Inhalt
Diskurs Kindheits- und Jugendforschung / Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research
3-2024: Problemdimensionen und Krisenkonstellationen in und mit Schule
In memoriam
Andreas Walther / Barbara Stauber: Lothar Böhnisch (1944–2024) – Lebensbewältigung – Grenzen und Entgrenzungen (im Open Access verfügbar)
Editorial
Mirja Silkenbeumer / Anja Eckold / Janine Stoeck: Problemdimensionen und Krisenkonstellationen in und mit Schule – Zwischen Anpassung und Widerstand
Schwerpunktbeiträge
Julia Becher: Medikalisierung schulbezogener Krisen – Schüler:in-Sein zwischen Pathologisierung, Leiden in und an Schule und der Beanspruchung von Teilhabe
Thorsten Hertel: Ambivalente Disziplinarsubjekte. Schüler:in-Sein und die Erfahrung der Strafe am Beispiel des schulischen Trainingsraums
Tim Böder: Gegenentwürfe zur Scholarisierung der Jugendphase. Zu elterlichen Begründungstypen, Individuationsidealen und -szenarien entschulter Jugend(en)
Anja Eckold: Schulverweigerung als familiales Problem
Freie Beiträge
Rahel Kästner / Jeanette Roos: Gestern, Heute, Ost, West: Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter drei Jahren
Anett Wolgast / Manuela Keller-Schneider: Die Relevanz der schulischen Lern- und Leistungszielorientierungen von Schüler:innen für deren wahrgenommene soziale Beziehungen in ihrer Schulklasse
Kurzbeitrag
Kilian Hampel / Simon Schnetzer / Klaus Hurrelmann: Trendstudie Jugend in Deutschland: Erkenntnisse aus der sechsten Befragung 2023
Rezensionen
Kristina Schierbaum: Jona Tomke Garz (2022). Zwischen Anstalt und Schule. Eine Wissensgeschichte der Erziehung „schwachsinniger“ Kinder in Berlin, 1845–1914. Bielefeld: transcript
Saskia Bender: Ulrike Becker (2023). Auffälliges Verhalten in der Schule. Pädagogisches Verstehen und Handeln. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich
Einzelbeitrags-Download (Open Access/Gebühr): diskurs.budrich-journals.de
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Abstracts
Medikalisierung schulbezogener Krisen – Schüler:in-Sein zwischen Pathologisierung, Leiden in und an Schule und der Beanspruchung von Teilhabe (Julia Becher)
Der Beitrag zeigt ausgehend von Erkenntnissen einer schüler:innenbiografischen rekonstruktiven Längsschnittstudie, welche Bedeutung die Bearbeitung schulbezogener Krisen innerhalb des medizinisch-therapeutischen Handlungsfeldes lebensgeschichtlich einnimmt und wie sich infolgedessen bildungsbiografische Entwürfe restrukturieren. Anhand der Fallanalysen wird verdeutlicht, wie sich, im Laufe des Lebens, Aneignungen psychiatrischen Wissens und diagnoseförmiger Zuschreibungen in Relation zu schulbiografischen Exklusions- und Verletzungserfahrungen vollziehen und hierüber Teilhabeansprüche artikuliert werden. Im Hinblick auf die Erforschung von Prozessen der Pathologisierung schulbezogener Krisen widmet sich der Aufsatz einem subjekt- und biografietheoretischen Desiderat und argumentiert für die Berücksichtigung sinnstruktureller Zusammenhänge, wobei an das strukturtheoretisch fundierte Konzept des Bildungsselbst angeknüpft und dieses mit Blick auf die medizinisch-therapeutische Bearbeitung schulbezogener Krisen geschärft wird. Schlagwörter: Schule, Pathologisierung, psycho-soziale Krisen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Exklusion
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Ambivalente Disziplinarsubjekte. Schüler:in-Sein und die Erfahrung der Strafe am Beispiel des schulischen Trainingsraums (Thorsten Hertel)
Der Beitrag beleuchtet Erfahrungen des Diszipliniert-Werdens in der Schule anhand von Rekonstruktionen zur Wahrnehmung des pädagogischen Trainingsraums. Ausgehend von einer an Foucault anschließenden Lesart der (spät-)modernen Schule als eines Machtdispositivs und vermittels dokumentarischer Rekonstruktionen geht der Beitrag empirisch der Frage nach, wie sich Erfahrungen des Diszipliniert-Werdens im Sinne der Unterwerfung unter schulische Regel-, Ordnungs- und Bestrafungssysteme im Wissen von Schüler:innen niederschlagen. Datengrundlage bilden Gruppendiskussionen mit Schüler:innen aus einer Schule in einem sozial marginalisierten Quartier einer deutschen Großstadt. Dabei tritt erstens die Erfahrung von Disziplin und Strafe als willkürliche Exklusion zu Tage. Zweitens zeigt sich sodann aber empirisch, dass die Grundlogik des Punitiven gleichwohl in den Orientierungsrahmen der Schüler:innen perpetuiert wird. Schlagwörter: Disziplinierung, Exklusion, Macht, Subjekt, Subjektivierung
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Gegenentwürfe zur Scholarisierung der Jugendphase. Zu elterlichen Begründungstypen, Individuationsidealen und -szenarien entschulter Jugend(en) (Tim Böder)
Die symbolische Ordnung der Jugend wird zentral durch die schulische Vormachtstellung bestimmt. Dazu in Opposition stehen Entschulungspraktiken, wie sie durch Familien und Jugendliche aus der ,Freilerner‘-Bewegung umgesetzt werden und welche im Beschulungsnormativ unter enormen Rechtfertigungsdruck geraten. Gestützt auf Erkenntnisse aus einer qualitativ-rekonstruktiven Studie (Böder, 2022), fragt der Beitrag ausgehend von drei Begründungstypen familialer Entschulung, durch welche Krisenkonstellation das Verhältnis von Familie, Jugendlichen und Schule aus der Sicht von Eltern aus der ,Freilerner‘ Bewegung bestimmt ist und welche Individuationsideale und -szenarien entschulter Jugend(en) dem entgegengesetzt werden. Die Befunde verdeutlichen ein diversifiziertes Spektrum entschulter Jugend(en) mit Chancen und Risiken für die Individuierung Jugendlicher. Abschließend werden die Befunde bilanziert und weiterführende Forschungs- und Diskurseinsätze markiert. Schlagwörter: Beschulungsnormativ, Entschulung, Freilerner, Individuation, Jugend
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Schulverweigerung als familiales Problem (Anja Eckold)
Schulverweigerung wird in diesem Beitrag nicht als Krise oder Pathologie zum Thema, sondern als eine Herausforderung für die familiale Erziehung. Beginnend mit einer Einführung in die Geschichte einer Familie, in der zwei Kinder die Schule unregelmäßig besuchen, wird die Frage nach der Schulverweigerung als familialem Erziehungsproblem gestellt. Im theoretischen Teil wird der Bogen von Arendt (Autorität) und Weber (Macht, Legitimität) über Bourdieu/Passeron, Foucault bis Ecarius (Disziplinierung, Erziehung) geschlagen und die Frage nach einer Erziehungsverunsicherung aufgeschlossen, die seitens der Eltern gegenüber der kindlichen Verweigerung des Schulbesuchs anschließend untersucht wird. Die rekonstruktive Auseinandersetzung mit dem Fallbeispiel weist nicht in Richtung pädagogisch notwendiger Unterstützung des Kindes, sondern wird als ein Phänomen erkannt, dem auf diese Weise gerade nicht wirksam begegnet werden kann. Schlagwörter: Erziehung, Familie, Schulverweigerung
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Gestern, Heute, Ost, West: Einstellungen pädagogischer Fachkräfte zur Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter drei Jahren (Rahel Kästner, Jeanette Roos)
Die außerfamiliäre Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter drei Jahren weist auch knapp 33 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung regionale Unterschiede auf. Im Spannungsfeld früher außerfamiliärer Betreuung sind biografische Einflüsse, vielfältige Familienverhältnisse, regionale und allgemeine politische Rahmenbedingungen sowie kontroverse Haltungen miteinander verflochten. Wie spiegeln sich diese Verflechtungen in der Haltung pädagogischer Fachkräfte wider? Im vorliegenden Beitrag wurden N=303 pädagogische Fachkräfte aus Ost- und Westdeutschland hinsichtlich ihrer Einstellungen zum Eintritt und zum Umfang außerfamiliärer Betreuung im U3-Bereich verglichen und die Ergebnisse mit Blick auf das Zusammenspiel biografischer, gesellschaftlicher und politischer Gegebenheiten diskutiert. Schlagwörter: Außerfamiliäre Betreuung, U3-Bereich, frühkindliche Professionalität pädagogischer Fachkräfte, professionelle Haltung
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Die Relevanz der schulischen Lern- und Leistungszielorientierungen von Schüler:innen für deren wahrgenommene soziale Beziehungen in ihrer Schulklasse (Anett Wolgast, Manuela Keller-Schneider)
Soziale Wahrnehmungen und positiv erlebte soziale Interaktionen sind wichtig für spätere Erfahrungen in heterogenen Gruppen, kultureller Vielfalt und inklusiven Bildungskontexten. Basierend auf sozialkognitiven Theorien sind aus zahlreichen Studien Erkenntnisse zur Bedeutung von Motivation in der Schule vorhanden. Relativ wenig beforscht sind jedoch Längsschnittbeziehungen zwischen der schulischen Lern- oder Leistungszielorientierung von Schüler:innen und ihrer späteren Wahrnehmung sozialer Beziehungen zu anderen Kindern in der Schule. Ziel dieses Beitrags ist zu überprüfen, inwiefern sich bei Schüler:innen (Durchschnittsalter 11 Jahre) die Beziehungen zwischen ihrer Lern- vs. Leistungszielorientierung und ihrer späteren Wahrnehmung sozialer Beziehungen zu anderen Schulkindern unterscheiden. Mittels einer Strukturgleichungsmodellierung wird dies anhand von Daten über zwei Messzeitpunkte aus der Längsschnittstudie RUMBA-S mit Schüler:innen der Primarstufe in der Schweiz untersucht. Die Ergebnisse zeigen statistisch signifikante Effekte von der Lernzielorientierung der Schüler:innen auf ihre späteren wahrgenommenen sozialen Beziehungen zu Mitschüler:innen, jedoch nicht signifikante Zusammenhänge zwischen der Leistungszielorientierung und den wahrgenommenen sozialen Beziehungen. Schlagwörter: Lernzielorientierung, Leistungszielorientierung, Schülerinnen, Schüler, soziale Beziehungen, soziale Selbstwirksamkeitserwartung
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