Beschreibung
Open Access: Der Titel „Zur Doppelbödigkeit des Unterrichts als Bühne“ (DOI: 10.3224/84742596) ist kostenlos im Open Access (PDF) herunterladbar oder kostenpflichtig als Print-Ausgabe erhältlich. Der Titel steht unter der Creative Commons Lizenz Attribution 4.0 International (CC BY 4.0): https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Welche Handlungspraktiken und Dynamiken lassen sich in der Interaktion zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen feststellen? Wie wird die Interaktionsordnung des Unterrichts hergestellt und aufrechterhalten? Welche Erkenntnisse können die Dokumentarische Methode und Tiefenhermeneutik darüber liefern und welchen Mehrwert bietet eine Methodentriangulation? Die Studie untersucht die Interaktion in einer 3. Klasse der Sekundarstufe I über einen Erhebungszeitraum von zwei Schuljahren.
Die vorliegende Forschungssarbeit ist der qualitativ-empirischen Unterrichtsforschung zuzuordnen und beschäftigt sich mit den Handlungspraktiken und Interaktionsdynamiken in der LehrerInnen-SchülerInnen-Interaktion während des schulischen Unterrichts. Dabei wird der zentralen Frage nachgegangen, wie die Interaktionsordnung des Unterrichts durch Handlungspraktiken und Interaktionsdynamiken hergestellt bzw. aufrechterhalten wird und in welchem Verhältnis die durch die Dokumentarische Methode und Tiefenhermeneutik gewonnenen Erkenntnisse stehen bzw. welchen Mehrwert die Methodentriangulation dieser beiden Verfahren für die Bearbeitung dieser Fragestellung liefert. Die Datenerhebung erfolgte in einer 3. Klasse (7. Schulstufe) der Sekundarstufe I eines Realgymnasiums in Wien. Der Erhebungszeitraum wurde für zwei Schuljahre festgelegt. Als Fall wurde die Interaktion zwischen einem Lehrer (im Unterrichtsfach Mathematik) und den SchülerInnen der ausgewählten Klasse definiert. Die Datenauswertung mittels der Dokumentarischen Methode und der Tiefenhermeneutik sowie die Triangulation dieser beiden Verfahren zielten darauf ab, die unterrichtliche Interaktion multiperspektivisch und multimethodisch auf verschiedenen Ebenen zu untersuchen. Die zentralen Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Auf der Ebene der Handlungspraxis und auf der Ebene des manifesten Sinns wurde durch die rekonstruktive Fallanalyse deutlich, dass zwischen dem Lehrer und den SchülerInnen ein hierarchisches Machtverhältnis vorherrscht. Dieses Machtverhältnis lässt sich einerseits durch die institutionellen Rahmenbedingungen der Schule erklären. Andererseits wird es während des schulischen Unterrichts in den gesetzten Handlungspraktiken der beteiligten AkteurInnen in der sozialen Interaktion reproduziert, sodass es sich in einem Machtspiel verselbstständigt, das schließlich in einem Machtkampf um Selbstbehauptung gipfelt. Durch die in Szene gesetzte Machtdemonstration des Lehrers, die nicht nur eine Unterrichtsstörung initiiert und dadurch eine Gefährung für die Interaktionsordnung darstellt, erscheint die Aufrechterhaltung der Interaktionsordnung für die SchülerInnen sehr mühsam und kann nur dadurch bewerkstelligt werden, indem sie sich ihrer SchülerInnenrolle bedienen und ihren erwarteten SchülerInnenjob erledigen bzw. dem Verbrüderungsversuch des Lehrers folgen und sich dabei gegen einen/eine eigene/n MitschülerIn stellen. Durch die tiefenhermeneutische Analyse wurde deutlich, dass der Mehrwert dieser Methode auch darin besteht, einen Zugang zu den an der Interaktion beteiligten unbewussten Dimensionen zu erhalten und dabei zu rekonstruieren, weshalb und wie dieses Machtspiel, das gleichsam auf der latenten Sinnebene wirksam ist, gemeinsam aufrechterhalten wird.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
Dr. Julia Reischl Mag.a Dr.in, ist Assistenzprofessorin für Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud PrivatUniversität Linz, Generalsekretärin des Instituts für Kulturpsychologie und qualitative Sozialforschung (ikus), mehrjährige Lektorin an den Universitäten Wien und Innsbruck, sowie angehende individualpsychologische Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenanalytikerin. In ihrer Forschung widmet sie sich multiperspektivisch und multimethodisch dem Umgang mit Beschämungserfahrungen im Kontext von Schule und Universität.
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Die Zielgruppe:
Forschende und Lehrende der Erziehungs- und Bildungswissenschaft
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