Description
Seit mehr als 2500 Jahren sind Geschlechterkonzepte heiß umkämpft. Zur Orientierung in diesen Auseinandersetzungen ist es wichtig, ihre Traditionen ebenso wie eroberte Alternativen zu kennen. Simone de Beauvoirs Konzepte der „Existenz“ und „sexuellen Differenzierung“ und Hannah Arendts Begriff der „Pluralität“ stellen entscheidende Prüfsteine dafür dar, die philosophische Kategorienlehre und deren Verstrickungen mit Geschlechtertheoremen zu rekonstruieren. Die Autorin untersucht Geschlechterdiskurse in der Philosophiegeschichte von der Antike bis in die Moderne, macht die zugrunde liegenden Konzepte sichtbar und zeigt darin Kontinuitäten und Brüche auf.
Es geht hierbei zunächst darum, die Zusammenhänge zwischen Geschlechterkonzepten und den Erfindungen von Ontologie, Metaphysik bzw. Gerechtigkeit bei Parmenides, Aristoteles und Platon nachzuvollziehen und sich zugleich die Lücken und Uneindeutigkeiten in diesen Diskurses zunutze machen. So wird es sich herausstellen, dass zwei Substanz-Begriffe unterschieden werden müssen, die einander diametral entgegenstehen. Beauvoir wird diesen Unterschied aufgreifen und ferner Hegel folgend die „Existenz-Substanz“ zur Grundlage ihres Geschlechterdiskurses machen.
Nachfolgend werden kategoriale Gewohnheiten aufgesucht, die Geschlechterdiskurse gewöhnlich strukturieren. Geschlechtertheoreme werden aber auch als kritisches Moment herangezogen, um Kategorisierungsgewohnheiten zu diskutieren und präzisieren.
Ein weiterer Schwerpunkt wird darin liegen, das Klassifizierungsgefüge „Überlegenheit, Unterlegenheit und Gleichheit“ (Beauvoir) zu korrigieren, das Geschlechterverhältnisse grundlegend strukturiert. Hierfür werden Platons „Gastmahl“ und Aristoteles‘ Politische Philosophie und Gerechtigkeitsdiskurs ebenso herangezogen wie Argumentationsfiguren der modernen Philosophie (Kant, Hegel, Fichte, Fourier) und Hildegard von Bingens und Jane Austens Konzeptionen eines „tugendethischen Realismus“, der die Situation von Frauen zum Kriterium für maßvolles Handeln und Urteilen erhebt. Um diese weiblichen Traditionen sichtbar zu machen, sind methodologische Überlegungen wichtig, die den investigativen Charakter von freiheitlichen Geschlechterdiskursen verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
PD Dr. phil. Dr. theol. Andrea Günter, Privatdozentin für Philosophie, u.a. an der Universität Freiburg; freischaffende Autorin und Referentin in der Beruflichen Fort- und Weiterbildung; Coaching-, Teamentwicklungs- und Moderationsprojekte
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Die Zielgruppe:
Lehrende und Forschende der Gender Studies und Philosophie
Mareike Borger –
In dieser Publikation setzt sich die Autorin tiefgreifend mit dem von ihr für den Geschlechterdiskurs geforderten genealogischen Bewusstsein auseinander. Von den antiken Geschlechterdiskursen – man erinnere sich an die Frau als passive Pflanze bzw. den Mann als aktives Tier – bis hin zu Jane Austens Roman als Abbildung von „Geschlechterkonturen“, zeichnet sie den Geschlechterdiskurs nach, ohne den Kontakt zur Gegenwart zu verlieren. Günter zeigt aus verschiedenen, spannenden Perspektiven die Genealogie von Geschlechterverhältnissen und -beziehungen und verknüpft diese mit Kategorien wie Natur, Haben/Besitz, Zeit, Differenz und Politik.
Für mich ist das Buch weniger eine Einführung als eher eine Weiterführung eigener Studieninhalte. Daher würde ich es eher Studierenden mit etwas Vorwissen empfehlen. Für mich als Politik- und Germanistikstudierenden gab es viele interessante Verknüpfungen dieser Bereiche mit der Geschlechterforschung – eine Fundgrube für Hausarbeitsthemen!
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