medienbezogenen Praktiken in Schule und Unterricht
Melanie Pierburg: Sinnverstehen unter COVID-19-Bedingungen. Ein qualitativer Zugang zu (außer)alltäglichen Erfahrungen

Rezensionen
Stefanie Lübcke: Stefan Dreßke: Empfindliche Körper. Kopfschmerzpraktiken zwischen Alltag und Medizin
Markus Loichen: Andreas Wernet: Einladung zur Objektiven Hermeneutik. Ein Studienbuch für den Einstieg

Inhaltsverzeichnis

 

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ISSN

2196-2138

eISSN

2196-2146

Volume

23. Jahrgang 2022

Edition

2

Date of publication

20.12.2022

Scope

172

Language

Deutsch

Format

17 x 24 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/zqf.v23i2

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https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

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Mittendrin statt nur dabei: Die ethnografische Erforschung von Gesundheit und Krankheit (Malin Houben & Ann Kristin Augst)
Der Artikel diskutiert die Potenziale und Herausforderungen von Ethnografie in Bezug auf den Forschungsgegenstand Gesundheit/Krankheit und verortet diese im Feld der multidisziplinären Gesundheitsforschung. Feldforschung und teilnehmende Beobachtung sind bewährte wie traditionsreiche Forschungsmethoden und Erkenntnisinstrumente zur Untersuchung von Krankheit und Gesundheit, scheinen bislang in der deutschsprachigen Gesundheitsforschung als Methode jedoch wenig etabliert bzw. institutionalisiert. Anhand von klassischer und neuerer ethnografischer Literatur werden vier zentrale Forschungsthemen mit einem Schwerpunkt auf die Verschränkungen von Körper- und Sozialität vorgestellt. Herausforderungen betreffen forschungspraktische und forschungsethische Fragen ebenso wie disziplinspezifische Akzeptanz- und Rezeptionsbarrieren in Wissenschaft und Praxis. Schlagwörter: Ethnografie, Feldforschung, Gesundheitsforschung, Medizinsoziologie, Körper
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Der Gebrauch der Empfindlichkeit in somatischen Kulturen. Kopfschmerzdeutungen in der sozialen Mittelschicht (Stefan Dreßke)
Die als chronisch etikettierten Schmerzen verursachen bei den Kranken und ihren Angehörigen erhebliche Leiden und neben den sozialen Kosten auch hohe ökonomische Kosten für das Versorgungs-, Sozial- und Wirtschaftssystem. Schmerzen sind jedoch nicht grundsätzlich pathologisch, vielmehr gehören sie als eine anthropologische Konstante zum Leben dazu. Sie sichern nicht nur das physische Überleben, sondern gehen als Körperausdruck in soziale Beziehungen ein, aktualisieren Identität und weisen Individuen ihre Positionen im gesellschaftlichen Geflecht zu. Dieser Beitrag thematisiert daher die Unschärfe zwischen Schmerz als alltäglicher unangenehmer Empfindung und Schmerz als Krankheit. Dazu werden anhand von leitfadengestützten biografischen Interviews Schmerzpraktiken und Schmerzdeutungen bei Kopfschmerzen untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass entsprechend des Inkorporierungsansatzes von Pierre Bourdieu (1982) Kopfschmerzen in milieutypische Reproduktions- und Lebensbedingungen eingehen, die sowohl das Alltagsverständnis von Schmerzen strukturieren, als auch darüber bestimmen, welche medizinischen Deutungsangebote angenommen werden. Schlagwörter: Schmerzen, Körper, soziales Milieu, Konstruktivismus, Gefühl
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Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies und Situationsanalyse. Einsichten aus der Forschung zur Tiefen Hirnstimulation (Ursula Offenberger & Tamara Schwertel)
Unser Beitrag zeigt am Beispiel einer qualitativen Analyse der Tiefen Hirnstimulation (THS), welchen Mehrwert eine Verknüpfung von Wissensbeständen der Science and Technology Studies (STS) mit der qualitativen Gesundheitsforschung bieten kann. Insbesondere argumentieren wir, wie hiermit eine Vermittlung von subjektzentrierten Perspektiven mit stärker ökologischen Perspektiven gelingen kann, und inwiefern genau hierin die Stärke qualitativer Forschung liegt. Wir greifen dafür auf Vorschläge von Adele Clarke (Clarke/Friese/Washburn 2018) zurück, die Grounded Theory in Richtung von Situationsanalysen weiterzuentwickeln, um historischen Verläufen, kollektiven Aushandlungsprozessen, Materialitäten und der Bedeutung von Diskursen analytisch stärker als bisher Rechnung zu tragen. Schlagwörter: Qualitative Gesundheitsforschung, Science and Technology Studies, Grounded Theory & Situationsanalyse, Tiefe Hirnstimulation
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„Wenn alle Stricke reißen, hole ich ihn zu mir“. Subjektive Wahrnehmung, emotionale Belastungen und Ressourcen von „Distance Carers“ während der COVID‐19‐Pandemie (Annette Franke)
Das Thema Unterstützung für pflege- und hilfebedürftige Angehörige über eine räumliche Distanz hinweg ist ein in Deutschland immer noch kaum untersuchtes Phänomen. Im Zuge der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen der ersten und zweiten Welle der COVID-19-Pandemie in Deutschland waren auch in Bezug auf ältere Menschen sog. „Distance Caregiving“-Pflegearrangements betroffen. Dabei ist kaum vertiefendes Wissen über die entsprechende Wahrnehmung aus Sicht der Distance Carers bekannt, für die Kommunikation und Hilfen aus der Distanz bereits vor der Pandemie gängige Praxis war. Der vorliegende Beitrag basiert auf qualitativen Interviewdaten von Juli bis November 2020 von N=10 Distance Carers in Deutschland, die mittels integrativen Basisverfahren analysiert wurden. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung von emotionalen Beziehungen unter den Angehörigen und die allgemeine Ambivalenz der Pandemie. So zeigt sich einerseits, dass die Kontaktbeschränkungen die Distance Carers emotional belastet haben, bspw. durch Verunsicherung und Sorge über den gesundheitlichen Zustand der Pflegebedürftigen. Andererseits ermöglichte die „legitime Auszeit“, sich stärker von der Pflege abzugrenzen oder neue Formen bspw. in der virtuellen Kommunikation auszuprobieren. In Bezug auf Ressourcen und Strategien konnten die Distance Carers häufig auf bereits vorhandene Helfer*innen vor Ort und etablierte organisatorische Strukturen zurückgreifen. Schlagwörter: Distance Caregiving; pflegende Angehörige; Distanz; COVID-19; mentale Gesundheit
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Ökonomisierung des Gesundheitswesens: Zumutungen und Herausforderungen. Ein Beitrag zur qualitativen Forschung im ökonomisch‐ärztlichen Dialog (Mirjam Thanner, Kristina Milojkovic, Ikbale Siercks, Eckhard Nagel & René Hornung)
Befürchtungen hinsichtlich zunehmender ökonomischer Einflüsse im Gesundheitswesen werden meist plakativ mit dem Schlagwort der Ökonomisierung zum Ausdruck gebracht. Während sich der ärztliche Behandlungsauftrag jedoch medizinethisch begründen lässt, ergibt sich die ökonomische Wirklichkeit aus einem komplexen Zusammenspiel von gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und Ressourcenzuteilungen sowie den entsprechenden Reaktionen der Akteur*innen auf diese Vorgaben. Zur Beantwortung der Forschungsfragen, wie sich strukturell angelegte Spannungsfelder im Klinikalltag niederschlagen und wie Akteur*innen diese handhaben, griffen die Autor*innen auf Einzelinterviews und ein Fokusgruppeninterview mit jeweils inhaltsanalytischer Auswertung sowie auf die phänomenologische Analyse zurück. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollten einen Beitrag leisten für ein besseres Verständnis zwischen Medizin und Ökonomie im Klinikalltag. Schlagwörter: Ökonomisierung, Medizinmanagement, Konfliktmanagement
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Subjekt, Objekt und die Wirkmacht des Exterioren. Zur Frage nach machtanalytischen Zugängen in aktuellen Debatten der Praxeologischen Wissenssoziologie (Thorsten Hertel)
Ausgehend von einer Rekapitulation der jüngeren Debatte um neue methodologische Kategorien fragt der Beitrag nach dem Stellenwert machtanalytischer Perspektiven innerhalb der Praxeologischen Wissenssoziologie. In der Bezugnahme auf die vorhergehenden Debattenbeiträge wird eine Perspektive vorgeschlagen, die Macht als stets relationales, dem Subjekt aber gleichsam exteriores Phänomen denkt und die Differenz Subjekt/Objekt als relationale Positionierung innerhalb von Machtverhältnissen versteht. Die Perspektive wird im Dialog mit an Foucault anschließenden Konzepten, unter Rückgriff auf empirische Studien zum Phänomen der Rahmungsmacht sowie schließlich in Bezug auf die Frage nach den machtvollen Wirkungen ‚algorithmischen Wissens‘ im Kontext digitaler Medialität entfaltet. Schlagwörter: Dokumentarische Methode, Praxeologische Wissenssoziologie, Orientierungsrahmen, Macht, Subjekt
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Prozessorientierte betriebliche Gesundheitsforschung. Integration bei bedingter Gesundheit im Arbeitsalltag betriebliche Gesundheitsforschung (Jannis Hergesell)
Die Aushandlung über Verbleib in oder Rückkehr zur Arbeit bei veränderter Gesundheit ist ein komplexer sozialer Prozess in welchem heterogene Akteure interagieren und organisationale Rahmenbedingungen wirken. Ob eine Integration gelingt, wird demnach maßgeblich im betrieblichen Alltag verhandelt. In meinem Beitrag nutze ich das Potential qualitativ-interpretativer Gesundheitsforschung, diese alltäglichen Integrationspraktiken in den Blick zu nehmen und ihre Verlaufsmuster herauszuarbeiten. Anhand offen strukturierter Interviews mit verschiedenen betrieblichen Akteuren zeige ich, dass sich Integrationsprozesse in vier Phasen mit jeweils charakteristischen Ereignissen und Akteurskonstellationen unterteilen lassen. Deutlich wird, dass die betriebliche Praxis durch ein Wechselspiel zwischen formal-kodifizierten und informal-variablen Reaktionen auf Integrationsbedarfe geprägt ist und direkte Vorgesetzte Schlüsselakteure für eine gelingende Integration sind. Schlagwörter: Return to Work, prozess-orientierte Forschung, Integration, Arbeitsalltag
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Eye‐Viewing als Verfahren der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung. Fokussierte Videographie mit Eye‐Tracking‐Technologie am Beispiel der Erforschung von medienbezogenen Praktiken in Schule und Unterricht (Isabel Neto Carvalho, Mandy Schiefner‐Rohs & Carina Troxler)
Im folgenden Beitrag soll an Fällen aus der Schul- und Unterrichtsforschung gezeigt werden, wie es ein neues qualitatives Verfahren schafft, durch eine Fokussierungsbewegung an stärker ‘objektivierten’ – und somit von der eigenen Zuschreibung distanzierteren – Daten zu kommen, ohne die Setzung durch das Feld vorwegzunehmen. Hierzu nutzt das Verfahren die Eye-Tracking-Technologie als Ergänzung videographischer Feldzugänge. Die vor allem aus der quantifizierenden Eye-Movement-Forschung der Psychologie und Psycholinguistik bekannte Technologie birgt für ethnographisch angelegte Studien hohes Innovationspotenzial. Der folgende Beitrag skizziert dieses Potenzial, indem er unter dem Stichwort des Eye-Viewing das so entstehende Verfahren näher beschreibt. Dabei wird Fokussierte Videographie (eine an ethnographische Verfahren der Videodatenerhebung angelehnte Methode) durch Eye-Tracking-Technologie so ergänzt, so dass ein «Sehen durch die Augen Anderer» ermöglicht wird. Mittels Kombination von Aufzeichnungen aus Videokameras und Eye-Tracking-Brillen werden audiovisuelle Daten produziert, die die Perspektive der jeweiligen Akteur*innen viel stärker als bisher der Analyse zugänglich macht. Dies kann v.a. in der Erforschung medienbezogener Praktiken einen Beitrag leisten. Schlagwörter: Eye-Viewing, Videographie, Ethnographie, Eye-Tracking, Schul- und Unterrichtsforschung, Soziale Praktiken
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Sinnverstehen unter COVID‐19‐Bedingungen. Ein qualitativer Zugang zu (außer)alltäglichen Erfahrungen (Melanie Pierburg)
Im Rahmen der COVID-19-Pandemie haben sozialwissenschaftliche Zeitdiagnosen und empirische Analysen Konjunktur. Aufgrund der weitreichenden gesellschaftlichen Transformationen ergibt sich ein erhöhter Bedarf an Erklärungen. Genauso ist aber auch das Verstehen gefragt, für das klassischerweise die qualitative Sozialforschung verantwortlich zeichnet – wenn man die Teilung in eine standardisierte und eine nicht standardisierte empirische Richtung nicht als veraltet aufgibt. Methodisch gilt es demnach zu ergründen, was der spezifische Beitrag der interpretativ orientierten Verfahrensweisen zur Aufklärung der sozialen Folgen der Corona-Pandemie bereits ist und noch sein kann. Dieser Frage möchte ich nachgehen und außerdem die Feldforschung als Möglichkeit in den Fokus rücken, sich dem spezifischen Erleben der Zäsur anzunähern. Darüber hinaus möchte ich einen ethnographischen Zugang vorstellen, der Alltagsrepräsentationen radikalisiert, um lebensweltlichen Erfahrungen nachzuspüren. Dazu deute und kontextualisiere ich Datenmaterial, in dem ein Online-Artikel rezipiert wird, als Zugang zu spezifischen Konstruktionsformen gesellschaftlicher Wirklichkeit unter Pandemiebedingungen. Der Kontrast zu prominenten makrosoziologischen Zuschreibungen könnte kaum größer sein, dafür gerät ein besonderer Aspekt der Krise und ihrer Bewältigung in den Blick: der Übergang von abstrakten Welterkenntnissen in subjektbezogenes Wissen. Schlagwörter: COVID-19-Pandemie, empirische Feldforschung, Ethnographie, subjektives Wissen, Mediatisierbarkeit
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